Archiv der Kategorie: Vegetationen

Offener Brief an den Landrat des Kreis Coesfeld

Blumenwiese_WildblumenSehr geehrter Herr Landrat Püning,

im Januar 2013 haben Sie dankenswerter Weise zu mehr Artenschutz und zu mehr Wildblumen im Kreis Coesfeld aufgerufen. Die Resonanz auf Ihren Appell war durchweg positiv und zustimmend. Es hat sich auch sichtbar schon einiges gebessert, z.B. beim Mähen der Seitenstreifen an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, und bei den Wasser- und Bodenverbänden. In der breiten Fläche ist die Situation allerdings noch unbefriedigend. An vielen Wirtschaftswegen und Gemeindestraßen werden und wurden die Seitenstreifen in Gänze, (Böschung inklusive Graben bis zum Ackerrand) gemäht. Mit dem Einhalten der Verkehrssicherungspflicht, die hier außer Rede steht, hat dieses intensive Mähen meistens nichts zu tun. Bei vielen Anliegern ist es zur Gewohnheit geworden, aus eigener Initiative öffentliche Wegeseitestreifen zu mähen. Speziell in Senden wurden die Landwirte aufgefordert, der Gemeinde diese Arbeit abzunehmen. Leider artet diese Verfahrensweise oft in eine Radikalrasur aus und Wildblumen kommen nicht mehr zur Blüte.

Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass Sie Herr Landrat bzw. Ihre ULB aus aktuellem Anlass eine natur verträglichere Behandlung der Wegeseitenstreifen und Säume einfordern.

Jetzt zu einem zweiten Missstand. Sobald demnächst das Getreide abgeerntet ist, fahren neuerdings fast alle Bauern mit ihren Mulchgeräten über die Ackerränder und putzen dabei gleich auch die angrenzenden Grabenränder, Raine und Säume mit „sauber“. Dabei werden öffentliche Flächen durchweg miteinbezogen. Auf diese Weise erhalten wir zwar eine schön aufgeräumte, „ordentliche“ Landschaft, aber dem Wildleben wird großer Schaden zugefügt. Naturschützer, Imker und Jäger beklagen mit Recht, dass durch den vermehrten, äußerst bequemen Einsatz dieser modernen Maschinen letzte Rückzugsräume der Natur entwertet und zerstört werden. Unter Verweis auf das Landschaftsgesetz NRW ist die ULB des Kreises Coesfeld aber verpflichtet die Entwertung und Zerstörung von Naturlebensräumen zu unterbinden. Bevor es also den Säumen und Gräben in den nächsten Tagen vom Acker aus wieder an den Kragen geht, sollten Sie Herr Landrat bzw. die ULB darauf hinweisen, dass die Bauern das Mulchgerät nur auf ihrem Acker einsetzen dürfen und damit nicht mitten in der Vegetationszeit Säume und Raine bearbeiten dürfen.

Wenn man den Artenschwund aufhalten will – und der macht sich auch in diesem Jahr im Kreis wieder deutlich bemerkbar, dann braucht man dazu viel Aufklärungsarbeit, viele Appelle und einen langen Atem.

Sie, Herr Landrat haben mit Ihrem Appell im Januar 2013 einen Umdenkungsprozess bei den Akteuren in der Landschaft eingeleitet, der nun seiner Fortsetzung bedarf und den Sie In Erinnerung rufen möchten.

 

Für Ihre Unterstützung bedankt sich

mit freundlichen Grüßen

 

Wilhelm Kraneburg

 

 

Agenda 21 Senden hat den Naturlehrpfad Senden geschaffen

Rolf Wiederkehr vom BUND erläutert die Tafel am Kirchplatz

Rolf Wiederkehr vom BUND erläutert die Tafel am Kirchplatz

Ein paar Jahre gibt es ihn nun schon, den Naturlehrpfad in Senden.

Damit er nicht in Vergessenheit gerät und auch in Schulen mehr beachtet wird, hat Dr. Ralf Hömberg vorgeschlagen, ihn zu virtualisieren.

