Naturnahe Waldwirtschaft in Zeiten der Klimaerhitzung? Ein Beispiel aus dem Münsterland zeigt die Notwendigkeit des Umdenkens in der Waldwirtschaft auf.

Naturnahe Waldwirtschaft in Zeiten der Klimaerhitzung?

Es gab sie noch: die „heiligen Hallen“ des Münsterlandes. In den Jahren bis etwa 2014/5 konnte
man u.a. bei Legden/Asbeck bei großer Hitze eintauchen in einen kühlenden Dom aus großen
Bäumen mit beschütztem Aufwuchs von Jungbäumen (Foto 1).

„Heilige Hallen“ des Münsterlandes (2014/15 bei Legden-Asbeck): Schutz des natürlichen Wald-Innenklimas, der Böden und der Wasserretention. Foto: J. Kruse

Nun ist dieser Wald heißgeschlagen, aufgelichtet und zerfahren von schweren Maschinen. Nachdem in einer ersten Welle viele Naturdenkmäler weggesägt worden sind, wurden in mehreren Holzerntewellen nahezu alle etwas größeren und älteren Buchen und Eichen abgesägt (Foto: 2)  und z.T. direkt im Wald in Seecontainer für den Export (u.a. nach China) verfrachtet (Foto 3).

Ausplünderung unserer Wälder (Fällung nahezu aller etwas größeren und älteren Bäume). Das Wissen um das Ökosystem Wald kann nicht länger verdrängt werden. Foto: J.Kruse

See-Container werden im Wald beladen für den Export gesunder Buchenstämme (hier: Legden-Asbeck, Wald der „Fürstl. Verwaltung Salm-Horstmar“). Foto: J. Kruse

Der Wald sollte nach einer Bewertung durch das Landesamt für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz NRW (LANUV) eine wichtige Rolle im landesweiten Biotopverbund spielen vor allem auch mit seinem Altbuchenbestand. Ein Feuersalamander-Vorkommen dürfte nun, nachdem der Wald über viele Jahre etwa seit 2017 immer wieder befahren und von privaten Holzbeschaffern heimgesucht worden ist, wohl nicht mehr vorhanden sein. Die Feuchtrinnen im Wald und am Waldrand gibt es nach Dürreperioden und ständigen Ernteeinsätzen nicht mehr (Foto 4).

Rabiate Holzerntemethoden … nehmen z.B. dem Feuersalamander ein Rückzugsgebiet (hier Wald bei 48739 Legden/Asbeck – gefährdet nun auch im Kirchenwald in Nottuln). Foto: J. Kruse

Hauptakteur ist -wie in so vielen Abholzungsaktionen im Land (u.a. im Kirchenwald in Nottuln und im Gemeindewald in Horstmar)- der Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“, der – mediengestützt- offen seine Holzgewinnungs- und Vermarktungsinteressen (u.a. durch Beratung der Waldbesitzer) durchsetzen kann. Besonders deutlich wird das am Zustand der Wälder im Münsterland mit Kahlschlägen, Bodenverdichtungen, „Auflichtungen“, Schirmschlag, Austrocknung, Zurückdrängung der Artenvielfalt usw.. [1]


Die vielen Funktionen von alten Laubbäumen, Kühlung der Atmosphäre, Wasserfilterung,
Sauerstoffproduktion, Wasserverdunstung (Regenmacher) sind, wie zahlreiche Studien ermittelt
haben, nicht gleichzusetzen mit jungen Bäumen. Gerade Buchen können bis 500 Jahre alt werden und entsprechend produktiv sein.
Neuere und ökologische Erkenntnisse weisen darauf hin, dass im Klimawandel die früher üblichen intensiven „Pflege-“ und Durchforstungsregeln äußerst kontraproduktiv wirken.
Sie verhindern die eigenständige Differenzierung und Anpassung (Natur hat das seit 300 Mio
Jahren in Wäldern erprobt), öffenen und erhitzen die Wälder ( fachlich: „heißschlagen“).
Ergebnisse sind Austrocknung und Folgekrankheiten und Verhinderung der notwendigen CO 2-
Absenkung in einem möglichst großen Waldkörper. Deshalb sollte soviel Baumvorrat auf der
Fläche belassen werden wie möglich.

