Da darf man gespannt sein.

Spenden – aber nicht nur für Bäume

Senden –  Die Bürgerinitiative „Neue Bäume für Sendens Wald“ sammelte Spenden. Allerdings für Flächen, die ohnehin aufgeforstet worden wären. Was mit dem Geld passierte, ergaben WN-Nachfragen. Von Dietrich Harhues

Samstag, 08.02.2020, 06:45 Uhr

Gelungenes Event und Umweltbildung: die Pflanzaktion in der Dorfbauerschaft. Foto: hha

„Schulterschluss gegen den Klimawandel“, so lautete die WN-Schlagzeile am 27. Januar. Doch sie hallte mit einem Missklang nach. Denn um die Pflanzaktionen der Initiative „Neue Bäume für Sendens Wald“ kreist eine Debatte, die vor allem im Internet geführt wurde. Die Kritik lautete: Es wird für zwei Flächen Geld gesammelt …

Bitte weiterlesen in den WN, wenn ihr euch für die Fragen und die Antworten interessiert. Lest auch den Kommentar und die Westfalenseite.
https://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Coesfeld/Senden/4124231-Pflanzaktion-wirft-Fragen-auf-Spenden-aber-nicht-nur-fuer-Baeume

Kommentar in den WN.

„WN Westfalen: Spenden für Bäume gesammelt Aufforstung stand ohnehin an

-Von Dietrich Harhues- Senden – Für Bäume spenden, die ohnehin gepflanzt würden? Diesen Eindruck hinterließen zwei Aktionen, für die die Initiative „Neue Bäume für Sendens Wald“, getrommelt, gesammelt und gebuddelt hat. Das Öko-Bündnis unter Federführung von Angehörigen der lokalen Agenda-21-Gruppe und unter Beteiligung von „Fridays for Future“ Senden hatte auf einer Fläche des gemeindlichen Waldes und auf einer Parzelle des Staatsforstes (dort allein 1500 Stieleichen) Setzlinge gepflanzt.
Beide Areale wären ohnehin von der Kommune beziehungsweise dem Landesbetrieb Wald und Holz aufgeforstet worden – und zwar ebenfalls zeitnah, bestätigen Sendens Bürgermeister Sebastian Täger und Adalbert Koch, stellvertretender Leiter des Regionalforstamtes Münsterland, auf Anfrage.
Wozu wurden nun also die gut 6000 Euro verwendet, die unter anderem im Advent auf Märkten sowie von Firmen und Banken akquiriert worden waren? Seitens der Gemeinde stellt Täger klar, dass hochwertigere Baumarten (etwa Esskastanien und Ulmen) gepflanzt worden seien. Spendengeld sei nicht direkt an die Gemeinde geflossen, trotzdem sei durch die Übernahme von Kosten für die Pflanzen durch die Bürgerinitiative ein „finanzieller Spielraum“ entstanden, durch den nun auf Einzelflächen Bäume gepflanzt werden sollen.
Beim Landesbetrieb decke die Spende (rund 4000 Euro) in erster Linie (Personal)-Kosten für die großangelegte Pflanzaktion im Januar unter Beteiligung vieler Familien und Vereine sowie für die künftige Betreuung von Besuchergruppen auf dem Areal im Staatsforst nahe dem Venner Moor.
Die Baum-Initiative beteuert, im Verlauf der Kampagne darauf hingewiesen zu haben, dass die Flächen ohnehin aufgeforstet werden. Doch sei dieser Umstand der Initiative nicht gleich zu Anfang klar gewesen, andere Flächen hätten auch nicht zur Verfügung gestanden.“

Die Initiative bezahlt den vereinbarten Betrag für 1500 Stieleichen. Und bekam diese mitsamt einer gemeinschaftlich (sehr gut) organisierten, allenthalben gelobten Pflanzaktion. Sendener Bürger durften „ihre Bäume“ mitpflanzen, den Rest erledigten die Mitarbeiter vom Forstamt. Wer sieht darin ein Problem? Die Bäume mussten jetzt gepflanzt werden. Und das ist gut so.