Bei der Gemeinde gibt es einen Flyer dazu, den man auch von der Hompage der Gemeinde herunderladen kann:

naturlehrpfad_senden

 

Jeder geschützte Baum ist lebendiger Klimaschutz

In einer spontanen Aktion hat das „Ökologie-Team Wienkamp“ rund 100 Unterschriften für den Erhalt der Allee gesammelt. Die Initiative wird auch von den Grünen, hier Vertreten durch Elke Preisinger (3.v.r.), unterstützt. Foto: sff

In einer spontanen Aktion hat das „Ökologie-Team Wienkamp“ rund 100 Unterschriften für den Erhalt der Allee gesammelt. Die Initiative wird auch von den Grünen, hier Vertreten durch Elke Preisinger (3.v.r.), unterstützt. Foto: sff

Baumschutz.Bergahorn WN22.02

Leserbf.Klimaschutz.4.2.2012

Leserbrief_Hömberg_WN7.9

WN,  Fr., 24.02.2012, von Sigmar Syffus

Anwohner des Wienkamps überreichen Bürgermeister Unterschriften-Liste:  „Schützt die Bäume am Kanal“

Auf dem Kanal tuckert ein dicker Pott. Wellen wabern an die mit Steinen befestigte Uferböschung. Links und rechts stehen die knorrigen Eichen- und Ahornstämme den Spaziergängern und Radwanderern Spalier: Die Atmosphäre am Leinpfad zwischen Wienkamp und Tomberge-Brücke hat einen ganz besonderen Reiz und Wert. Darum soll der „ökologisch sensibel und landschaftsprägend Baumbestand“, der von vielen Sendener zur Naherholung genutzt wird, unbedingt erhalten bleiben. Dafür setzt sich die Initiative „Ökologie-Team Wienkamp“ ein. Deren Vertreter haben am Freitag eine Liste mit rund 100 Unterschrift an Bürgermeister Alfred Holz übergeben.

Die Anwohner des Wienkamps fordern die Gemeinde dazu auf, „im Falle einer eventuellen Bebauung des Gebietes Wienkamp 2 bereits in der frühen Phase der Planung alles zu tun, um die noch vorhandenen Bäume am alten Leinpfad und am Kanal zu erhalten“. Eine „Nacht-und Nebelaktion“ des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) wie 2004, dürfe es kein zweites Mal geben.

„Damals wurden in einer überfallartigen Aktion im August auf einer Strecke von circa 500 bis 600 Metern restlos alle Bäume am Kanal vor dem jetzigen Gebiet Wienkamp 1 gefällt. Es handelte sich um 34 wunderschöne Bäume, jeweils 60 bis 100 Jahre alt, Eichen und Bergahorn“, so die Initiative.

Bereits Anfang 2011 sei der „ökologisch sensiblen Dümmerabschnitte des neuen Plangebietes Wienkamp“ durch die Fällung von 15 großen Bäumen „biotopisch degradiert“ worden. Des Weiteren sei am 9. Februar – unweit der Sendener Kanalbrücke – ein großer Baum gefällt worden (WN berichteten).

„Ob es sich bei dem gefällten Baum um einen wirklich kranken Baum handelte, wie zunächst vom WSA dargestellt, ist fraglich. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ihm ein Baumchirurg helfen können“, so die Initiative.

Daher fordern die Wienkamp-Anwohner die Gemeinde auf, im Falle einer Bebauung des Wienkamp 2, „ein Konzept zu entwickeln, das den Bestand der Bäume am Kanal garantiert – jetzt und in Zukunft“. Dazu sei in jedem Fall ein ausreichender Abstand der Grundstücksgrenzen zu den Bäumen notwendig, um zum Beispiel Maßnahmen wie Erdwärmetauscher auf den Grundstücken zu ermöglichen, ohne die Bäume zu gefährden.

 

Umweltschutz ist eine globale Aufgabe, die im regionalen Bereich beginnt. In Senden gibt es eine Reihe guter Ansätze. (Ralf Hömberg in den WN vom 31.1.2012)

So wie hier am Dortmund-Emskanal fallen immer wieder alte Bäume der Säge zum Opfer. Foto: Ralf Hömberg

So wie hier am Dortmund-Emskanal fallen immer wieder alte Bäume der Säge zum Opfer. Foto: Ralf Hömberg

Jeder Deutsche produziert zehn Tonnen CO² pro Jahr. Das ist fünffach mehr, als jeder der rund sieben Milliarden Weltbürger maximal produzieren darf, damit unsere Erde auch für kommende Generationen bewohnbar bleibt. Über www.footprint-deutschland.de kann bezüglich des Lebensstils der „ökologische Fußabdruck“ vor dem Hintergrund der globalen Biokapazität ermittelt werden. Alarmierende Zahlen aus Washington besagten, dass der Ausstoß von Kohlendioxid im Jahre 2010 weltweit ein Rekordhoch erreichte. Hauptursachen sind Ressourcenvernichtungen: Kohlekraftwerke, Flug-, Schiffs-, Autoverkehr, Abholzungen.

