Archiv des Autors: Bernd Lieneweg

Einladung zur September-Sitzung

  Liebe Agenda-Mitstreiter_innen,

die erste Sitzung der Agenda21Senden nach der der Sommerpause findet am Mittwoch, den 11. September, statt. Um 18.30 Uhr treffen wir uns beim Griechen „Zeus“, Laurentiusplatz 7, um über die zukünftige Arbeit der Agenda-Gruppe zu beraten. Immer noch steht das Thema „Leihrad“ auf der Tagesordung, da noch nicht alle technischen Probleme gelöst werden konnten. Außerdem besteht Gesprächsbedarf zum Thema „Krieg und Frieden“. Selbstverständlich hat Jede und Jeder das Recht auf ein Leben in Freiheit und das Recht dies zu verteidigen, aber Kriege vernichten Leben, vernichten Ressourcen, schädigen Lebensraum und beschleunigen den Klimawandel. Deswegen ist Frieden eben auch Thema einer Umwelt- und Klimaschutzgruppe. Schon 1981 hat Willy Brandt den in die Geschichte eingegangenen Satz gesagt: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts!“ Die Agenda-Gruppe ist offen für alle Menschen und für alle Themen der Agenda-Bewegung, wer kommt, bestimmt mit, was wir in Senden für Klima und Umwelt tun können. www.agenda21senden.de

Recycling von PV-Modulen bei der Firma Reiling in Münster

Alle Module werden durchgemessen und wieder verkauft, nur die defekten werden geschreddert. Der Entsorger zahlt derzeit noch 2 € pro Modul für die Entsorgung. Ziel ist Wirtschaftlichkeit bei kostenloser Annahme.

Auf Einladung von Dr. Peter Deininger von der DGS (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie) nahm ich an einer Betriebsbesichtigung der Firma Reiling in Münster teil. Aus dem Kreis Coesfeld mit dabei die Klimaschutzmanagern Kira-Kristin Funcke.

Der Betriebsleiter Malte Fislake und seine Assistentin führten uns durch die Anlage und beantworteten kompetent alle aufkommenden Fragen.

Im Juni 2023 wurde der erste PV-Recycling-Standort in Münster eröffnet. Dazu heißt es auf der Homepage der Unternehmensgruppe:

Mit der Eröffnung des ersten Reiling PV-Recycling Standorts in Deutschland wappnen wir uns für das Recycling der zukünftig erwarteten Massen an ausgesonderten (EOL) PV-Modulen. Der Fokus des neuen PV-Recycling Kompetenzzentrums in Münster ist: Sammlung, Prüfung zur Wiederverwendung und Recycling siliziumbasierter PV-Module. Die Millionen-Investition in den Standort mit neuer Prüfstraße sowie einer innovativen, eigens entwickelte Recyclinganlage stellt einen Meilenstein im Hinblick auf eine Verwertung von PV-Modulen im industriellen Maßstab dar. Durch die Bündelung der Prüf- und Recyclingtätigkeiten in Münster sollen Prozessabläufe optimiert und die Recyclingkapazität deutlich gesteigert werden. „Mit einer erwarteten Recyclingkapazität von 50.000 Tonnen PV-Module pro Jahr sind wir für die nächsten Jahre erst einmal bestens vorbereitet“, berichtet unser Geschäftsführer der Reiling PV-Recycling GmbH & Co. KG Tom Reiling. Im letzten Jahr recycelte unser Unternehmen bereits an die 6.000 Tonnen PV-Module – bis 2030 werden allerdings allein für Deutschland kumuliert 400.000 Tonnen ausgediente PV-Module zur Entsorgung erwartet (IRENA, 2016). Zudem wird mit einem Anstieg an wirtschaftlichen Solarpark-Repowerings und einer weiter steigenden Nachfrage nach Second-Life Modulen auf dem Gebrauchtmarkt gerechnet. Neben dem Tagesgeschäft soll der PV-Recycling Standort jedoch auch als Forschungs- und Entwicklungsstandort genutzt werden, um den Prozess und die Qualität der Endprodukte, wie z. B. des Glases, noch weiter zu verbessern.

Prüfung zur Wiederverwendung

Anfang dieses Jahres wurde unsere Prüfstraße am Standort Münster bereits installiert. Denn nicht alle Module sind nach ihrer ersten Nutzungsdauer defekt und müssen zwingend recycelt werden. In einigen Fällen, wie z. B. bei einem wirtschaftlichen Solarpark-Repowering, kommt ein „zweites Leben“ in Frage und Ressourcen können geschont werden. Daher prüfen wir optisch noch intakte Module hinsichtlich Leistung und elektrischer Sicherheit und werden diese zukünftig auf dem Gebrauchtmarkt anbieten. Bei negativem Prüfergebnis können die Module direkt ins Recycling überführt werden.

