Stellungnahme der Agenda21Senden zum Projekt Mitfahrerbänke
Der Umweltausschuss hat in seiner letzten Sitzung am 18.6.2019 vorgeschlagen, anstatt der von der Agenda21Senden angeregten Errichtung sogenannter Mitfahrerbänke eine Mitfahrer-App anzubieten; die Agenda-Gruppe solle dazu ein Konzept erstellen. Dazu äußert sich die Agenda-Gruppe wie folgt:
1) Bei Mitfahrerbänken und der vom Umweltausschuss vorgeschlagenen App handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Konzepte, die sich sowohl in der Umsetzung als auch in der Zielgruppe unterscheiden, sich aber gerade deshalb auch gut ergänzen könnten.
2) Die Agenda21Senden sieht sich nicht in der Lage, ein Konzept zu einer App zu erstellen, da das Thema sehr komplex ist und unserer Einschätzung nach nur von Fachleuten der IT-Branche zielführend zu bewerkstelligen ist.
3) Auch wenn die Agenda-Gruppe das Potential einer App anerkennt, hält sie dennoch am Konzept der Bänke aus folgenden Gründen fest:
- sie stellen ein sehr niederschwelliges und auf beiden Seiten völlig freiwilliges Angebot dar
- ihre Nutzung entlastet die Umwelt, da ein Pkw derzeit in durchschnittlich 80% aller Fahrten nur von einer Person belegt wird
- ihr Gebrauch ist völlig unkompliziert; sie sprechen somit auch Menschen an, die die Möglichkeiten der Technik nicht nutzen wollen oder können
- die Errichtung der Bänke ist schnell, preiswert und unkompliziert umsetzbar
- sie fördern soziales Miteinander, Kommunikation und Solidarität
- der ÖPNV wird gestärkt, da bisher nicht vorhandene Querverbindungen bedient werden
- das ganze System hat sich in anderen Orten auch schon bewährt
Aus oben genannten Punkten geht hervor, dass die Agenda21Senden die Idee der Mitfahrerbänke nicht aufgeben möchte, sondern um eine nochmalige Prüfung des Konzepts bittet. Mit Spannung erwarten wir die Entscheidung nach der nächsten Ausschusssitzung.
Agenda21Senden, gez. MilKa et al.
Zur Einordnung hier die Beiträge aus Politik und Verwaltung:
Konzeptentwurf: Stand: 25.02.2019
Einrichtung von Mitfahrerbänken in der Gemeinde Senden
Auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen befasste sich der Umweltausschuss am 27.11.2018 mit dem Thema Mitfahrerbänke in der Gemeinde Senden. Zuvor wurde die Idee der Einrichtung von Mitfahrerbänken schon im Rahmen des 2. Workshops zur Erstellung des Integrationskonzeptes der Gemeinde Senden am 03.07.18 als Vorschlag eingebracht und danach zur Umsetzung der Maßnahme die Agenda 21 Senden angesprochen. Diese beschäftigt sich seit Juli/ August 2018 mit dem Thema.
Der Gedanke ist einfach und erinnert an das klassische „Per Anhalter fahren“: meist fahren PKW ohne ihre volle Auslastung, Sitze bleiben unbesetzt. Auf der anderen Seite gibt es sicher Personen mit den gleichen Fahrtzielen, aber vielleicht ohne Fahrzeug. Um diese Menschen ohne große Hürden zusammenzubringen, werden Mitfahrerbänke an exponierter Stelle aufgestellt, es kann Platz genommen und mit Hilfe eines Schildes das gewünschte Ziel angezeigt werden.
Das Thema wurde intensiv diskutiert und als Beschluss gefasst, die Agenda 21 Senden weiter um die Bearbeitung dieses Themas zu bitten. Die Gruppe möge einen Vorschlag bzw. ein Konzept ausarbeiten, dass Aspekte wie mögliche Standorte, Standards zu Beleuchtung, Witterungsschutz, Sicherheit von Fahrern und Mitfahrern (z.B. Registrierung) und eine Kostenkalkulation berücksichtigt. Dabei sollen Standorte für die Bänke nicht auf den Hauptlinien des ÖPNV ausgewählt werden, sondern Richtungen, die eher schlecht mit dem ÖPNV bedient werden. Die gemeindliche Klimaschutzmanagerin Petra Volmerg wird gebeten, die Gruppe soweit nötig zu unterstützen.
Konzeptentwurf
Vor diesem Hintergrund und den von der Gruppe bisher erarbeiteten Ideen hat die Agenda 21 Senden nachfolgenden Vorschläge für die Einrichtung von Mitfahrerbänken im Gemeindegebiet Senden entworfen.