Die Konsequenzen des Klimawandels sind deutlich erkennbar. Millionen Menschen müssen wegen Dürren oder Überschwemmungen ihre Heimat verlassen. Über eine Milliarde Menschen müssen bereits hungern – die häufigste Todesursache weltweit. Das rapide Wachstum lässt die Welt in immer dramatischere sozio-ökologische Veränderungen geraten. Auf der Welt wird für rund zwölf Milliarden Menschen Nahrung produziert – und bei denen von echtem Hunger Betroffenen kommt sie nicht an.

Auf unseren Wachstumswegen, sind die sozio-ökologisch-ökonomischen Gleichgewichte aus den Fugen geraten. Der Anteil der Landflächen unserer Erde beträgt etwa 150 Millionen Quadratkilometer (30 Prozent der gesamten Erdfläche) – vielfach bis in kleinste Grundstücke durch ökonomisiert. 1,2 Milliarden Hektar globale Nutzfläche, sind nach Angaben des internationalen Komitee des Roten Kreuzes, durch menschliches Einwirken bereits unfruchtbar. Damit wird eine besonnene sozio-ökologische Flächennutzung für jeden Quadratmeter wichtiger denn je. Jeder Umgang der kleinen Flächen spiegelt den Umgang mit den Großen.

15 Prozent hungernde Weltbevölkerung steht 20 Prozent übergewichtiger Weltbevölkerung mit hohen Gesundheitsrisiken gegenüber. Jeder 80- bis 100-jährige Laubbaum hat die Kapazität, etwa 5000 Kilogramm CO² jährlich zu binden. Laubwälder halten den Starkwinden besser stand. Dies ist absoluter Klimaschutz. Doch weniger als ein Prozent der Laubwälder in Deutschland sind geschützt. Auch in der Gemeinde Senden gibt es – wie in den meisten Kommunen – keine Baumschutzverordnung, geschweige denn ein Baumschutzgesetz, wie in der Schweiz.

Auch die Laubwälder unserer Regionen stehen aktuell über den globalen Sog der Rohstoffmärkte in Fokus. Größer werdende Einschläge und radikale Säuberungen in unseren Wäldern sind überall erkennbar. Trotz des traditionell landwirtschaftlichen Konsens in unserer Region, muss wie bei jeder industriellen Entwicklung (man denke an die Metall-, Textil-, Kohle-, Chemie- der Ruhrgebietregion) auch in der Agrarindustrie auf sozio-ökologische Nachhaltigkeit für Land und Leute sorgsam in der weiteren Entwicklung geachtet werden. Vereinseitigungen mit Verödungsergebnissen sind gerade auch im demografischen Wandel von Nachteil. Es geht um kommende und alternde Generationen in deren lebenswerten Umwelten zugleich – um die vorbildliche „grüne Linie“ zur „Entente florale – eine Gemeinde blüht auf“ (Senden, 2001), um den „European Energy Award“ (Senden, 2011) sowie zugleich um unser soziales Miteinander in einem humanen besonnen Geist. Ein Recht auf Entwicklung steht immer vor dem Hintergrund menschlich-ökologischer Werte in der Wandlungszeit. Entwicklungsrichtungen müssen oft gründlich überdacht werden.

N. Bassey, ein afrikanischer Umweltschützer und Träger des alternativen Nobelpreises 2010 sagte: „Hunger mit Todesfolgen ist kein Zufall. Hunger ist konstruiert, abgepackt und durch industrielle landwirtschaftliche Produkte an die Welt verkauft“. Im aktuellen Weltagrarbericht steht, dass Kleinbauern einen deutlich höheren Nährwert pro Hektar als die industrielle Landwirtschaft produzieren. Sie verursachen einen deutlich niedrigeren Dünger-, Pestizid-, Medikamenten- sowie Umweltschaden. Sie brauchen jedoch Mittel (Land, faires Geld, Werkzeuge und Wasser). Jene zu stärken ist die größte Hoffnung im Kampf gegen den Hunger. Gut dass sich zur Abmilderung von Hunger in Senden eine Tafel gegründet hat, eine prosperierende AGENDA21-Aktivität, Leute mit Sinn für die Heimatgeschichte, Kulturinitiativen, einen wachen NABU, der aktuell für die Rückgewinnung der Artenvielfalt jüngst Beweidungsprojekte realisiert und noch viel, mehr. Es geht um Land und Leute – global sowie regional.