PV-Recycling

Unsere neue und eigens entwickelte PV-Recyclinganlage (Technologieeinsatz und Prozessabfolge) basiert auf unseren Forschungs- und Entwicklungsergebnissen der letzten 15 Jahre. Zuvor wurden die PV-Module an den Glasrecyclingstandorten der Reiling Unternehmensgruppe aufbereitet. Nun fungieren diese Standorte noch zur Annahme der ausgedienten PV-Module.

In einem ersten Schritt unseres mechanischen Recyclingprozesses wird das gesamte PV-Modul zerkleinert. Anschließend werden die Materialien mithilfe von diversen Sortiertechnologien separiert. Dabei können Endprodukte wie z. B. Glas, Aluminium, Leiterbahnen (z. B. Busbars) sowie eine Kabel- und Folienfraktion zurückgewonnen werden. Bis auf die Folie (thermische Verwertung) können alle wiedergewonnenen Sekundärrohstoffe in der Industrie für neue Produkte verwendet werden.

Zudem forschen wir auch mit hoher Intensität an der Rückgewinnung von Silizium und Silber. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer CSP gelang es uns, ein vielversprechendes Recyclingverfahren zur Rückgewinnung des Siliziums sowie von Edelmetallen wie Silber zu entwickeln. So haben wir diese Materialien bereits im Tonnenmaßstab recycelt und wollen den Prozess zukünftig in Münster zu industriellem Maßstab ausbauen.

Unsere Endprodukte nach dem Recyclingprozess

Wir erhalten Glas (Feinkorn; v.l.), Silizium (m.l.), Glas (Grobkorn; h.l.), Leiterbahnen (Kupfer verzinnt, v.r.) und Aluminium (h.r.).

 

Quelle: https://www.reiling.de/article/kompetenzzentrum-pv-recycling-muenster-eroeffnung-von-deutschlands-erstem-reiling-pv

Hier der Link zum Firmen-Film: https://youtu.be/2zKFCZEaUDE?feature=shared

Private Fotos und Bericht von Bernd Lieneweg.

 

 

Einladung zum Sommerfest am Freitag, den 9. August.

Sven und ich haben angeregt, im August während der Sommerpause ein kleines Sommerfest zu feiern. Da kein privater Garten zur Verfügung steht, haben wir beschlossen, am Freitag, den 9. August einen Tisch im Garten beim Inder auf der Münsterstaße zu reservieren. Partner sind natürlich auch herzlich eingeladen. Wer dabei sein möchte, sollte sich umgehend bei mir melden.

Das Indian Village an der Münsterstraße 20 öffnet ab 17.30 Uhr, das ist für uns sicher eine gute Zeit. https://indian-village.eatbu.com/?lang=de#

Agenda-Sitzung im Juni – Sommerpause im Juli und August

Sven und Niklas Esser widmeten sich noch einmal dem 2. Leihrad. Das Schloss hat einen Fehler. Es wird ein neues bestellt, das alte wird von Niklas eingeschickt. Wenn beide Räder fertig sind, sollen sie an den Standorten Bösensell-Bahnhof und Bushaltestelle an der Autobahn wieder in Betrieb genommen werden. Gleichzeitig soll in der Zeitung, auf den WEB-Seiten und über die Monitore in den Bussen geworben werden. Veröffentlicht werden müssen die Regeln für den Gebrauch der Räder und die Handhabung der App der Gemeinde.

Ansonsten machen wir erst einmal Sommerpause und planen ein kleines Sommerfest.

