WN: Rundgang durch eine einzigartige Architektur-Siedlung (1960er Jahre)
Münster-Angelmodde –„Teppichsiedlung“ von Markus Lütkemeyer, Freitag, 6.12.2024 (WN)
Die Teppichsiedlung an der Schlesienstraße in Angelmodde-West ist ein Architektur-Kleinod, das nicht jeder kennt. Dabei ist das Wohngebiet ein Gesamtkunstwerk aus den 1960er Jahren – einige Ideen sind heute wieder sehr modern.
In der Architekturwelt der 1960er Jahre waren sogenannte Teppichsiedlungen die neuste Mode. Sie wurden so genannt, weil die labyrinthischen Hofhausstrukturen aus der Luft wie ein Muster aussehen. Berühmte Teppichsiedlungen gibt es in Puchenau oder Kopenhagen.
In Norddeutschland einzigartig ist die Teppichsiedlung in Münster-Angelmodde. Das ungewöhnliche Wohnquartier westlich des Albersloher Wegs wird in der Fachliteratur in einem Atemzug mit dem Olympiadorf in München oder der Karlsruher Nordweststadt genannt. Die Architekten waren Max von Hausen und Ortwin Rave. In diesem Artikel schildern wir einige Hintergründe – und zeigen noch einmal alle Fotos. (Fotos: Markus Lütkemeyer)
Drei Dinge an diesem Garten sind außergewöhnlich: Der Gartenhof ist nicht einsehbar, die gleichen Bodenplatten werden ebenfalls im Wohnzimmer verwendet und die Skulptur besteteht aus Betonfertigteilen.
Introvertiertes Wohnen – und moderne Ideen
Sogar die „Vorgärten“ stehen an der Schlesienstraße unter Denkmalschutz. Das hat mit einer besonderen Eigentumskonstruktion zu tun: Die Garagenhöfe, Fußwege und kleinen Wege gehören nicht den Hauseigentümern an sich, sondern der Siedlungsgemeinschaft. Entsprechend einheitlich wurden sie gestaltet. Denkmalschützer schwärmen von einem Gesamtkunstwerk.
Alle Häuser haben eines gemeinsam: Es sind Hofhäuser. Sie sind um ein zentrales Atrium arrangiert, dieser Garten ist von außen nicht einsehbar. Es gibt sogar ein Haus an der Schlesienstraße, das diese Idee auf die Spitze treibt: Es hat gar kein Fenster nach außen. In Norddeutschland einzigartig ist die Teppichsiedlung in Münster-Angelmodde. Das ungewöhnliche Wohnquartier westlich des Albersloher Wegs wird in der Fachliteratur in einem Atemzug mit dem Olympiadorf in München oder der Karlsruher Nordweststadt genannt. Die Architekten waren Max von Hausen und Ortwin Rave. In diesem Artikel schildern wir einige Hintergründe – und zeigen noch einmal alle Fotos.
So sieht es in den Häusern aus
Unsere Fotostrecke bietet einen seltenen Einblick in das Architekturjuwel. Demnächst sollen die Außenanlagen der Siedlung in ihren Originalzustand zurückversetzt werden. Im Zuge dessen gab es die exklusive Möglichkeit, ein Haus zu besuchen, das innen wie außen noch den Ideen seiner Erbauer gewidmet ist.
Damals ging es den Planern darum, flächensparsam zu bauen. Die Siedlung an der Schlesienstraße ist so gestaltet, dass sie zumindest autoarm ist. Auch das soziale Miteinander spielte eine Rolle. Bis heute gibt es gemeinsame Straßenfeste. Heute würde man vielleicht von einem „urban village“ sprechen.
Dieser Ansatz ist heute wieder sehr modern: Wenn zum Beispiel auf dem Westfalen-Areal an der Heidestraße in einigen Jahren ein neues Wohngebiet entsteht, setzen die Planer zwar nicht auf verschachtelte Bungalows. Doch auch sie müssen mit dem Platz haushalten und das Quartier soll autoarm gestaltet werden. Vorgesehen sind eine Quartiersgarage und Räume für das nachbarschaftliche Miteinander.
Kunst am Bau in den 1960ern.