Die Leistungen des Ökosystems Wald sind unabhängig von monetären Berechnungssystemen zu schützen. Studien belegen: Wälder sollten möglichst aus heimischen Laubbaumarten bestehen.
Solche Arten – wie beispielsweise die Rotbuche – leiten mit ihrer trichterförmigen Aststruktur
besonders viel Regenwasser den Stamm hinab und tragen so dazu bei, dass Wasser in den Boden gelangt. Da sie zusätzlich über fünf Monate im Jahr keine Blätter tragen und so kein Wasser verdunsten, haben sie im Vergleich mit Nadelbaumarten, einen positiven Einfluss auf die Grundwasserneubildung. Das Kronendach der Wälder sollte möglichst dicht sein. Denn so wird die Sonneneinstrahlung reduziert und die so wichtige Wasserspeicherung gefördert.
Der Waldboden muss geschützt und die Humusbildung unterstützt werden.

Das Wissen um das Ökosystem Wald kann nicht länger verdrängt werden. Wir brauchen – auch zur Erfüllung internationaler Verpflichtungen zur Sicherung der Biodiversität und zum Klimaschutz – intakte Wälder als Ökosysteme, mehr unberührte „Wildnis“, schonende Forstmethoden, standortheimische Bäume und eine Begrenzung des Holzexports. Das können auch lokale Monopolmedien und der WDR nicht länger verdrängen.

Schon lange zeigte sich, dass die Naturschutz- und die Waldgesetze in Deutschland mit der
Vorrangigkeit für profitable Nutzungen und mit den vielen Ausnahmeregelungen und unklaren
Schutzbestimmungen sowie fehlenden Sanktionsmöglichkeiten nicht ausreichen um Artenschutz, Biodiversität und Klimaschutz zu gewährleisten. Besonders deutlich ist das im Bereich der Forst- und Waldpolitik. Das findet sich auch im Koalitionspapier der Ampelkoalition in Berlin zum Bereich „Wald“.*

Als ein besonders krasses Beispiel erwähnen wir hier den Kirchenwald in einem Naturschutz- und Wassergewinnungsgebiet in Nottuln. [2] Diesem Wald wurde nun mit einem bunten Strauß von vorgeschobenen „Fällargumenten“ schwerer Schaden zugefügt (die Klimaschutzfunktionen des Rest-Waldes sind nicht mehr gewährleistet; (Foto 5). Der Einschlag in noch verbliebenen
naturnahen Wäldern muss sofort gestoppt werden. Die Verbrennung von Holz darf nicht länger als „klimaneutral“ o.ä. gefördert werden. [3]

Nottuln (Kirchenwald): Neuere und ökologische Erkenntnisse weisen darauf hin, dass im Klimawandel die früher üblichen intensiven „Pflege-“ und Durchforstungsregeln äußerst kontraproduktiv wirken. Foto: J. Kruse

Drei Trockenjahre in Folge haben in Deutschland Waldschäden bislang nicht gekannten Ausmaßes sichtbar werden lassen. Davon sind besonders Fichten, Kiefern und nicht heimische Baumarten, vereinzelt auch Eichen und Buchen betroffen. Die Ursachen liegen nicht nur im Klimawandel, sondern auch im Umgang mit den Wäldern seit 200 Jahren. Die bisher vorwiegend vom Holzerlös abhängigen Erfolgsbilanzen der Forstbetriebe haben sich als falsche, für die Zukunft unserer Wälder schädliche Messlatte erwiesen (Foto 6).

Ehemaliger Klimaschutzwald: Baumriesen weg, Wald extrem aufgelichtet und heißgeschlagen, Boden verdichtet. Der Einschlag in noch verbliebenen naturnahen Wäldern muss sofort gestoppt werden. Foto: J. Kruse

Vom Gesetzgeber ist dringend Art. 20 a Grundgesetz umzusetzen durch eine Ökologisierung der Naturschutz- und Waldgesetze – auch in NRW. Schon jetzt gilt eine „Ökologiepflichtigkeit
des Waldeigentums“. [4]
Die größten ökologischen Herausforderungen der Menschheit durch Klimawandel, Gefährdung der Wasserreserven und Verlust der Biodiversität können wir nur gemeinsam mit dem Wald meistern [5]
Die gegenwärtige Art der Waldbehandlung läuft diesen Herausforderungen diametral entgegen. Sie trägt dazu bei, den schwer angeschlagenen Patienten Wald weiteren Stressfaktoren auszusetzen.
Die EU-Biodiversitätsstrategie, die gefährdete, wildlebende heimische Pflanzen- und Tierarten und deren Lebensräume wirksam schützen soll, sieht einen strikten Schutz für zehn Prozent aller Landflächen bis 2030 vor.
Um das zu erreichen, müssten hierzulande auch viel mehr Waldflächen als Schutzgebiete
ausgewiesen werden. [6] Vielleicht kommt die Umsetzung der Waldziele der Ampel-Koalition
zumindest für das Münsterland schon zu spät. [7]