Rückblick und Ausblick der Aktiven in der Bürgerinitiative für Demokratie und Vielfalt

Damit alle Bescheid wissen: Zum Rückblick und Ausblick nach der Feier des Grundgesetzes vor zwei Wochen trafen sich die Veranstalter des Demokratie-Festes bei schönstem Sommerwetter noch einmal auf dem Platz vor dem Rathaus. Das Wagnis hatte sich gelohnt, die Geburtstagsfeier war nach anfänglichen Bedenken schließlich doch gut besucht, es mussten sogar noch Tische dazu geholt werden. Der Rathausvorplatz erwies sich als optimaler Austragungsort, die Mischung aus Café-Angebot durch den Karnevalsverein und selbst mitgebrachtem Picknick war zwar etwas verwirrend, hat sich letztlich aber doch bewährt. Bedauert wurde, dass erst eine Idee einer Bürgerinitiative den Anstoß für einen Festakt gab. Kritik hatte es im Nachhinein an der zu späten Ankündigung in der Presse und an der zu frühen Anfangszeit gegeben. Großes Lob erhielten die drei Redner der großen Sendener Parteien (die man auf Anfrage noch nachlesen kann). Dass auch ein sehr junger Mann dabei war, hielt man für besonders erfreulich. Dass die stimmungsvolle Drehorgel-Musik keine politischen Lieder auf Lager hatte, war etwas schade, aber nicht so einfach zu ändern. Und wie kann es nun weitergehen? Die Zitat-Aktion „Klartext“ in den Schaufenstern wird fortgeführt. Die ev. Friedenskirche möchte noch dabei sein, auch andere Interessenten können sich weiterhin melden. In einer Neuauflage des Flyers soll die Finanzierung durch die Sparkasse Westmünsterland erwähnt werden. Auf der Titelseite soll der Bezug zur Zitat-Aktion deutlicher werden.
Generell sind erklärte Ziele bei der Arbeit der Bürgerinitiative, das Interesse an demokratischen Inhalten mehr in den Mittelpunkt zu rücken und die Begeisterung für demokratische Prozesse zu wecken. Vorträge, Chorkonzerte, politische Filme mit anschließender Aussprache sind erste Ideen, deren Planung nach der Sommerpause in Angriff genommen werden soll. Mitstreiter sind willkommen, und auch Ideen können jederzeit eingebracht werden. Alle Kontakte über sendenistbunt@gmail.com Für die ganz aktiven Vier gibt es eine neue Gruppe „Zukunft der BI Demokratie“. Wer darin mitarbeiten möchte, kann sich gerne melden – auch nach der Sommerpause Mitte August.

Rathaus-Picknick mit 150 Gästen – Feier „75 Jahre Grundgesetz“. WN-Bericht und Fotos

Feier des Grundgesetz-Jubiläums, WN am 28.5.2024

SENDEN. Die Anstrengungen, die die Bürgerinitiative für Demokratie und Vielfalt in die Vorbereitungen gesteckt hatte, waren groß – aber sie haben sich gelohnt. Denn als am Sonntagnachmittag der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert wurde, schlossen sich insgesamt rund 150 Gäste dem Picknick vor dem Rathaus an. „Wir sind sehr zufrieden und glücklich“, lautet das Fazit von Bernd Lieneweg, ein Sprecher der Initiative. Es habe „viel Beifall und zahlreichen Dank“ gegeben für die Idee, das Jubiläum so zu würdigen.

Dass aller Grund besteht, den historischen Anlass aktuell zu feiern, ergebe sich daraus, dass politische Akteure und Institutionen Angriffen ausgesetzt sind, sagte Lieneweg in der Begrüßungsansprache. Er nannte viele Probleme und Krisen – von der Schere zwischen Arm und Reich über die Klimakatastrophe bis zu Kriegen wie in der Ukraine oder in Gaza, auf die Populisten mit vereinfachenden Parolen antworteten. Doch der Vertreter der Bürgerinitiative mahnte: „Demokratie ist aber nicht einfach, sie funktioniert mal besser und mal schlechter, bei schwierigen Problemen muss um akzeptable Lösungen gerungen werden.“ Die Zivilgesellschaft sei dazu aufgerufen, das friedliche Miteinander zu verteidigen. Die Menschenwürde, die das Grundgesetz allem voranstellt, gelte für alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Beruf und Religion. „Toleranz ist das oberste Gebot. Diese Toleranz wird allerdings auch erwartet von allen, die in unserem Staat leben oder Gast sein wollen“, betonte Lieneweg.

Für drei der im Rat vertretenen Parteien sprachen Lennard Kasberg (CDU), Jan-Peter Klingelhöfer (SPD) und Thomas Krüger (Grüne). Laut Mitteilung der Veranstalter waren es „ausgezeichnete“ Beiträge, „besonders beeindruckt“ seien parteiübergreifend alle von den Ausführungen von Kasberg, dem Vorsitzenden der Jungen Union in Senden, gewesen, wie die Bürgerinitiative hervorhebt. Da jeder Besucher ebenfalls Redebeiträge beisteuern konnte, hat auch der Gewerkschafter Michael Schulte aus Lüdinghausen noch gesprochen und in einem flammenden Appell die Leute aufgefordert, sich aktiv für die gefährdete Demokratie einzusetzen.

