Senden braucht „ökologisches Grün“ – zum Agenda-Treffen im Rathaus am 9. März

Das Thema „Senden im grünen Bereich?“ hat viele Bürgerinnen und Bürger ins Rathaus gelockt, hier wurde offenbar ein Nerv getroffen. Angesprochen fühlten sich vor allem junge Landwirte, die im Außenbereich das Grün erheblich mitgestalten. Dass sie das auch positiv tun, wollten sie klarstellen, daher gab es zu diesem Thema eine ausführliche Diskussion im Anschluss an das Referat von Bauamtsmitarbeiter Erwin Oberhaus, der es mit dem Titel   „Förderung der Artenvielfalt durch Pflege von Säumen und Randstreifen“ überschrieben hatte. Eine Handlungsempfehlung für Beispielflächen in der Gemeine Senden sollte es sein. Dass Senden eine „Gemeinde im Grünen“ ist, ist nicht zu bestreiten,  aber grün ist eben nicht gleich grün, es geht um das „Wie?“. Und da ist doch manches im Argen. Die Gemeinde gibt sich große Mühe, hier und da Verbesserungsvorschläge aufzugreifen, ist aber mit der personellen Ausstattung von Bauamt und Bauhof überfordert. Spezialisten für Ökologie in Planung und Durchführung wären vonnöten, was natürlich Geld kosten würde, und das wird in Senden gespart oder an anderer Stelle ausgegeben. Daher erging auch im grünen Bereich in Senden der Hilferuf ans Ehrenamt, Unterstützer bei der praktischen Grüngestaltung und -pflege werden dringend gesucht und können sich bei Herrn Oberhaus im Bauamt melden. Ein Konzept für jede arbeitswillige Person wird dann gemeinsam erarbeitet. Material stellt die Gemeinde kostenlos zur Verfügung. Wo die Verwaltung schon aktiv ist, zeigte Herr Oberhaus auf: Wildwiesenflächen an verschiedenen Stellen, Streuobstwiesen, Anlage von Altgras- und Hochstaudensäumen in geeigneten Randbereichen,  an besonnten Stellen in Verbindung mit vorhandenen Hecken- und Gehölzstreifen, extensiv gepflegtes Grabensystem mit arten- und strukturreicher Vegetation, um nur einige Beispiele zu nennen, die kompletten Vortragsfolien sind hier verlinkt: Artenvielfalt Gemeinde Agenda AK 09.03.2016

Bericht_ SendenIm Grünen_Bereich_FotoBeispiel Bösensell: Extensiv gepflegtes Rückhaltebecken mit verbesserter Bedeutung für den Biotopverbund. Erst die Verbindung macht Aus- und Einwandern von anderen Arten möglich.

Beispiel Senden: Bunte Blütenpracht nur im Sommer: Wildblumenwiese an der Drachenwiese hinter der Tageseinrichtung

Beispiel Senden: Bunte Blütenpracht nur im Sommer: Wildblumenwiese an der Drachenwiese hinter der Tageseinrichtung, jetzt Anfang März. Ob es wieder so schön wird, wie im letzten Jahr?

Für Bürgerinnen und Bürger kommen kleinere Streifen und Baumscheiben infrage, größere Bereiche – wie z.B. die Begrünung von Kreisverkehrsflächen – könnten von Vereinen und Nachbarschaften gepflegt werden, was Landfrauen und Nachbarschaftenn manchen Orten schon erfolgreich vorgemacht haben. Rolf Wiederkehr, Experte vom BUND, erläuterte die erschreckende Abnahme von Insektenzahlen, die teilweise um bis zu 80% zurück gegangen seien (wiss. Untersuchung ebenfalls im blog der Agenda zu finden). Noch einmal wies er eindrücklich darauf hin, dass nur ein großflächiges, vernetztes Biotop-System Abhilfe schaffen könne, und sprach damit direkt die Landwirte an, denn nur mit ihrer Hilfe könne das geschaffen werden, was für den Artenschutz nötig sei. Als Ursache für das Verschwinden der Insekten wurden die sog. Pflanzenschutzmittel angesprochen, Gifte, ohne die die konventionelle Landwirtschaft nicht auszukommen meint. „Zum Ausgleich wird von uns schon eine Menge getan, das wird nur kaum wahrgenommen“, warfen die Jungbauern ein. Bernd Lieneweg von der Agenda-Gruppe und Rolf Wiederkehr boten an, eine Bildbericht-Serie in Zeitung und Internet zu veröffentlichen. Natürlich wurde auch über das strittige Thema „Rückgewinnung von Flächen in öffentlicher Hand“ (Auszug Flächen Aussenbereich) gesprochen (Hintergründe im Spiegel). Es sei nicht in jedem Fall sinnvoll, die beackerten Flächen aus der Bewirtschaftung herauszunehmen. Das müsse im Einzelfall entschieden werden, so Oberhaus. Jürgen Kruse vom Arbeitskreis Heckenschutz war erfreut, dass die Landwirte im Kreis Coesfeld auch in seinem Bereich aktiv und kooperationsbereit sind, das sei nicht überall so. Auch der positive Heckenschutz, der für die Artenvielfalt unabdingbar sei, soll nun dokumentiert werden, Landwirte, die eine Berichterstattung wünschen, sollten sich direkt an die Agenda-Gruppe wenden. Robert Schneider vom Kleingartenverein kritisierte, dass in vielen Privatgärten noch zu viel Gift eingesetzt werde, das sei im Schrebergarten nicht erlaubt und die Mitglieder würden entsprechend unterrichtet. Er bot an,  in einem öffentlichen Vortrag über ökologisch sinnvolles Gärtnern zu informieren.