Hinzu kommen die Versäumnisse der Bundesregierung und der Länder, für eine Verringerung der Stickstoff-Einträge zu sorgen, die die Wälder schädigen.
Lutz Fähser, Forstexperte und “Vater“ des Lübecker Konzepts zur naturnahen Waldbewirtschaftung:
„Zwar sind die Schwefeldioxid-Emissionen inzwischen wirkungsvoll abgesenkt, doch die
Stickstoff-Emissionen aus dem Straßenverkehr und vor allem aus der landwirtschaftlichen
Tierproduktion liegen noch immer auf viel zu hohem Niveau. Der Klimawandel und die intensive
profitorientierte Forstwirtschaft machen dem Wald zusätzlich schwer zu schaffen.“ [8]

Jürgen Kruse, Nottuln, März 2022 (Waldschutzgruppe Münsterland [9])
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*Koalitionsvertrag Bundesregierung Nov. 2021 – hier: WALD
„Gerade im Wald werden die Folgen der Klimakrise sichtbar. Gleichzeitig ist er für das Erreichen
unserer Klimaschutzziele unerlässlich. Durch einen gezielten Waldumbau müssen artenreiche und klimaresiliente Wälder mit überwiegend standortheimischen Baumarten geschaffen werden. Die Waldbewirtschaftung spielt dabei eine wichtige Rolle. Entsprechend dieser Ziele novellieren wir das Waldgesetz. Wir werden das Forstschädenausgleichsgesetz evaluieren und passen es gegebenenfalls an. Intervalle und Form der Bundeswaldinventur werden wir überprüfen und ein digitales Waldmonitoring einführen. Der Bund wird zusammen mit den Ländern einen langfristigen Ansatz entwickeln, der konkrete, über die bisherigen Zertifizierungssysteme hinausgehende Anforderungen an zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen adressiert, diese honoriert und die Waldbesitzer dadurch in die Lage versetzt, ihre Wälder klimaresilient weiterzuentwickeln und, wenn nötig, umzubauen oder Neu- und Wiederbewaldung zu unterstützen. Wir stoppen den Einschlag in alten, naturnahen Buchenwäldern in öffentlichem Besitz. Die Wälder im Bundesbesitz sollen mittelfristig mindestens nach FSC- oder Naturland-Standards bewirtschaftet werden. Wir fördern den internationalen Waldschutz und die Waldrenaturierung. Wir setzen uns auf EU-Ebene
für eine rechtlich verbindliche Regelung ein, die den Import von Produkten und Rohstoffen, die mit Entwaldung verbunden sind, verhindert. Mit einer Holzbauinitiative unterstützen wir die regionalen Holzwertschöpfungsketten. Wir wollen die Kaskadennutzung als Grundsatz verankern. Wir stärken forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse. Wir werden bundesweite Präventions- und Bekämpfungsstrategien erarbeiten und die Waldbrandbekämpfungsmöglichkeiten am Boden und aus der Luft, auch im Rahmen des Mechanismus rescEU, ausbauen. Wir fördern bodenschonende Waldbearbeitung, z. B. mit Rückepferden und Saatdrohnen.“