Standorte
Mögliche Standorte für die Bänke werden in den Orten Senden, Bösensell und Ottmarsbocholt gesehen. Venne wird zunächst ausgenommen, hier wird wenig Potential von Venne als Ziel gesehen.
Bei der Wahl der Standorte wurde berücksichtigt, dass
• der Standort auf einer Verbindungsstrecke liegt, die in Richtung eines nächsten Ortes liegt;
• der Standort nicht zu weit vom Ortszentrum liegt;
• eine Bushaltestelle, die Witterungsschutz und Beleuchtung vorhält, am Standort ist. Damit wäre der Aspekt Witterungsschutz, Beleuchtung und – in Teilen – Sicherheit berücksichtigt;
• Konkurrenz für den ÖPNV wird hier nicht gesehen, da die Taktung der Busse nicht entsprechend eng ist, um eine ernsthafte Konkurrenzsituation entstehen zu lassen. Auch sind mögliche Fahrtziele und Fahrzeiten unterschiedliche zu den Fahrtzielen und Fahrzeiten des ÖPNV.
Erste Signale von Seiten der RVM deuten nicht auf Ablehnung der Bänke an den Bushaltestellen hin.
Daraus ergeben sich für Senden zunächst vier Standorte:
1. Richtung Appelhülsen: an der Bushaltestelle Appelhülsener Str. mit Zielschildern: Appelhülsen, Nottuln, Coesfeld, Bösensell;
2. Richtung Buldern und Hiddingsel: an der Bushaltestelle Buldernerstr. mit Zielschilder: Buldern, Hiddingsel, Dülmen;
3. Richtung Ottmarsbocholt und Lüdinghausen: an der Bushaltestelle an der B 235 (Tankstelle) mit Zielschildern: Ottmarsbocholt, Davensberg, Ascheberg;
4. Richtung Bösensell und Autobahn: an der Bushaltestelle an der B 235 (Mönkingheide) mit Zielschildern: Albachten, Mecklenbeck, Bösensell, Tilbeck, Havixbeck.
Für Bösensell wird ein Standort als ausreichend gesehen. Zwei Möglichkeiten werden zur Wahl gesehen:
1. Hier wird als Standort die Bushaltestelle in Höhe der Grundschule in Bösensell vorgeschlagen. Dieser Standort liegt zentral und ist gut zu erreichen. Zielschilder: Havixbeck, Tilbeck, Senden.
2. Als zweiter möglicher Standort wird die Bushaltestelle ich Höhe des Lebensmittelgeschäftes gesehen (Gasth. Raring). Dieser Standort liegt mehr am Rand der Ortschaft, könnte aber günstig als Position für Fahrten raus aus dem Ort gesehen werden. Zielschilder: Havixbeck, Tilbeck, Senden.
Auch für Ottmarsbocholt wird ein Standort im Bereich der Dorfstraße als ausreichend gesehen. Hier bieten sich mehrere Alternativen an:
1. Die Bushaltestelle „Hörsterplatz“ (Dorfstraße) liegt mehr Richtung Ortskern und bietet mit der Bushaltestelle Witterungsschutz und Beleuchtung. Zielschilder: Senden, Davensberg, Ascheberg
2. Der Platz vor dem Speicher ist als Startort in drei Richtungen geeignet, bietet jedoch keinen Witterungsschutz. Zielschilder: Senden, Davensberg, Ascheberg, Nordkirchen.
3. Die Bushaltestelle „Lüdinghauser Str.“ (Dorfstraße Nähe Kreisverkehr) liegt mehr am Ortsrand. Auch hier könnten als nächste Ziele mehrere Fahrtrichtungen angegeben werden: Nordkirchen, Davensberg, Senden, Münster.
Erste Gespräche mit einem Vertreter der Regionalverkehr Münsterland (RVM) am 18.02.2019 deuteten nicht auf grundsätzliche Bedenken gegenüber der Platzierung von Bänken in unmittelbarer Nähe von Bushaltestellen.
Varianten für Sitzgelegenheiten/ überschlägige Kostenkalkulation
Für die Mitfahrerbänke bieten sich als Sitzgelegenheiten entweder ein einzelner Stuhl an, wie dies in der Gemeinde Nordkirchen umgesetzt wurde oder Bänke. Die Sitzgelegenheiten werden fest mit dem Untergrund verbunden.
Beides hat Vorteile und Nachteile. Ein Stuhl benötigt weniger Aufstellfläche und ist günstiger, hat aber nur begrenzt Platz zum Sitzen. Eine Bank bietet mehr Sitzfläche, ist aber in der Anschaffung teurer und benötigt mehr Raum.