Für drei der im Rat vertretenen Parteien sprachen (v.l.) Lennard Kasberg, Thomas Krüger                 und Jan-Peter Klingelhöfer (CDU-Junge Union, GRÜNE und SPD)

Sehr gut kam auch die ausgewählte Musik von Eckhard Lotto an, der sich selbst auf der Trompete zur Musik der Drehorgel begleitete und wie so oft von der Flötistin Marita Schärich begleitet wurde. „Die Stimmung war ausgezeichnet“, so die Gastgeber, die auch noch Liedzettel zum Mitsingen verteilt hatten.

Die Sendener Narren unterstützten das Picknick mit Kaffee und Kuchen, was zu einer Spende des Karnevalsvereins für die Lebenshilfe führt.

gez. Dietrich Harhues, WN

Die schönsten Fotos und Film

75 Jahre Grundgesetz – Rede der Jungen Union (Lennard Kasberg) zum Festakt

Lennard Kasberg übernahm den Part der CDU bei den Festreden:

Rede anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes am 26.05.2024:
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrtes Orga-Team, liebe Kinder und
Jugendliche.
Wir feiern 75-Jahre Grundgesetz. Von Ministerpräsidenten und den 65
Mitgliedern des Parlamentarischen Rats als Provisorium gedacht, bis heute
zum Bestseller geworden. Um den Bruch mit der Sowjetzone nicht zu
zementieren, und dennoch politisch handlungsfähig zu sein, vermied man es
diesem Werk den Namen Verfassung zu geben.
Elementarer Kern dieser Verfassung sind seine Grundrechte, von denen ich
eines nun vorstellen möchte:
In Art. 2 (1) GG heißt es „Jeder hat das Recht auf die freie Enfaltung seiner
Persönlichkeit.“
Was bewegte die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes, solche starken
Leitlinien aufzunehmen?
Die Grundrechte des Grundgesetzes als unmittelbar geltendes Recht sind die
verfassungsrechtliche Antwort auf die Gräueltaten des Nationalsozialismus
und die Einschränkungen in der Endphase der Weimarer Republik.
Eine Außerkraftsetzen dieser Rechte ist heute unmöglich.
Greifen einzelne Grundrechte mit einem konkreten Schutzbereich nicht, so
fängt einen die allg. Handlungsfreiheit wieder auf.
Die Reduzierung auf ein bloßes Sicherheitsnetz wird der allg. Handlungsfreiheit
allerdings nicht gerecht. Direkt nach Art. 1 GG, der Menschenwürde
anordnet, ist es ein unverrückbares Bekenntnis zur Unabhängigkeit eines
jeden Einzelnen vom Staat. Bewusst unscharf formuliert wollte der Allgemeine
Redaktionsausschuss des Parlamentarischen Rats eine möglichst große
Bandbreite abdecken und wandte sich auch vehement gegen allzu große
Einschränkungen, wie Thomas Dehler betonte. Verständlich vor dem
Hintergrund ihrer Biografien:
Thomas Dehler: Mit einer Jüdin verheiratet; Anwalt vieler Jüdinnen und Juden,
infolge der Reichsprogromnacht für mehre Wochen verhaftet.
Georg August Zinn: In Schutzhaft genommen wegen des Vorwurfs, „er gehöre
zu den Freunden Phillip Scheidemanns“, die Mutter als Druckmittel verhaftet,
der Bruder von der Gestapo gequält.
Auch dieses Grundrecht findet seine Einschränkung, konkret in den Rechten
anderer, dem Sittengesetz und der verfassungsmäßigen Ordnung. Letztere
meint die Gesamtheit aller in unserem Staate gültigen Rechtsnormen. Denn klar
ist auch, bei aller Freiheit muss es Regeln des Zusammenlebens geben, die
verbindlich sind. Ein Beispiel: Das Masketragen in Innenräumen;
Gesundheitsschutz vor den individuellen Befindlichkeiten.
Freiheit des Einzelnen bedeutet auch immer Freiheit des Anderen, meines
Gegenübers.
Die Freiheit des Einzelnen kann also nur durch ein Miteinander realisiert
werden. In der heuRgen Zeit jedoch scheint es mir, dass wir allzu sehr auf
unserer persönlichen Freiheit beharren, ohne die Rechte anderer im Blick zu
haben.
Somit wird durch eine fortschreitende Polarisierung in der Gesellschaft unsere
Demokratie gefährdet. Solange es sich auf dem Boden unserer gemeinsamen
Werte bewegt, müssen wir es auch wieder aushalten können, dass
Mitmenschen sich anders verhalten, andere Vorlieben haben, andere
Auffassungen vertreten.
Diese Freiheiten auch grds. denen zukommen zu lassen, die gegen unsere
freiheitlich demokraRsche Grundordnung sind, ist keine Schwäche: Es ist das
Selbstbewusstsein der DemokraEe, die eigentliche Stärke unseres
Grundgesetzes.
Im Ernsfall greifen ihre Institutionen ein, unter Beachtung der Gewaltenteilung,
wie das OVG-Urteil in Münster hinsichtlich der Einstufung der AfD als
rechtsextremistischer Verdachtsfall wieder einmal gezeigt hat. Die Exekutive
untersteht sowohl der parlamentarischen als auch der Kontrolle der Justiz.
Garant dieser Kontrolle ist das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, welches
durch seine Überparteilichkeit und Unabhängigkeit seit seiner Gründung im
europäischen und internationalen Vergleich neue Maßstäbe gesetzt hat. Dabei
scheut es sich auch nicht, die „heißesten Eisen der gesellschadlichen Fragen“
anzufassen, wie seine Urteile zur Sterbehilfe gezeigt haben. Mit der
Verfassungsbeschwerde kann jeder Bürger geltend machen, in seinen Rechten
verletzt zu sein.
Das Bundesverfassungsgericht hat im Laufe der Jahre die Grundrechte immer
weiter zugunsten der Bürger ausgeweitet. So hat es im Zuge der richterlichen
Rechtsfortbildung aus der Kombination der Menschenwürde und der allg.
Handlungsfreiheit heraus das Allgemeine Persönlichkeitsrecht geschaffen. Dies
garantiert noch einmal in besonderer Weise die engere persönliche
Lebenssphäre. Im Gegensatz zu anderen Staaten dieser Welt dürfen staatliche Behörden in Deutschland deshalb nicht ihre Bürgerinnen und Bürger uneingeschränkt ausspähen oder staatliche Spyware verbreiten.
Die letzten 3min haben gezeigt welch große Bedeutung das Grundgesetz der
Bewahrung der persönlichen Freiheit beimisst.
In seiner denkwürdigen Rede im Reichstag im März 1933 hat Oao Wels gesagt:
„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“
Das Grundgesetz garanRert uns Freiheit, lassen wir uns diese nicht nehmen und
für eine Demokratie mit Demokraten eintreten.    Dankeschön.