Anmerkungen:
[1] Siehe die Wald-Schadensmeldungen auf: www.waldreport.de
[2] https://waldreport.de/waldschadensmeldung/faellung-schutzgebieten/faellung-von-160-buchen-und-eichen-auf-wald
[3] https://www.robinwood.de/blog/ofen-aus
[4] Hans Dieter Knapp (Hrsg.), Siegfried Klaus (Hrsg.), Lutz Fähser (Hrsg.), Der Holzweg – Wald
im Widerstreit der Interessen – ISBN: 978-3-96238-266-7 – Softcover, 480 Seiten, (39,-€) oekom-
Verlag
[5] Wasser muss im Wald bleiben – Bundeswaldgesetz ändern und Wälder fit für den Klimawandel machen, Heimische Bäume, geschlossene Kronendächer und gesunde Böden: So kann die Forstwirtschaft zu einem positiven Effekt auf unseren Wasserhaushalt beitragen. Dafür muss das Bundeswaldgesetz dringend geändert werden.                                                                       https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/aktivitaeten/28677.html
[6] https://www.naturschutz-initiative.de/neuigkeiten/1193-17-03-2022-zum-internationalen-tag-des-waldes-am-21-maerz-2022
[7] Im Münsterland gibt es nun in Verbindung mit den Waldakademien in Lübeck und in der Eifel eine Waldschutzgruppe Münsterland, die auch im Rahmen der Bundesbürgerinitiative Waldschutz (https://www.bundesbuergerinitiative-waldschutz.de/) Waldschäden registrieren
(www.waldreport.de), das Wissen um das Ökosystem Wald verbreiten und eine ökologische
Forstwirtschaft bekannt machen möchte. Wir brauchen einen ökologisch ausgerichteten Blick! Siehe dazu „Das Ökohumanistische Manifest – Unsere Zukunft in der Natur – Eine Philosophie für das Anthropozän“, von Pierre L. Ibisch & Jörg Sommer
( https://www.sonnenseite.com/de/tipps/das-oekohumanistische-manifest/ )!
[8] ROBIN WOOD: „Wir nehmen den Tag des Waldes zum Anlass, ein radikales Umdenken
einzufordern. Denn ohne die Wälder sterben die Menschen. Die Bundesregierung muss auch gegen Widerstände der Forst- und Agrarlobby eine ökologische Waldwende durchsetzen.“
[9] auf facebook: „Waldschutzgruppe Münsterland (in der Bundesbürgerinitiative Waldschutz)“:
https://www.facebook.com/groups/673081750509368/

 

2 Gedanken zu „Naturnahe Waldwirtschaft in Zeiten der Klimaerhitzung? Ein Beispiel aus dem Münsterland zeigt die Notwendigkeit des Umdenkens in der Waldwirtschaft auf.

  1. Jürgen Kruse

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    wie Sie sehen, will die FDP weitermachen mit dem Kurs der Forstpolitik von „Wald und Holz NRW“, ja sogar noch neoliberal gesteigert durch Herrn Busen (FDP Bundestagsfraktion) mit „markradikalem Waldbau“
    ( https://www.forstpraxis.de/meinung-busen-fordert-marktradikalen-waldbau/?utm_campaign=fp-nl&utm_source=fp-nl&utm_medium=newsletter-link&utm_term=2022-03-30-16 )!!!

    SPD und Grüne haben (noch) nicht geantwortet (trotz Erinnerung!).

    Grüße

    Jürgen Kruse

    5.4.2022
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    Offener Brief an die Parteien zur Landtagswahl in NRW – Waldwende in NRW als Beitrag zum unaufschiebbaren Artenschutz und Klimaschutz in NRW – Antworten….

    Die Linke:

    Liebe Freundinnen und Freunde der Waldschutzgruppe Münsterland,

    DIE LINKE. NRW teilt mit Ihnen die Sorge um den Wald in NRW. Unsere Wälder erfüllen viele verschiedene Aufgaben: Sie sind wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig liefern sie uns Holz, das im Zeichen der Klimakatastrophe auch als Baustoff immer wichtiger wird. Wälder sind aber auch für uns Menschen von Bedeutung, als Orte der Freizeit und der Erholung. Schließlich binden Bäume in ihrer Wachstumsphase CO₂ und helfen damit gegen die Aufheizung der Atmosphäre. Langanhaltende Dürreperioden, Stürme und der Borkenkäfer haben den Wäldern sehr geschadet. In unserem Programm zur Landtagswahl fordern wir deswegen eine ökologische Waldwende. Dazu gehört, dass wir das Ziel von 2% Wildnis endlich erreichen wollen.

    Es darf zukünftig keine Flächen in Monokultur mehr geben. Mischwälder bieten nicht nur einen besseren Schutz gegen sich verändernde Umweltbedingungen, sondern sind auch als Biotope artenreicher. Wir streben daher Mischwälder an, die sich weitgehend natürlich verjüngen und in denen die jungen Bäume unter den Kronen der Älteren heranwachsen. Die Wiederbewaldung der heute kahlen Fichtenflächen mit klimaangepassten Baumarten muss gewährleistet sein. Mindestens natürliche Verjüngung der Hauptbaumarten muss ohne weitere Schutzmaßnahmen möglich sein.

    Die Bewirtschaftung des Waldes muss sich dem Waldschutz unterordnen, d.h. sie hat schonend zu erfolgen. Deswegen wollen wir bodenschonende Verfahren, wie den Einsatz von Rückepferden, bei der Holzernte fördern.