 

 

 

4 Gedanken zu „Senden braucht „ökologisches Grün“ – zum Agenda-Treffen im Rathaus am 9. März

  1. Bernd Lieneweg Beitragsautor

    Dem Administrator ging folgender Kommentar von Jürgen Kruse zu. Jürgen Kruse war als Experte geladener Gast bei der Sitzung.

    Zur Diskussion um die Rückgewinnung der kommunalen Wegeseitenränder in Senden:

    Pestizide ist der gebräuchliche Oberbegriff für die Agrargifte! „Pflanzenschutzmittel“ ist ein Propagandabegriff der Chemieindustrie.

    Soviel zu der verharmlosenden Diskussion um Glyphosat bei der Veranstaltung am 9.3.2016 in Senden!:
    „Das ist Wahnsinn !!!
    Fazit ihres offenen Briefes an den EU-Kommissar: Das Behördenurteil „entspricht nicht den vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen“. Greiser wird in seinem Urteil der Behördenarbeit erheblich deutlicher: „Ich kann nicht umhin, dieses Vorgehen als systematische Fälschung von Studieninhalten zu bezeichnen.“ Die Experten fordern von der EU eine transparente, offene und glaubwürdige Einschätzung der wissenschaftlichen Literatur zu den Gesundheitsgefahren.“
    Siehe: http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Risiko-Bewertung-von-Glyphosat-Dreistes-Faelschungsverfahren;art4306,3723058
    und: http://www.umweltinstitut.org/index.php?id=1959&fbbutton=fb7468#fbc7468

    Die Diskussion im Kreishaus in Borken am 10.3.2016 zu den Wegeseitenrändern mit Josef Schäpers vom LANUV war wohltuend anders! Ein pdf-Bericht folgt.
    Herr Schäpers kann im LANUV angerufen und zu den Umsetzungsproblemen vor Ort um Rat gefragt werden!

    Freundliche Grüße
    Jürgen Kruse
    AK Heckenschutz
    http://www.hecke.wg.vu
    T: 02566-9709087
    10.3.2016

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  2. Bernd Lieneweg Beitragsautor

    Auch zum eigentlichen Thema „Seitenrandstreifen“ hat sich unser Gast-Experte Jürgen Kruse noch einmal zu Wort gemeldet:
    Hallo,
    es gibt genug fertige Konzepte und gute Beispiele, wie die Stadt Vreden (siehe auch links im Artikel!)!

    Siehe auch:
    http://rotenburg.bund.net/fileadmin/bundgruppen/bcmskgrotenburg/Allgemeines/wegraine_endfassung.pdf
    http://www.ljn.de/fileadmin/dateien/ljn.de/jaegerschaften/delmenhorst/Leitfaden-Wegerandsteifen.pdf

    Aber es fehlt leider sehr oft am Willen, sich an den notwendigen Maßnahmen zu beteiligen. Der Kreis Coesfeld hat z.B. für alle Gemeinden die notwendigen Daten zusammengestellt!
    Bei einem Ortstermin in Senden am 9.3.2016 bei der Agenda-Gruppe konnten wir zu unserem Entsetzen feststellen, wie schwer es die wenigen Naturschützer haben, Wegeseitenrand-Rückholung für den Artenschutz überhaupt in Gang zu bringen, obwohl der Kreis Coesfeld bereits die notwendigen Grundlagen dazu erarbeitet hat.
    Die guten Beispiele -wie die Stadt Vreden (Kreis Borken)- werden ignoriert und kleinste Ansätze für neue Säume und Raine bzw. neue Hecken (Biotopverbundlinien) werden schon im Ansatz torpediert. Man leugnet einfach das Artensterben und kämpft mit den bekannten Propaganda-Argumenten der Chemieindustrie um Glyphosat und bisherige Pestizid- und Antibiotika-Einsätze und ist auch nicht dazu bereit, notwendige Abstände von Gräben, Gewässern und Heckensäumen zu akzeptieren.

    Freundliche Grüße

    Jürgen Kruse
    AK Heckenschutz
    http://www.hecke.wg.vu
    T: 02566-9709087
    http://www.hecke.wg.vu
    info@heckenschutz.de
    10.3.2016

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  3. Jürgen Kruse

    Zum Artikel in der Zeitung WN sei angemerkt, dass ein Biotopverbund im Gemeindegebiet von Senden nicht zu ersetzen ist durch einige kleine Patenschaften von Bürgern für öffentliche Flächen. Vielmehr ist ein flächendeckendes Konzept der Kommune zur Rückholung der kommunalen Wegeseitenränder dringend erforderlich. Das hat auch eine Fach-Veranstaltung mit dem LANUV im Kreishaus in Borken wieder gezeigt. Auf der Basis der vom Kreis Coesfeld zur Verfügung gestellten Daten zu den Wegeseitenrändern kann auch in Senden eine Rück-Gewinnung der kommunalen Flächen für die Biodiversität und für Artenschutz-Maßnahmen in Form von neuen Hecken, Dauerblühstreifen (Säumen und Rainen) und Uferrandbepflanzungen rasch in Angriff genommen werden! Siehe dazu das Referat von Josef Schäpers (LANUV) in Borken: http://www.nfg-borken.de/fileadmin/bilder/NFG/Impulse_Wegraine_BOR20160310weiterga.pdf
    Natürlich müssen auch gelder dafür bereitgestellt werden: Fördergelder, Stiftungen, Ausgleichsmaßnahmen etc… Jürgen Kruse, AK Heckenschutz: http://www.hecke.wg.vu

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