Bei der Wahl der Sitzmöbel sollte – neben den Kosten – beachtet werden, dass es für das einheitliche Bild im Gemeindegebiet sinnvoll ist, kein komplett anderes Modell auszuwählen. Zur Zeit werden im Ortskern Senden neue Bänke aufgestellt. Von den Modellen, die im Bereich des Rathauses platziert wurde, sind einige Bänke noch vorhanden und könnten für dieses Projekt genutzt werden (siehe Variantenvergleich).
Nachfolgend einige Varianten:
Variante in der Gemeinde Nordkirchen:
Stuhl von PRÜNTE, Fröndenberg, aus der Serie Giro
Stuhl „Nature“ von MERCATEO, Sitz- und Rückenfläche aus Eichenholz
Ca. 460 € brutto
Kosten für 6 Stück:
2.760 €
Bank „Cado Levis“ von WESTEIFEL,
wird im Ortskern neu aufgestellt
ca. 1690 €
(Zweisitzer, versch. Varianten)
Kosten für 6 Stück:
10.140 €
„Easy up Seniorenbank“ von MABEG, Soest
Ca. 2380 € (Preis 2014, 1790 € Zweisitzer)
6 Stück 2 Sitzer: 10.740 €
Bänke sind in Senden aufgestellt,
4 Stück (3-Sitzer) noch vorhanden und verfügbar.
Kosten für zwei zusätzliche Bänke: 4.760 €
oder Versetzen von Bänken aus dem Ortskern.
Steora smart bench
Ca. 3.500 bis 7.050 € pro Bank mit Montage
Bank mit z.B.
• Photovoltaikmodul zur Stromversorgung und zum Laden des eingebauten Akkus
• WLAN – Hotspot
• USB Ladebuchsen und eine induktive Ladestation zum Laden von Smartphones
• Umfeldbeleuchtung
Weitere Kosten:
• Schilder mit Aufhängung
• Montage der Sitzmöbel, Material und Arbeitszeit
Sponsoring
Das Projekt könnte durch Dritte finanziell unterstützt werden. Dazu laufen Anfragen.
Sicherheit
Die Idee der Mitfahrerbänke richtet sich an Menschen bzw. wird voraussichtlich von Menschen angenommen, die z.B. im Gemeindegebiet Senden von Ort zu Ort wollen oder in den nächsten Ort, wie z.B. Appelhülsen, Buldern, Nordkirchen und Davensberg. Meist sind es wahrscheinlich „Leute von hier“, die diese Wege zurücklegen oder mitgenommen werden könnten und sich deshalb – zumindest vom Sehen her – kennen könnten. Bürgerschaftliches Engagement wird gefördert, Menschen helfen Menschen. Unkompliziert und mit Vertrauen ist beiden Seiten gedient. Die Entscheidung, jemanden mitzunehmen oder in ein Fahrzeug zu steigen, liegt bei jedem selbst.
Die Platzierung der Bänke an oder in der Nähe von Bushaltestellen, dient auch einer zusätzlichen Sicherheit: Witterungsschutz und Beleuchtung sind an diesen Standorten gegeben.
Während der Fahrt im Fahrzeug des Mitnehmenden ist der Insasse innerhalb des Fahrzeuges immer abgesichert, wenn ein Unfall mit Personenschaden stattfindet. Die Leistungen werden unabhängig davon, wer den Unfall verursacht, von der Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers oder des Fahrers getragen. (Quelle: https://www.kfzversicherungsvergleich.net/was-wenn-der-insasse-eine-dritte-geschaedigte-person-ist.html, 21.02.2019).
Bestehen trotzdem Bedenken bzgl. der Sicherheit von Fahrern und Mitfahrern, könnten einige Regelungen getroffen werden, z.B.:
• Eine Art Registrierung der Fahrer, die sich vorstellen können, Menschen mitzunehmen, könnte erfolgen. Eine Kennzeichnung auf dem Fahrzeug würde den Mitfahrern signalisieren, dass dieser Fahrer „erfasst“ wurde.
• Ein Mindestalter für Mitfahrer könnte festgelegt bzw. empfohlen werden.
• Die Benutzung der Bänke erfolgt „auf eigene Gefahr“.
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Auszug aus Niederschrift UA am 26.02.2019
2. Einrichtung von Mitfahrerbänken
hier: Vorschläge bzw. Konzept von der Agenda 21 Senden
Vorlage: 2018/217/1 IV
Herr Hoffmann von der Agenda 21 Senden stellt anhand einer Präsentation einen ersten Konzeptentwurf zur Einrichtung von Mitfahrerbänken in der Gemeinde Senden vor (s. Präsentation).