    Naturbelassene Wälder spielen eine zentrale Rolle beim Artenschutz. Wir sehen Artenschutz als Querschnittaufgabe der Politik, d.h. bei allen politischen Entscheidungen muss der Artenschutz einbezogen werden. Wir setzen uns dafür ein, die Biodiversitätsstrategie der EU von 2015 in NRW endlich umzusetzen. Wir fordern zudem die Verbindung verinselter Schutzgebiete und das Verbot von Pestiziden und Herbiziden in einem großen Radius um Schutzgebiete, damit der Eintrag von Pestiziden und Herbiziden in wertvolle Ökosysteme gestoppt wird.

    Auch der Klimawandel bedroht den Wald. Die drei Hitze- und Dürrejahre 2018 bis 2020 haben besonders deutlich gezeigt, wie anfällig vor allem Monokulturen sind. DIE LINKE.NRW will erreichen, dass unser Land bis 2035 klimaneutral ist. Dazu wollen wir bis 2030 aus der Braunkohle aussteigen.

    Durch die Hitze- und Dürrejahre ist auch der Grundwasserspiegel gesunken und die Böden sind bis in eine große Tiefe zu trocken. Deswegen muss mit Wasser zukünftig besonders verantwortungsvoll umgegangen werden. Großprojekte, die z.B. Wäldern „das Wasser abgraben“ verbieten sich.

    Wir sind in einer Lage, in der jeder Wald wertvoll ist. Waldrodungen für den Ausbau von Autobahnen, für die Ausweitung von Gewerbebetrieben und für die Nutzung fossiler Energien müssen sofort gestoppt werden. DIE LINKE. NRW unterstützt das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Waldrodungen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Irina Neszeri
    Vorstandsreferentin
    DIE LINKE Nordrhein-Westfalen
    Alt Pempelfort 15
    40211 Düsseldorf
    irina.neszeri@dielinke-nrw.de
    0171/1748082

    ———————————————————————————————————————————–

    …die Stellungnahme der Piratenpartei, Landesverband
    NRW:

    Wie nehmen Sie diese dringenden Aufgaben in das Wahlprogramm
    (Regierungsprogramm) auf? Wir sehen einen Schwerpunkt unserer Naturpolitik in
    der freien Entfaltung der Arten in großen zusammenhängenden naturnahen
    Gebieten. Es darf kein Primat der wirtschaftlichen Nutzung mehr geben, sondern
    diese steht in Abwägung mit weiteren gesellschaftlichen Zielen wie
    Nachhaltigkeit und Biodiversität. Diese müssen deutlich mehr als bisher in
    Nutzung von Fläche und anderen Naturressourcen sowie die
    Gesellschaftsentwicklung einfließen. Wir wollen Ewigkeitsnutzen statt
    Ewigkeitsschäden.

    * Das Land muss einen ausreichend großen Anteil seiner Flächen in Wildnis
    umwandeln. Eingriffe und Maßnahmen dort dürfen nur dem Zweck der Stärkung
    der Biodiversität dienen. Privaten Grundbesitzer:innen müssen
    wirtschaftliche Anreize zur Beteiligung an solchen Projekten geboten
    werden.

    * Wir wollen die weitere Vernetzung kleiner und zerstreut liegender
    wertvoller Naturgebiete mit einer Pflege, die der Verbesserung der
    Biodiversität dient. Größere zusammenhängende Naturgebiete mit hoher
    Biotopvariation und Übergängen zwischen offenem Land und Wäldern, trockenen
    und feuchten Gebieten werden eingebunden. Daher steben wir mehr finanzielle
    Mittel für den Bau von Grünbrücken an.

    * Wasserschutzgebiete sollen ebenfalls der Biodiversität dienen. Der
    Einrichtung offener Flächen ist der Vorzug gegenüber weiterer Aufforstung
    zu geben. Bei nährstoffbelasteten Arealen müssen überschüssige Nährstoffe
    entfernt werden.

    * Oberflächengewässer und ihre Randzonen sollen vermehrt, aber nicht
    ausschließlich der Natur dienen. Renaturierung zur Wiederherstellung ihrer
    freien Dynamik ist ein wichtiges Ziel. In solche Maßnahmen müssen Land- und
    Forstwirtschaft und Freizeitaktivitäten integriert werden. In
    hochwassergefährdeten Gebieten werden deutlich mehr potenzielle
    Überschwemmungsgebiete zum Abfedern von Hochwasserereignissen eingerichtet.
    Das ist gleichzeitig eine günstige und wirksame Klimafolgenanpassung. Mehr
    Offenland und Bruchwälder verbessern zudem die Hydrogeologie.