gez. Lennard Kasberg

 

75 Jahre Grundgesetz – Beitrag der Sendener GRÜNEN zum Festakt

75 Jahre Grundgesetz (Zitat website GRÜNE in Senden vom 26.5.2024)

Zum 75. Jahrestag unseres Grundgesetztes hat die Sendener Bürgerinitiative für Demokratie und Vielfalt am 26.05.24 ein Picknick für alle Bürgerinnen und Bürger Sendens auf dem Rathausplatz in Senden veranstaltet. Die friedliche und gemütliche Atmosphäre dieses phantasievollen Festes, die anregenden Gespräche der Teilnehmer und die ansprechenden Reden zu verschiedenen Artikeln des Grundgesetzes schafften Zuversicht bei all den gefährlichen Angriffen auf unsere Verfassung und der zunehmenden Radikalisierung unserer Gesellschaft. Eine wehrhafte Demokratie lebt vom Engagement jedes Einzelnen und vom friedlichen Miteinander bei solchen Gelegenheiten.

Vor den etwa 100 Besuchern hat unser Mitglied im Ortsverband Senden, Thomas Krüger, in seinem Vortrag einige aktuelle Gedanken und wertvolle Impulse zum Artikel 4 des Grundgesetztes beigetragen. Zuvor behandelten weitere Beiträge von Bernd Lieneweg, Sprecher der Bürgerinitiative, sowie Rednern der Jungen Union und der SPD Senden die Artikel 1-3 des Grundgesetzes. Die Besucher haben den eindringlichen Reden zu unseren Grundrechten aufmerksam gelauscht und applaudiert.