 

Vom Naturlehrpfad zur Goldmedaille – Senden eine Gemeinde im Grünen (Ralf Hömberg in den WN, 26.1.2013)

Die Bäume am Pastorat gehörten zu einer Gruppe von etwa 100 Stieleichen, die an den Fischteichen des längst vergessenen Gräftenhofes Borchardink standen. Foto: sff

Die Bäume am Pastorat gehörten zu einer Gruppe von etwa 100 Stieleichen, die an den Fischteichen des längst vergessenen Gräftenhofes Borchardink standen. Foto: sff

„Auld lang syne…“ Auf dem Hof des Hauses Senden (Schloss) stehen einige Prachtexemplare von alten Eichen, die unter den schönsten des Münsterlandes aufgezählt zu werden pflegen…“, schrieb Julius Schwieters, ein heimatforschender Kaplan aus Herbern 1891 in seinem Buch „Geschichtliche Nachrichten über den westlichen Teil des (Alt-)Kreises Lüdinghausen“, zu dem zu jener Zeit auch Senden (urkundlich um 900 erstmals erwähnt) gehörte. Die Bäume vor unserem heutigen Pastoratsgebäude gehörten zu einer Gruppe von etwa 100 Stieleichen (Quercus pedunculata), die an den Fischteichen des längst vergessenen Gräftenhofes Borchardink standen.

Die Eichen sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse, welche seit je her zu den landschaftsprägenden Bäumen des Münsterlandes zählen. Diese Sommereiche, wie sie auch genannt wird, kann bis zu 40 Meter hoch, und in einigen Gegenden bis zu 1000 Jahre alt werden. Das Alter der Eichen vor dem Pastoratsgebäude ist mit ca. 300 Jahren noch recht jung.

Ökologisch gesehen bindet ein 100-jähriger Baum durch seine Holzbildung ca. 5000 Kilo Kohlendioxid im Jahr. Das ist echter Umweltschutz, gerade in Zeiten des höchst bedenklichen globalen Klimawandels. Zudem sind die Eichen Lebensraum für Eichelhäher, Eichhörnchen sowie viele heimische Vogelarten, die dort nach Raupen, Spinnen und Käfern suchen. Oft habe Füchse hohle Stämme als Eingang für ihre Bauten benutzt. Auch die Waldmaus lebt von Eicheln, Knospen und anderen Baumprodukten. Kaninchen naschen gerne von heruntergefallenen Eicheln oder abgebrochenen Trieben.

Man erkennt unschwer die Wichtigkeit unserer Laubbäume, gerade auch am Beispiel unserer „Europäischen Eiche“. Nun ist es um so besser, dass in den vergangenen Jahren, die Grünplanung in Senden vorbildlich praktiziert, umgesetzt und erlebbar wurde. Die „grüne Linie“ ist entlang der Stever bis zum Schloss, dem Dümmer, dem Wortbach und schließlich auch dem Dortmund-Ems-Kanal mit ökologisch wichtigen Gewässern unserer Region vernetzt. Eine wunderschöne Parkanlage mit Skulpturen, Seerosen, kleinen Brücken sowie landschaftlich gut eingepflegten Bäumen, Sträuchern und Hecken. Gerade auch die innerörtlichen Grünanlagen bieten einen umsorgten Raum für Flora, Fauna und Mensch. Überall zeigen sich liebevollen Detaillösungen. Landschaftsprägend sind neben den alten Baumbeständen, wie etwa die prächtige Lindenallee zum Schloss hin, hier und da Feldgehölzhecken, Rasen- und Wiesenflächen, sowie teilrenaturierte Steverabschnitte in ihrem Wasserlauf und Teichanlagen. Wenn man genau hin schaut, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Genau das war auch der Grund, mich mit meiner Familie als Wahl-Sendener, Anfang der 90er Jahre hier nieder zu lassen. Senden, eine aufstrebende Gemeinde im Grünen – für dieses Programm, bis dahin vorbildlicher Grünplanung, gab es 2001 von der Bewertungskommission des bundesweiten Wettbewerbs „Entente Florale – unsere Stadt blüht auf“ eine wohlverdiente „Goldmedaille“ als Auszeichnung.

Jedoch ist für die „Alteingesessenen“ wie für die mit der Zeit „Zugezogenen“ als auch alle weitergehenden Verantwortlichen, Achtsamkeit für uns selbst und unsere Umwelt fortwährend angesagt. Das Griechische „oikos“ meint einen „umfassenden Heimatbegriff von Land und Leuten“ – dies steckt unter anderem in den Begriffen „Ökologie“ und „Ökonomie“. Es gehört nicht „in’n Sends’ken Wind“ gestellt“ – dazu ist es, auch außerörtlich, zu ernst, zu wichtig und existenziell.

2010 ging die Auszeichnung der „Entente florale“ übrigens unter anderem nach Billerbeck – bekannt als das Tor für Wanderungen in der Baumberger Region – auch eine liebenswürdige Stadt.