    * Bei der Allgemeinbildung in Schulen und speziellen fachlichen Ausbildungen,
    die mit Natur und ihrer Nutzung zu tun haben, wird mehr Wert auf
    Biodiversität und Naturschutz gelegt. Dazu gehört auch, dass Menschen in
    Freizeit und Tourismus Naturerlebnisse haben können. Kontakt zur Natur und
    Wissen über ihre Zusammenhänge helfen, dem Verständnis für einen
    Naturschutz, der kein Selbstzweck ist, sondern unsere Lebensgrundlagen
    sichert.

    Wie unterstützen Sie im NRW-Wahlkampf und in der folgenden parlamentarischen
    Arbeit die Bürgerinitiativen, die Wissenschaft und die ökologisch orientierten
    Forstpraktiker? Das Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet auch das Land zu
    Maßnahmen, den Anstieg der Durchschnittstemperatur der Troposphäre deutlich
    unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau zu halten und gleichzeitig
    Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dieses
    Niveau zu begrenzen, um dadurch die Risiken und Auswirkungen der
    Klimaänderungen erheblich zu verringern. Wir setzen uns für die Erreichung
    dieses Zieles ein. Die im Landesklimaschutzgesetz und -Plan formulierten
    Maßnahmen haben aktuell nur empfehlenden Charakter. Sie müssen verpflichtende
    Gesetzeskraft bekommen und durchgesetzt werden. Die Wirkungen der Maßnahmen aus
    dem Klimaschutzplan müssen beobachtet, der Plan selber laufend nach
    Gegebenheiten und Notwendigkeiten aktualisiert werden. Neben der
    Entfossilisierung in Energieproduktion und Verkehr müssen Kohlenstoffsenken
    geschaffen werden. Daher setzen wir uns für die Wiederherstellung umgebrochenen
    Grünlandes, Wiedervernässung trockengelegter und Bewahrung bestehender
    Feuchtgebiete ein. Diese muss das Land auf eigenen geeigneten Flächen
    durchführen und privaten Landbesitzer:innen entsprechende Anreize bieten. Das
    dient auch der Biodiversität. Auch Wälder sind Kohlenstoffsenken. In der
    Forstpolitik wollen wir verstärkten Anbau von Mischwäldern, die Klimaschutz,
    Klimaanpassung und Biodiversität stärken.

    Mit freundlichen Grüßen
    Andrea Deckelmann
    stellvertretende Vorsitzende
    Piratenpartei Deutschland
    Landesverband Nordrhein-Westfalen
    Selbecker Str. 22
    40472 Düsseldorf
    Email: vorstand@piratenpartei-nrw.de

    ————————————————————————————————————————————

    Zur FDP-Antwort siehe auch hier:

    Peter Wohlleben: „Pflanzen für eine bessere Zukunft“: https://www.facebook.com/PeterWohlleben.Autor/videos/460684449180121

    —————————————-
    FDP:

    Sehr geehrter Herr Kruse,

    haben Sie vielen Dank für Ihre Zuschrift.

    Der Wald ist einer der wichtigsten Faktoren für Klimaschutz und Artenvielfalt. In den letzten Jahren haben Dürre, Sturm und der Befall des Borkenkäfers den Wäldern stark zugesetzt. Die Aufforstung und Schädlingsbekämpfung sind deshalb zentral, um heimische Wälder zu schützen und sie zukunftsfest zu machen. Wir wollen deshalb Waldbauern und Forstwirtschaft unterstützen, damit unsere Wälder sich schnell wieder erholen können. Gleichzeitig wollen wir neue Anreize schaffen, um Waldflächen als Lebensräume und Klimaschützer zu stärken und Aufforstungspotenziale zu nutzen. Wir wollen den Schutz bestehender Wälder bei uns und weltweit durch den Erhalt von Regenwäldern vorantreiben. Dafür sollen negative Waldbilanzen global geächtet werden. Wälder und Moore sind Hüter von Biodiversität und wirksame Kohlenstoffspeicher. Neben Emissionsminderungen sind Aufforstungen, Agroforstwirtschaft und die Wiedervernässung von Mooren ein Weg, die Erwärmung des Planeten zu begrenzen. Diese CO2-Senken sollen in den Emissionshandel einbezogen werden, um entsprechende Anreize zu setzen. Dazu wollen wir die Land- und Forstwirtschaft in das europäische Emissionshandelssystem (ETS) aufnehmen und Anreize und Beteiligungsmöglichkeiten auch für Bürgerinnen und Bürger schaffen, etwa durch sogenannte Bürgerwälder.