Die vollständige Rede unseres Mitglieds Thomas Krüger finden Sie hier:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in Senden,
Ich habe mir vorgenommen heute zum Gedenken an den 75. Jahrestag unseres Grundgesetzes über den Artikel 4 zu sprechen. Dieser Artikel bereitet vielen Menschen zunehmend Schwierigkeiten und er birgt ja auch einigen Sprengstoff in sich! Daher wird er in der öffentlichen Debatte auch gerne mal umschifft. Er behandelt, wie Sie sicher wissen, dieReligions- und Glaubensfreiheit. Das ist nun tatsächlich ein schwieriges Thema! Besonders in der aktuell so aufgeheizten Stimmung sich verschärfender religiöser Auseinandersetzungen! Ich möchte mich heute dennoch dieser Herausforderung stellen und meine Gedanken dazu formulieren. Lassen Sie uns also ein paar Minuten der Frage nachgehen, warum gerade dieser Artikel so besonders grundlegend für unsere Verfassung ist!
Wenn wir genauer hinschauen, hat dieser Artikel ja zwei unterschiedliche Zielrichtungen. Zuallererst geht es hier offensichtlich um das Grundrecht auf freie Religionsausübung. Der Staat darf keinerlei Einfluss nehmen auf persönliche Glaubenseinstellungen des Einzelnen und er schützt Andersgläubige vor Verfolgung wegen ihres Glaubens. Um es einmal klipp und klar zu sagen: Jeder darf in Deutschland glauben, was er will, und seinem Glauben gemäß leben, solange er die anderen Grundrechte damit nicht verletzt! Das ist ein durch die Verfassung geschütztes Recht! Da kann einem niemand reinreden! Das gilt für mich als bekennenden Christen genauso wie für Menschen aller anderen Religionsgemeinschaften!
Ehrlich gesagt sind vor diesem Hintergrund die Forderung nach einer Leitkultur und die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, nach meiner Auffassung eher bedenklich und setzen ein falsches Signal! Die Verfassung regelt das doch unmissverständlich!
Auf der anderen Seite schützt dieser Artikel die Gesellschaft gleichzeitig auch davor, dass eine Mehrheitsreligion das staatliche Handeln kontrolliert. Es gibt eben glücklicherweise in Deutschland keine Staatsreligion! Konkret wird das in späteren Artikeln des Grundgesetzes noch weiter ausgeführt (Anm.: Art. 140 mit Verweis auf die Weimarer Verfassung).

Wohin es führt, wenn autokratische Herrscher die Religion zur Legitimation einer extremistischen Ideologie oder ihrer persönlichen Macht missbrauchen, sehen wir doch aktuell überall auf der Welt und in der Geschichte der Religionen sowieso. Gottesstaaten und Glaubenskriege, gelenkt und geführt von religiösen Fanatikern, sind immer schon maßgeblich verantwortlich für unerbittliche Verfolgung, grausame Unterdrückung und unsägliches Leid. Auch das muss also klipp und klar gesagt werden: Eine religiöse Ideologie, wie der politische Islamismus, der eine absolute Staatsform und ein religiöses Rechtssystem mit Gewalt durchsetzen will, steht natürlich in einem krassen Widerspruch zu unserem Grundgesetz.
Die Trennung von Staat und Kirche ist also ein wesentliches Merkmal unserer freiheitlichen Demokratie! Ja, sie ist vor dem Hintergrund eines religiösen Extremismus eigentlich sogar der Garant für die Gültigkeit der übrigen universalen Menschenrechte.
Wenn Sie mir erlauben, möchte ich den Blick für die Bedeutung dieses Grundsatzes noch ein wenig schärfen. Denn: In diesem Spannungsfeld von Staat und Religion schafft das Grundgesetz sich selbst auch einen Angriffspunkt, der mir in letzter Zeit zunehmend Sorgen macht!
Unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit können nämlich auch religiöse Bewegungen entstehen und wachsen, die unsere freiheitliche Demokratie verachten. Bewegungen, die die Trennung von Staat und Religion aushöhlen und unterwandern wollen, oft mit wissenschaftsfeindlicher und wirklichkeitsferner Haltung aber mit Verweis auf Religions-
und Meinungsfreiheit!
Es liegt nahe, jetzt gleich wieder an den Islamismus und die Forderungen nach einem Kalifat zu denken, aber ich möchte Ihren Blick stattdessen eher in die USA lenken. Dort ist eine andere besorgniserregende Entwicklung schon weit fortgeschritten und hat inzwischen zu einem erbitterten Kulturkampf geführt! Donald Trump gründet dort nämlich seine autokratischen Machtfantasien vor allem auf die unerschütterliche Unterstützung evangelikaler und fundamentalistischer Christen. Zunehmend werden hart erkämpfte Rechte und Freiheiten gemäß religiösen Vorstellungen wieder eingeschränkt! Es entsteht eine neue Symbiose aus Macht und Religion, die gefährlich ist für die Freiheit der Menschen. Genauso läuft es auch in Russland, Ungarn oder der Türkei.
Und wenn Sie nun denken: Amerika und all das ist ja weit weg und das kann doch hier bei uns gar nicht passieren, dann kann ich Ihnen versichern: Während wir hier noch unser Grundgesetzt feiern, fischt die AfD schon in den trüben Gewässern der fundamentalistischen Kreise und wandert gemeinsam mit Abtreibungsgegnern und Kirchenvertretern
auf dem Marsch fürs Leben!
Mir hat kürzlich jemand aus diesem Umfeld, ein junger Theologiestudent, gesagt: „Mir ist ja eigentlich egal, von wem wir regiert werden, egal ob Demokrat oder Diktator; Hauptsache, er ist Christ!“ Nein, sage ich! Das ist nicht egal! Hauptsache er steht auf dem Boden unserer Verfassung! Das ist entscheidend für unsere freiheitliche Gesellschaft und die Demokratie! Das ist in Amerika mit dem Sturm auf das Kapitol schon ins Wanken geraten und droht dort endgültig zur kippen!

