Senden. Nach der Sommerpause wird das kleine Wirtschaftsseminar der Agenda21Senden in den Räumen der KuKiS (alte Friedenskapelle, Grüner Grund 5) fortgesetzt. Am Mittwoch, den 19. September 2018, spricht ab 19.30 Uhr der Ökonom Joachim F. Gogoll aus Nottuln zum Thema: „Ökonomie heute – hat sie Einfluss auf die rechte Szene? Rassismus, Faschismus als Folge des herrschenden neoliberalen Wahnsinns.“ Die Frage, welche alternative Wirtschaftspolitik das Abdriften in nationalistisches Denken und Handeln zurückdrängen kann, soll anschließend diskutiert werden.
Folgende Mail erreichte uns von Ulrich Scharmann: Zu Eurem Thema hatte ich mir auch schon meine Gedanken gemacht, meine Theorie: Im Gegensatz zur Globalisierung gab es immer schon globalen Welthandel, man erinnere sich an das englische Weltreich. Der Welthandel diente der Versorgung mit allen Dingen, die es in dem jeweiligen Land nicht gab und die woanders angeboten wurden. Im Gegensatz dient der globalisierte Welthandel heute dazu, dass Investoren wie Heuschreckenschwärme über die Welt ziehen, wo durch politischem und wirtschaftlichen Druck Dumping-Bedingungen realisiert, Volkswirtschaften gegenseitig kannibalisiert, und wirtschaftliche und soziale Verwüstungen zurückgelassen werden können, wenn der Schwarm weiterzieht. Inzwischen ist der Seefrachtverkehr mit den schwimmenden Müllverbrennungsanlagen, genannt Schiffsdiesel, der größte Umweltverschmutzer überhaupt, der allerdings im Pariser Klimaabkommen nicht einmal Erwähnung findet.
Daher kann gegen Rechts und die Absturzbefürchtungen weiter sich vor Armut ängstigender Kreise nur das Paradox des Zurückdrängens der hemmungslosen Globalisierung und Fördern nationaler und lokaler Kleinstrukturen helfen: also gegen rechten Nationalismus ein Stärken der nationalen und lokalen kleinteiligen Strukturen und gleichzeitig Stabilisieren international wirksamer Kontrollinstanzen . Im Buch „Warum Nationen scheitern“ von Acemoglu / Robinson wird klar, dass nur die umfassende Teilhabechance der einzelnen Personen an allen Dingen des Lebens (wie uneingeschränkte Bildungschancen, Rechtssicherheit, soziale Sicherheit, Gesundheitsschutz, kulturelle Teilhabe, Eigentumsschutz, generelle Teilhabemöglichkeiten am Wirtschaftsleben)
über Kleinstrukturen stabile Gesellschaften garantieren. Scheiternde Großstrukturen bergen immer die Gefahr kaum mehr zu handhabender Folgen in sich. Warum Politiker so verliebt in Großkonzerne sind, die die Teilhabe der Menschen am liebsten nur noch in Zukunft verengt als Konsumenten sehen wollen, bleibt verwunderlich. Übrigens ist fortschreitende Globalisierung ein Fördern der Umweltzerstörung, denn es bedeutet zwangsläufig Vervielfachung des Verkehrs.
Ein demokratisch legitimiertes Europa wäre mir aber schon wichtig.
per mail von Ulrich Scharmann: Das liebe Europa: Der Königsweg ist oft das „Sowohl-Als-Auch und selten das „Entweder-Oder“. So wird es auch in Sachen Europa sein. Aber ohne zunächst und anhaltend stabile Unterstrukturen wird Europa nie stabil werden/bleiben. Das Leben findet vor Ort und nicht in Brüssel statt, jedenfalls für die allermeisten. Daher sind stabile vor-Ort-Strukturen wesentlich wichtiger als in irgendwelchen Regierungsorten. Es ist kaum erklärlich, dass man sich jetzt darauf konzentriert, das Mangel-Europa so vehement zu verteidigen und nicht Druck ausübt, damit es besser wird
(nach der wirtschaftlichen Harmonisierung endlich auch die soziale Harmonisierung, endlich demokratische Legitimierung der Machtausübenden in Brüssel, -echte Europaparteien und Volksabstimmungen, einheitlicher Rechtsraum auch für den Normalbürger, einheitliche Wettbewerbs- und Steuerrechte, keine Steuer-Oasen auf dem Gebiet der EU, etc., etc..) um seine großkotzigen Versprechungen aus Jubiläumsfeiern endlich einzulösen. Skeptiker wird man nur mit Erfolgen und nicht mit moralischen Vorhaltungen überzeugen können. Auf die versprochene und notwendige Transaktionssteuer warten wir immer noch und die Agrarsubventionen gehen immer noch an die Größten und Wohlhabenden und nicht dorthin, wo sie ökologisch sinnvoll wären. TIP ist nicht durch die vielen protestierenden EU-Bürger sondern durch Trump gestoppt worden und Ceta liegt getarnt im Genehmigungs-Prozess.
Ich bin ein alter aber immer noch ungeduldiger Europäer streng nach dem Subsidärprinzip.