    Gerne erlaube ich mir, Ihnen für weitere Informationen unser Landtagswahlprogramm zu verlinken: https://www.fdp.nrw/sites/default/files/2022-02/BeschlussfassungLandtagswahlprogramm.pdf.

    Mit freundlichen Grüßen
    Mirco Rolf-Seiffert
    Politischer Geschäftsführer
    FDP-Landesverband NRW
    Sternstraße 44
    40479 Düsseldorf
    http://www.fdp.nrw

    —————————————————————————————————————————————————————————–

    —–Ursprüngliche Nachricht—–

    Von: Kruse [mailto:wendanix@t-online.de]

    Gesendet: Dienstag, 15. März 2022 19:06

    An: johannes.vogel@fdp.de; fdp-fraktion@landtag.nrw.de

    Betreff: Waldwende in NRW als Beitrag zum unaufschiebbaren Artenschutz und Klimaschutz in NRW – Wahlprogramm Ihrer Partei

    Waldwende in NRW als Beitrag zum unaufschiebbaren Artenschutz und Klimaschutz in NRW – Wahlprogramm Ihrer Partei

    Offener Brief an die Parteien zur Landtagswahl in NRW

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    liebe Freundinnen und Freunde,

    inzwischen ist viel berichtet worden über den schlechten Zustand auch des Waldes in NRW, über die Hauptursachen für Waldsterben und Verlust der Biodiversität und auch über

    die zunehmende Ausplünderung unserer Wälder (Fällung nahezu aller etwas größeren und älteren Bäume). Das Wissen um das Ökosystem Wald kann nicht länger verdrängt werden.

    Wir brauchen -auch zur Erfüllung internationaler Verpflichtungen zur Sicherung der Biodiversität und zum Klimaschutz- intakte Wälder als Ökosysteme, mehr unberührte „Wildnis“,

    schonende Forstmethoden, standortheimische Bäume und eine Begrenzung des Holzexports.

    Besonders deutlich wird das am Zustand der Wälder im Münsterland mit Kahlschlägen, Bodenverdichtungen, „Auflichtungen“, Schirmschlag, Austrocknung, Zurückdrängung der Artenvielfalt usw..

    Schon lange zeigte sich, dass die Naturschutzgesetze und die Waldgesetze in Deutschland mit der Vorrangigkeit für profitable Nutzungen und mit den vielen Ausnahmeregelungen und unklaren

    Schutzbestimmungen und fehlenden Sanktionsmöglichkeiten nicht ausreichen um Artenschutz, Biodiversität und Klimaschutz zu gewährleisten. Besonders deutlich ist das im

    Bereich der Forst- und Waldpolitik. Das wird auch im Koalitionspapier der Ampelkoalition in Berlin zum Bereich „Wald“ deutlich.*

    Als ein besonders krasses Beispiel erwähnen wir hier den Kirchenwald in einem Naturschutz- und Wassergewinnungsgebiet in Nottuln

    ( https://waldreport.de/waldschadensmeldung/faellung-schutzgebieten/faellung-von-160-buchen-und-eichen-auf-wald ). Diesem Wald wurde nun mit einem bunten Strauß von

    vorgeschobenen „Fällargumenten“ schwerer Schaden zugefügt (die Klimaschutzfunktionen des Rest-Waldes sind nicht mehr gewährleistet).

    Hauptakteur ist -wie in so vielen Abholzungsaktionen im Münsterland (u.a. in 48739 Legden)- der Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“, der wie der Landesbetrieb „Straßen NRW“ (mit seiner naturschädlichen

    Zerstörung von Biotopverbundlinien und den Baum- und Heckenmassakern an den Straßen) offen seine Holzgewinnungs- und Vermarktungsinteressen (u.a. durch Beratung

    der Waldbesitzer) durchsetzen kann.

    Der Einschlag in noch verbliebenen naturnahen Wäldern muss sofort gestoppt werden. Die Verbrennung von Holz darf nicht länger als „klimaneutral“ o.ä. gefördert werden.

    Die Leistungen des Ökosystems Wald sind unabhängig von monetären Berechnungssystemen zu schützen.

    Daher ist dringend vom Gesetzgeber Art. 20 a Grundgesetz umzusetzen durch eine Ökologisierung der Naturschutz- und Waldgesetze (zur jetzt schon geltenden „Ökologiepflichtigkeit

    des Waldeigentums“: siehe Anhang).