Standorte wurden nach den Kriterien Zentralität, Verbindungsstrecke zu nächsten Ortschaften, keine Konkurrenz zum ÖPNV und vorhandene Buswartehäuschen zur Berücksichtigung von Beleuchtung und Witterungsschutz gewählt. Daraus ergeben sich für Senden zunächst vier Standorte und in Ottmarsbocholt und Bösensell je ein Standort (hier jeweils zwei Alternativstandorte).
Als mögliche Sitzgelegenheiten stellt Herr Hoffmann einen Stuhl vor (wie in der Gemeinde Nordkirchen), die schon in der Gemeinde aufgestellte Bank EASY UP (noch am Bauhof gelagerte Bank), die Bank CADO LEVIS (die neu im Ortskern aufgestellt wird) und die STEORA SMART BENCH (u.a. mit Photovoltaikmodul, WLAN). Die Kosten sind stark von der Wahl der Sitzgelegenheit ab und lägen von ca. 450 € pro Stuhl bis zur SMART BENCH bei bis zu 7.050 €. Durch Sponsoring könnte das Projekt durch Dritte unterstützt werden.
Die Richtungswünsche könnten auf farbigen Schildern angezeigt werden.
Zum Thema Sicherheit führt Herr Hoffmann aus, dass sich die Idee der Mitfahrerbänke voraussichtlich an Menschen aus der Gemeinde Senden richtet und von diesen genutzt wird. Bürgerschaftliches Engagement wird gefördert, Menschen helfen Menschen. Die Entscheidung, jemanden mitzunehmen oder in ein Fahrzeug zu steigen, liegt bei jedem selbst. Durch die Positionierung der Mitfahrerbänke in die Bereiche von Buswartehäuschen ist für Beleuchtung und Witterungsschutz gesorgt. Eine Registrierung wäre möglich, erhöht jedoch die Bürokratie und schreckt Bürger eher ab, an diesem Projekt teilzunehmen.
Im Anschluss werden im Ausschuss die Vorschläge der Gruppe diskutiert und hinterfragt.
Zum Thema Sicherheit wird eine Art Kennzeichen vorgeschlagen: ein gelber Punkt im Fahrzeug und in der Hand des Mitfahrenden zeigt an, dass man bei diesem Angebot mitmacht. Registrierung wird von einigen Ausschussmitgliedern als notwendig und sehr wichtig gesehen. Auch ein Mindestalter sollte vorgegeben werden.
Eine zusätzliche Bank an den Bushaltestellen könnte zu Platzproblemen führen. Ein Stuhl würde eher passen, evt. wäre die Variante eines Hinweisschildes oder einer Steele/ eines Points denkbar, ein Zeichen, dass an diesem Ort jemand mitgenommen werden möchte.
Die Einbindung des Angebotes in digitale Medien, wie z.B. eine App, wird angesprochen. Die RVM plant derzeit eine App, die dieses Angebot unterstützen könnte.
Die Vernetzung mit den Nachbarkommunen wäre von Vorteil, um Transporte in beide Richtungen zu erleichtern. Ebenso sollte ggf. die Venne miteinbezogen werden.
Die Fraktionen nehmen die Vorschläge und Anregungen mit in ihre Beratungen. Über eine Umsetzung des Projektes „Mitfahrerbänke“ soll möglichst in einer der nächsten Sitzungen des Umweltausschusses entschieden werden.
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Auszug aus Niederschrift Umweltausschuss am 18.06.2019
6. Einrichtung von Mitfahrerbänken
hier: Ergebnisse der fraktionsinternen Diskussionen zu Vorschlägen bzw. Konzept der Agenda 21 Senden
Vorlage: 2018/217/1/1 IV
Vertreter der Fraktionen stellen die Ergebnisse ihrer internen Beratungen zum Projekt „Mitfahrerbänke“ der lokalen Agenda 21 vor.
Die CDU-Fraktion sieht nach wie vor das Thema Sicherheit als nicht genügend berücksichtigt und schlägt eine Form der Registrierung vor, die jedoch nicht durch die Verwaltung betreut wird. Die Nutzung einer (überregionalen) App wird genannt z.B. ähnlich wie bei der Stadt Wittmund. Über die IP-Adresse könnte eine Art Registrierung abgedeckt werden.
Die SPD-Fraktion sieht das Einrichten und die Pflege der Bänke als problematisch und empfiehlt die Einrichtung einer virtuellen Bank.
Die Fraktion der UWG favorisiert eine Pflicht zur Registrierung nicht mehr, gäbe einer freiwilligen Variante den Vorzug.
Beschluss:
Die Entscheidung wird zurückgestellt und erneut das Gespräch mit der lokalen Agenda 21 gesucht, um die von den Fraktionen vorgebrachten Vorschläge z.B. zur Einrichtung eine App zu diskutieren.