Von Dietrich Harhues
SENDEN. Das Grundgesetz hat Geburtstag. Für die Bürgerinitiative für Demokratie und Vielfalt ist das ein Grund zum Feiern. Aber das Jubiläum bietet keinen Grund zu ungetrübter Jubelstimmung. Denn: Die Werte, für die das Paragrafenwerk ein Fundament legt, gelte es zu verteidigen. Angriffe auf Politikerinnen und Politiker, konspirative Netzwerke und immer mehr Ablehnung des gesamten Systems – dieser Entwicklung will die Sendener Bürgerinitiative etwas entgegensetzen. Weshalb sie am 26. Mai (Sonntag) zu einer Tafel als gemeinsames Picknick vor dem Rathaus einlädt.
Damit findet das Picknick nur drei Tage nach dem historischen Datum statt, denn das Grundgesetz wurde am 23. Mai 1949 unterschrieben und verkündet. Flankiert wird das Zusammenkommen von Vereinen, Familien, Schulklassen oder Nachbarschaften durch die Zitate, die sich zum selben Anlass in Schaufensterscheiben im Ortskern finden (die WN berichteten). Die Aktionen zeigen, dass die Bürgerinitiative für Demokratie und Vielfalt ihre selbst gewählte Devise befolgt, bei dem Thema Abwehr gegen Demokratie-Gegner konti- nuierlich tätig zu bleiben.
Gegründet hatte sich der Kreis, um nach dem Geheimtreffen in Potsdam auch in Senden ein Zeichen zu setzen. Was gelang: „Die Beteiligung war überwältigend“, lautete das Fazit zur Kundgebung vom 25. Februar. Rund 1300 Menschen hatten sich rund um den Laurentius-Brunnen versammelt, alle Ratsfraktionen waren mit einem Plädoyer für Demokratie und Vielfalt auf dem Podium vertreten.
Dieser Schwung und dieser Rückhalt sollen mitgenommen und aufrechterhalten werden. Mit dem Picknick möchte das Team in der Bevölkerung die Sensibilität dafür schärfen, „wofür wir im bunten Senden Farbe bekennen müssen, warum wir zumindest wählen gehen müssen und was auf dem Spiel steht, wenn Leute versuchen, die demokratische Grundordnung auszuhebeln“.
Die Tafel-Idee ist nicht neu und kam im Orga-Team schnell auf. Zwischenzeitlich hatte die Gruppe angepeilt, das gemeinsame Speisen mit „Tiefgang“ als Bestandteil des Maifestes durchzuführen. Dort wäre es aber womöglich im allgemeinen Programm untergegangen. „Es ist gut, dass wir jetzt etwas Eigenes haben“, lautete die Einschätzung bei der Vorstellung der konkretisierten Picknick-Planung.
Das gemeinsame Tafeln – für das ein gewisses Kontingent an Bänken und Tischen zur Verfügung steht, das Teilnehmer gegebenenfalls aber selbst aufstocken müssen – startet um 14 Uhr. Zu Beginn soll der unzähligen Opfer von Kriegen und Gewalt gedacht werden. Danach sind kurze Redebeiträge von Vertretern der fünf Ratsfraktionen geplant, bei denen das Grundgesetz und jeweils ein bestimmter Artikel daraus im Zentrum stehen soll. Ob alle Parteien vertreten sein werden, ist noch ungewiss, deutete Bernd Lieneweg, ein Sprecher der Bürgerinitiative, beim Termin mit der Presse an. Von unserer Redaktion befragte Fraktionen bestätigten Probleme mit dem Termin beziehungsweise mit dem Modus, wie die Reden gehalten werden sollen. Gleichwohl, so die Kommunalpolitiker stünden sie inhaltlich voll hinter der Idee, das Grundgesetz zu begehen und zu verteidigen.
Trotz des gewichtigen Anlasses soll unbeschwert gefeiert werden: Nicht nur Geschirr oder Deko für die Tafel, sondern auch gute Laune sind mitzubringen. Wer einen Redebeitrag beisteuern will, kann das tun, Musiker sind willkommen, um das kulinarische Miteinander klanglich zu bereichern.
Nähere Informationen und Anmeldungen, die erbeten werden, gibt es unter sendenistbunt@gmail.com.