    Wie nehmen Sie diese dringenden Aufgaben in das Wahlprogramm (Regierungsprogramm) auf? Wie unterstützen Sie im NRW-Wahlkampf und in der folgenden

    parlamentarischen Arbeit die Bürgerinitiativen, die Wissenschaft und die ökologisch orientierten Forstpraktiker? Wir bitten zeitnah um eine ausführliche Stellungnahme zur Information

    unserer Mitglieder und der Öffentlichkeit.

    Mit freundlichen Grüßen

    Waldschutzgruppe Münsterland

    ( https://www.facebook.com/groups/673081750509368/ ) i.A. Jürgen Kruse Mitglied in:

    Bundesbürgerinitiative Waldschutz ( https://www.bundesbuergerinitiative-waldschutz.de/ ),

    Arbeitskreis Heckenschutz ( http://www.hecke.wg.vu und: http://www.heckenschutz.de )

    Steinstr. 12

    48301 Nottuln

    T: 02502 – 4129881

    15.3.2022

    ————————————————————

    *Koalitionsvertrag Bundesregierung Nov. 2021

    hier: WALD

    „Gerade im Wald werden die Folgen der Klimakrise sichtbar. Gleichzeitig ist er für das Erreichen unserer Klimaschutzziele unerlässlich. Durch einen gezielten Waldumbau müssen artenreiche und klimaresiliente Wälder mit überwiegend standortheimischen Baumarten geschaffen werden. Die Waldbewirtschaftung spielt dabei eine wichtige Rolle. Entsprechend dieser Ziele novellieren wir das Waldgesetz. Wir werden das Forstschädenausgleichsgesetz evaluieren und passen es gegebenenfalls an. Intervalle und Form der Bundeswaldinventur werden wir überprüfen und ein digitales Waldmonitoring einführen. Der Bund wird zusammen mit den Ländern einen langfristigen Ansatz entwickeln, der konkrete, über die bisherigen Zertifizierungssysteme hinausgehende Anforderungen an zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen adressiert, diese honoriert und die Waldbesitzer dadurch in die Lage versetzt, ihre Wälder klimaresilient weiterzuentwickeln und, wenn nötig, umzubauen oder Neu- und Wiederbewaldung zu unterstützen. Wir stoppen den Einschlag in alten, naturnahen Buchenwäldern in öffentlichem Besitz. Die Wälder im Bundesbesitz sollen mittelfristig mindestens nach FSC- oder Naturland-Standards bewirtschaftet werden. Wir fördern den internationalen Waldschutz und die Waldrenaturierung. Wir setzen uns auf EU-Ebene für eine rechtlich verbindliche Regelung ein, die den Import von Produkten und Rohstoffen, die mit Entwaldung verbunden sind, verhindert. Mit einer Holzbauinitiative unterstützen wir die regionalen Holzwertschöpfungsketten. Wir wollen die Kaskadennutzung als Grundsatz verankern. Wir stärken forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse. Wir werden bundesweite Präventions- und Bekämpfungsstrategien erarbeiten und die Waldbrandbekämpfungsmöglichkeiten am Boden und aus der Luft, auch im Rahmen des Mechanismus rescEU, ausbauen. Wir fördern bodenschonende Waldbearbeitung, z. B. mit Rückepferden und Saatdrohnen.“

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  2. Weisenseel, Gert

    Was erwartet man von einem Jahrhunderte alten Beamtensystem, das sich Forstbehöde nennt, auch anderes. Die Ausbildung der sogenannten Forstfachleute ist nachwievor nur auf die Holzproduktion ausgerichtet. Umwelt,.Natur und Klimaschutz sind auch in Zeiten des Klimawandels nur lästige Nebensachen, die Geld kosten. Dass es dabei um mehr geht als Geld, scheinen sie noch nicht begriffen zu haben. Denn ein System das nachwievor behauptet alles richtig gemacht zu haben und auch noch zu machen, sollte sich mal auf den neusten von unabhängigen und renovierten Wissenschaftlern bringen lassen, anstatt ihre Jahrhunderte alten Forstmethoden auch noch in Zeiten des Klimawandels als richtig zu bezeichnen . Es ist und bleibt eben ein Beamtensystem das noch nicht begriffen hat, daß ihre eigentliche Aufgabe es ist, den Wald zu schützen und ihn nicht zu zerstören, wie es zur Zeit der Fall ist und das Ganze wird auch noch vom Steuerzahler finanziert.

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