Religionsfreiheit ist immer und zuallererst die Freiheit der Andersgläubigen. Daran muss sich unsere Verfassungstreue  und unser Handeln als deutsche Staatsbürger messen lassen. Und gleichzeitig: Religionsfreiheit – auch für die Mehrheitsreligion – kann immer nur insoweit gewährt werden, wie sie die übrigen Grundrechte nicht verletzt. Die Menschenrechte sind unteilbar! Die Trennung von Staat und Kirche ist grundlegend für unsere Demokratie!
Die Kirchen haben sich glücklicherweise in den vergangenen Monaten von solchen radikalen und extremistischen Ideologien deutlich distanziert und die Menschenrechte und die christlichen Werte als wesentliches Merkmal kirchlichen Handelns bestätigt. Damit sind aber solche fundamentalistischen Strömungen nicht einfach verschwunden.
Bleiben wir also wachsam! Lassen Sie uns nicht vergessen, welch große Errungenschaften unsere Verfassung und insbesondere die Religionsfreiheit eigentlich sind, selbst wenn man mit Religion und Kirche nicht viel anfangen kann!
Halten wir uns fern von religiösem Fanatismus gleich welcher Religion! Lassen wir aber auch gläubigen Menschen gleich welcher Religion die Freiheit, die das Grundgesetz ihnen zusichert, wenn sie die Verfassung achten und die Trennung von Staat und Religion anerkennen.

Daher möchte ich schließen mit einem Aufruf, der zwar von den radikalen Rechten inzwischen zu einem Schimpfwort umfunktioniert wurde, der aber genau das ausdrückt, worum es bei der Bewahrung der Grundrechte nun einmal geht: „Stay woke!“ Bleiben Sie wachsam!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

gez. Thomas Krüger

 

75 Jahre Grundgesetz – Senden feiert den Geburtstag vor dem Rathaus – Artikel 1 als Grundlage

Die Bürgerinitiative für Demokratie und Vielfalt feierte 75 Jahre Grundgesetz, 75 Jahre Bundesrepublik Deutschland mit einem Geburtstagsfest vo dem Sendener Rathaus.

Artikel 1 ist die Grundlage der demokratischen Verfassung

Nach zögerlicher Anmeldung kamen doch schließlich über hundert Leute zum Mitfeiern. Nach der Begrüßung um 14 Uhr ging Bernd Lieneweg zunächst auf den mit Chistel Berg zusammen erarbeiteten Text zum Artikel 1 des Grundgesetzes ein:

„Fast täglich kommt es zu Angriffen auf Helfende im Wahlkampf. Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter werden angepöbelt. Für uns ist das unerträglichund unverständlich.

