Umweltschutz ist eine globale Aufgabe, die im regionalen Bereich beginnt. In Senden gibt es eine Reihe guter Ansätze. (Ralf Hömberg in den WN vom 31.1.2012)

So wie hier am Dortmund-Emskanal fallen immer wieder alte Bäume der Säge zum Opfer. Foto: Ralf Hömberg

So wie hier am Dortmund-Emskanal fallen immer wieder alte Bäume der Säge zum Opfer. Foto: Ralf Hömberg

Jeder Deutsche produziert zehn Tonnen CO² pro Jahr. Das ist fünffach mehr, als jeder der rund sieben Milliarden Weltbürger maximal produzieren darf, damit unsere Erde auch für kommende Generationen bewohnbar bleibt. Über www.footprint-deutschland.de kann bezüglich des Lebensstils der „ökologische Fußabdruck“ vor dem Hintergrund der globalen Biokapazität ermittelt werden. Alarmierende Zahlen aus Washington besagten, dass der Ausstoß von Kohlendioxid im Jahre 2010 weltweit ein Rekordhoch erreichte. Hauptursachen sind Ressourcenvernichtungen: Kohlekraftwerke, Flug-, Schiffs-, Autoverkehr, Abholzungen.

Die Konsequenzen des Klimawandels sind deutlich erkennbar. Millionen Menschen müssen wegen Dürren oder Überschwemmungen ihre Heimat verlassen. Über eine Milliarde Menschen müssen bereits hungern – die häufigste Todesursache weltweit. Das rapide Wachstum lässt die Welt in immer dramatischere sozio-ökologische Veränderungen geraten. Auf der Welt wird für rund zwölf Milliarden Menschen Nahrung produziert – und bei denen von echtem Hunger Betroffenen kommt sie nicht an.

Auf unseren Wachstumswegen, sind die sozio-ökologisch-ökonomischen Gleichgewichte aus den Fugen geraten. Der Anteil der Landflächen unserer Erde beträgt etwa 150 Millionen Quadratkilometer (30 Prozent der gesamten Erdfläche) – vielfach bis in kleinste Grundstücke durch ökonomisiert. 1,2 Milliarden Hektar globale Nutzfläche, sind nach Angaben des internationalen Komitee des Roten Kreuzes, durch menschliches Einwirken bereits unfruchtbar. Damit wird eine besonnene sozio-ökologische Flächennutzung für jeden Quadratmeter wichtiger denn je. Jeder Umgang der kleinen Flächen spiegelt den Umgang mit den Großen.

15 Prozent hungernde Weltbevölkerung steht 20 Prozent übergewichtiger Weltbevölkerung mit hohen Gesundheitsrisiken gegenüber. Jeder 80- bis 100-jährige Laubbaum hat die Kapazität, etwa 5000 Kilogramm CO² jährlich zu binden. Laubwälder halten den Starkwinden besser stand. Dies ist absoluter Klimaschutz. Doch weniger als ein Prozent der Laubwälder in Deutschland sind geschützt. Auch in der Gemeinde Senden gibt es – wie in den meisten Kommunen – keine Baumschutzverordnung, geschweige denn ein Baumschutzgesetz, wie in der Schweiz.

Auch die Laubwälder unserer Regionen stehen aktuell über den globalen Sog der Rohstoffmärkte in Fokus. Größer werdende Einschläge und radikale Säuberungen in unseren Wäldern sind überall erkennbar. Trotz des traditionell landwirtschaftlichen Konsens in unserer Region, muss wie bei jeder industriellen Entwicklung (man denke an die Metall-, Textil-, Kohle-, Chemie- der Ruhrgebietregion) auch in der Agrarindustrie auf sozio-ökologische Nachhaltigkeit für Land und Leute sorgsam in der weiteren Entwicklung geachtet werden. Vereinseitigungen mit Verödungsergebnissen sind gerade auch im demografischen Wandel von Nachteil. Es geht um kommende und alternde Generationen in deren lebenswerten Umwelten zugleich – um die vorbildliche „grüne Linie“ zur „Entente florale – eine Gemeinde blüht auf“ (Senden, 2001), um den „European Energy Award“ (Senden, 2011) sowie zugleich um unser soziales Miteinander in einem humanen besonnen Geist. Ein Recht auf Entwicklung steht immer vor dem Hintergrund menschlich-ökologischer Werte in der Wandlungszeit. Entwicklungsrichtungen müssen oft gründlich überdacht werden.

N. Bassey, ein afrikanischer Umweltschützer und Träger des alternativen Nobelpreises 2010 sagte: „Hunger mit Todesfolgen ist kein Zufall. Hunger ist konstruiert, abgepackt und durch industrielle landwirtschaftliche Produkte an die Welt verkauft“. Im aktuellen Weltagrarbericht steht, dass Kleinbauern einen deutlich höheren Nährwert pro Hektar als die industrielle Landwirtschaft produzieren. Sie verursachen einen deutlich niedrigeren Dünger-, Pestizid-, Medikamenten- sowie Umweltschaden. Sie brauchen jedoch Mittel (Land, faires Geld, Werkzeuge und Wasser). Jene zu stärken ist die größte Hoffnung im Kampf gegen den Hunger. Gut dass sich zur Abmilderung von Hunger in Senden eine Tafel gegründet hat, eine prosperierende AGENDA21-Aktivität, Leute mit Sinn für die Heimatgeschichte, Kulturinitiativen, einen wachen NABU, der aktuell für die Rückgewinnung der Artenvielfalt jüngst Beweidungsprojekte realisiert und noch viel, mehr. Es geht um Land und Leute – global sowie regional.

 

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