„Auld lang syne…“ Auf dem Hof des Hauses Senden (Schloss) stehen einige Prachtexemplare von alten Eichen, die unter den schönsten des Münsterlandes aufgezählt zu werden pflegen…“, schrieb Julius Schwieters, ein heimatforschender Kaplan aus Herbern 1891 in seinem Buch „Geschichtliche Nachrichten über den westlichen Teil des (Alt-)Kreises Lüdinghausen“, zu dem zu jener Zeit auch Senden (urkundlich um 900 erstmals erwähnt) gehörte. Die Bäume vor unserem heutigen Pastoratsgebäude gehörten zu einer Gruppe von etwa 100 Stieleichen (Quercus pedunculata), die an den Fischteichen des längst vergessenen Gräftenhofes Borchardink standen.
Die Eichen sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse, welche seit je her zu den landschaftsprägenden Bäumen des Münsterlandes zählen. Diese Sommereiche, wie sie auch genannt wird, kann bis zu 40 Meter hoch, und in einigen Gegenden bis zu 1000 Jahre alt werden. Das Alter der Eichen vor dem Pastoratsgebäude ist mit ca. 300 Jahren noch recht jung.
Ökologisch gesehen bindet ein 100-jähriger Baum durch seine Holzbildung ca. 5000 Kilo Kohlendioxid im Jahr. Das ist echter Umweltschutz, gerade in Zeiten des höchst bedenklichen globalen Klimawandels. Zudem sind die Eichen Lebensraum für Eichelhäher, Eichhörnchen sowie viele heimische Vogelarten, die dort nach Raupen, Spinnen und Käfern suchen. Oft habe Füchse hohle Stämme als Eingang für ihre Bauten benutzt. Auch die Waldmaus lebt von Eicheln, Knospen und anderen Baumprodukten. Kaninchen naschen gerne von heruntergefallenen Eicheln oder abgebrochenen Trieben.
Man erkennt unschwer die Wichtigkeit unserer Laubbäume, gerade auch am Beispiel unserer „Europäischen Eiche“. Nun ist es um so besser, dass in den vergangenen Jahren, die Grünplanung in Senden vorbildlich praktiziert, umgesetzt und erlebbar wurde. Die „grüne Linie“ ist entlang der Stever bis zum Schloss, dem Dümmer, dem Wortbach und schließlich auch dem Dortmund-Ems-Kanal mit ökologisch wichtigen Gewässern unserer Region vernetzt. Eine wunderschöne Parkanlage mit Skulpturen, Seerosen, kleinen Brücken sowie landschaftlich gut eingepflegten Bäumen, Sträuchern und Hecken. Gerade auch die innerörtlichen Grünanlagen bieten einen umsorgten Raum für Flora, Fauna und Mensch. Überall zeigen sich liebevollen Detaillösungen. Landschaftsprägend sind neben den alten Baumbeständen, wie etwa die prächtige Lindenallee zum Schloss hin, hier und da Feldgehölzhecken, Rasen- und Wiesenflächen, sowie teilrenaturierte Steverabschnitte in ihrem Wasserlauf und Teichanlagen. Wenn man genau hin schaut, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Genau das war auch der Grund, mich mit meiner Familie als Wahl-Sendener, Anfang der 90er Jahre hier nieder zu lassen. Senden, eine aufstrebende Gemeinde im Grünen – für dieses Programm, bis dahin vorbildlicher Grünplanung, gab es 2001 von der Bewertungskommission des bundesweiten Wettbewerbs „Entente Florale – unsere Stadt blüht auf“ eine wohlverdiente „Goldmedaille“ als Auszeichnung.
Jedoch ist für die „Alteingesessenen“ wie für die mit der Zeit „Zugezogenen“ als auch alle weitergehenden Verantwortlichen, Achtsamkeit für uns selbst und unsere Umwelt fortwährend angesagt. Das Griechische „oikos“ meint einen „umfassenden Heimatbegriff von Land und Leuten“ – dies steckt unter anderem in den Begriffen „Ökologie“ und „Ökonomie“. Es gehört nicht „in’n Sends’ken Wind“ gestellt“ – dazu ist es, auch außerörtlich, zu ernst, zu wichtig und existenziell.
2010 ging die Auszeichnung der „Entente florale“ übrigens unter anderem nach Billerbeck – bekannt als das Tor für Wanderungen in der Baumberger Region – auch eine liebenswürdige Stadt.