„Ich bin ein Nachkriegskind, wir waren ausgebombt und arm. Wir lebten teilweise in oder zwischen Ruinen. Schon bald nach der englischen Besatzungszeit in Westfalen wurde 1949 die Bundesrepublik gegründet, wir bekamen ein Grundgesetz. Wir waren befreit. Frei vom Nationalsozialismus, frei vom Krieg. Es folgte das Wirtschaftswunder. Wir hatten Frieden in Europa und erlebten Deutschland in der sozialen Marktwirtschaft. Wir durften demonstrieren, kriminelle Vereinigungen wurden im Rechtsstaat bekämpft. Wir bekannten uns zur freiheitlich demokratischen Grundordnung, sahen diese aber nie wirklich in Gefahr. Vor 35 Jahren kam es zur angestrebten Wiedervereinigung, das Grundgesetz wurde zur gemeinsamen Verfassung. Die versprochenen blühenden Landschaften im Osten stellten sich aber nicht für alle ein, es kam zu Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten. Ein zweites Wirtschaftswunder blieb aus, die Schere zwischen arm und reich klaffte immer weiter auseinander, Corona-Krise und Klimakatastrophe kamen über uns, politische Lösungen waren und sind unbefriedigend. Dazu kam der völkerrechtlich verwerfliche Überfall auf die Ukraine. Bürgerinnen und Bürger fühlen sich hilflos und sind frustriert. Lähmende Koalitionen und unüberwindbare Meinungsverscheidenheiten, sowie Berichte in öffentlichen und sog. sozialen Medien lassen die Politik unfähig erscheinen. Alternativen werden gesucht, Populisten nutzen die Lage aus und ködern die Leute mit vereinfachenden Parolen. Demokratie ist aber nicht einfach, sie funktioniert mal besser und mal schlechter, bei schwierigen Problemen muss um akzeptable Lösungen gerungen werden. Gewalt gegen demokratisch gewählte Vertreter ist der falsche Weg. „Wir alle sind jetzt gefragt, uns gemeinsam entschieden gegen diese Gewalt zu stellen. Dafür brauchen wir engagierte Bürger*innen in einer lebendigen Zivilgesellschaft: Sie sind die Grundlage und das schlagende Herz einer jeden Demokratie. Diese Zivilgesellschaft, das sind wir. Das bist du. Das sind wir alle. Ein vergiftetes soziales Klima, Wut, Hass und Kulturkampf werden von Rechtsradikalen ins Zentrum der politischen Debatte gehoben. Das führt zur Entgrenzung der politischen Kultur, zum Ende einer gewaltfreien Gesellschaft. Deswegen müssen wir alle uns dem entschieden entgegenstellen. In einer Demokratie leben zu wollen heißt, sie zu verteidigen – und täglich für sie einzustehen.. (Zitat : Michael Bloss von Klimanews)

Der Artikel 1 unseres Grundgestzes lautet:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. – Dieser erste Absatz ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in einer bunten Gesellschaft. Egal, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat, welches Geschlecht er hat, welcher Glaubensgeneinschaft er angehört, welche Schule er besucht hat, welchen Beruf er ausübt, alle Menschen sind gleichwertig und müssen mit gleicher Würde behandelt werden. Toleranz ist oberstes Gebot. Diese Toleranz wird allerdings auch erwartet von allen, die in unserem Staat leben oder Gast sein wollen.

Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. – Als Menschenrechte werden individuelle Freiheits– und Autonomierechte bezeichnet, die jedem Menschen allein aufgrund seines Menschseins gleichermaßenSchließen möchte ich mit einem Zitat von unserem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, das bei unserer Zitat-Aktion „Klartext“ von den Sendener Geschäftsleuten gleich dreimal gewählt wurde, weil es in unserer von Krisen erschütterten Gesellschaft den richtigen Aufforderungscharakter hat, dass sich jede und jeder von uns für den Erhalt der freiheitlich demokratischen Grundordnung einsetzen sollte. Das fängt damit an, dass jeder eine demokratische Partei wählen sollte.

Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht. – Dem geltenden Recht unterliegen alle in Deutschland lebenden Menschen gleichermaßen. Andere Gesetze, die damit nicht vereinbar sind, haben bei uns keine Gültigkeit.Steinmeier: „Wir brauchen die Demokratie – aber ich glaube: Derzeit braucht die Demokratie vor allem uns!“

„So schrecklich die Gewalttaten der letzten Tage, Wochen und Jahre auch sind – sie öffnen immer mehr Menschen die Augen, was gerade in unserem Land passiert. Wir haben nun eine echte Chance, möglichst viele Menschen für die Demokratie und gegen Rechtsradikalismus zu mobilisieren.“ (Dr. Felix Kolb, Campact-Vorstand)

Bevor nun Vertreter von Parteien zu weiteren Grundgesetz-Artikeln ihre Gedanken äußern, bitte ich euch, einen Moment still zu werden und der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken.

Ich danke euch!“