2 Gedanken zu „Da darf man gespannt sein.

  1. Bernd Lieneweg Beitragsautor

    Wir haben die aufgeworfenen Fragen lange und intensiv diskutiert und kommen zu dem Ergebnis: wir haben alles richtig gemacht. Wir haben uns an die Arbeit gemacht, den Wunsch Sendener Bürger zu erfüllen, in Senden etwas für die Bäume in Not zu tun und dafür zu sorgen, dass Sendener in Senden Bäume pflanzen können. Dazu braucht man bepflanzbare Flächen in Senden, was sich zunächst als erste Hürde herausstellte. Wir wandten uns wegen öffentlicher Flächen an die Gemeindeverwaltung und an das für Senden zuständige Forstamt in Münster. Dankenswerterweise fand das Forstamt Flächen am Venner Moor und die Gemeinde im „Hiegenbusch“ für unser Anliegen. Für die geplanten Baumpflanzaktionen fehlten uns nun noch pflanzreife Bäume. Solche Bäume werden in Baumschulen herangezogen und brauchen ein paar Jahre zur Pflanzreife. Günstigerweise hatten sowohl die Gemeinde als auch das Forstamt vorgesorgt und schon Bäume für die durch Sturm und Sommertrocknis/Borkenkäfer entwaldeten Flächen bestellt. In den Diskussionen stellten wir fest, dass Fichten jetzt durch klimastabile Laubbäume ersetzt werden sollten. Die Gemeinde trat uns 200 Stieleichen, 250 Edelkastanien, 10 Vogelkirschen und 100 andere Waldgehölze, insgesamt also 560 Bäume ab, die von der Firma Sennekamp in Senden bezogen wurden. Die erste Pflanzaktion fand mit Kindern von drei Kindergärten im Dezember statt unter Anteilnahme des Bürgermeisters und des WDR-Fernsehens und mit Hilfe des Försters Martin Klostermann-Schräder und der Firma Schulze-Beckendorf aus Senden. Für die von uns ausgesuchte 0,8 ha große Fläche am Venner Moor erhielten wir im Rahmen einer sonntäglichen Pflanzaktion 1500 slawonische Stieleichen. Dieses Familien- und Gruppen-Pflanzfest wurde von sieben Mitarbeitern des Forstamtes betreut, die Försterin Simone Eckermann und ihre Mitarbeiter_innen beantworteten alle Fragen zum Wald und Waldsterben und hatten dazu auch eine kleine Ausstellung vorbereitet. Alle Menschen konnten ihre Bäume durch kleine Baumscheiben markieren und den Bäumen Sprüche mit auf den Weg geben. Die Freude der Menschen beim Pflanzen kam unmissverständlich zum Ausdruck und gipfelte in dem bezeichnenden Satz des Ideengebers dieser Initiative, Marc Pohling, vor der Fernsehkamera „Ich bin stolz!“
    Wegen der unabsehbaren Waldschäden im Verlauf des weitergehenden Klimawandels hat es uns nie gestört, dass wir durch den Abkauf der Bäume die Gemeinde und das Forstamt entlastet haben. Wie jeder in wissenschaftlichen Berichten nachlesen kann, wird die Bewältigung der Klimakrise und die Beseitigung der Schäden auch finanziell eine große Aufgabe der Gesellschaft werden. Wir haben in Senden Bäume gepflanzt, das gibt uns ein sehr gutes Gefühl. Es ist uns ein gutes Stück Bewusstseinsbildung gelungen, Sendener Menschen haben sich für ihren Wald eingesetzt, das war einfach großartig! Da uns Bürgermeister Sebastian Täger weitere Unterstützung zugesagt hat, machen wir weiter!

    Antworten
    1. Bernd Lieneweg Beitragsautor

      Mittwoch, 12. Februar 2020
      NR, 36 R5EO2

      Leserbriaf

      Baumpflanzaktion

      „Kritik ist völlig überzogen“

      Zum Bericht „Spenden – aber
      nicht nur für Bäume“ vom 8.
      Februar:
      Die Kritik und der Vorwurf
      der mangelnden Transpa-
      renz in Richtung der Bür-
      gerinitiative“Neue Bäume
      für Sendens Wald“ ist in
      meinen Augen völlig über-
      zogen. Werden hier nicht
      Ansprüche an Kommunika-
      tionsstrategien ehrenamt-
      lich tätiger Mitbürgerinnen
      und Mitbürger gerichtet,
      deren Umsetzung auch und
      gerade im professionellen
      Kontext nicht mal erreicht
      wird?
      Oder ist beim übergang des
      „Alten Zollhauses“ aus Pri-
      vatbesitz in die öffentliche
      Hand alles sauber kommu-
      niziert worden? Und wo war
      hier der Aufschrei, dass die
      Gemeinde Senden Steuergel-
      der in eine Immobilie steckt;
      die der Alteigentümer vor-
      her hat verkommen lassen?
      Die Idee über eine Baum-
      pflanzaktion den Zustand
      unserer Wälder, gerade nach
      zwei sehr heißen Sommern
      und entsprechenden Schä-
      den, lokal ins Bewusstsein
      der Sendener Bevölkerung
      zu rücken ist doch voll und
      ganz aufgegangen. Der
      Nachweis über die Ausgaben
      der eingesammelten Spen-
      den ist erbracht. Die ge-
      pflanzten Bäume sind für je-
      dermann sichtbar und blei-
      ben Gemeinschaftseigentum
      da staatliche bzw kommu-
      nale Flächen bepflanzt wur-
      den. Wo sonst hätte die Ini-
      tiative denn geeignete Flä-
      chen akquirieren sollen?
      Von einem privaten Eigentü-
      mer?! Dann wäre der Auf-
      schrei ebenfalls groß gewe-
      sen, weil einem Privaten mit
      Spenden seine Flächen auf-
      gewertet worden wären.
      Und wenn man sich die fi-
      nanzielle Ausstattung des
      kommunalen Haushaltes für
      den Natur- und Umwelt-
      schutz anschaut, und ähnli-
      ches gilt auch für den Lan-
      desbetrieb Wald und Holz,
      dann wird sehr deutlich,
      dass es noch viel mehr bür-
      gerschaftliches Engagement
      im Bereich des Natur- und
      Umweltschutzes geben muss;
      auch in Senden.
      Insofern kann ich der Initia-
      tive nur meinen Dank aus-
      sprechen. Und von meinen
      Mitbürgern wünsche ich
      mir, dass das vielfältige eh-
      renamtliche Engagement in
      der Sache gewürdigt und
      nicht durch formalistische
      Diskussionen zunichte ge-
      macht wird.
      Christian Günthner
      Bonhoefferstraße 14
      Senden

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.