Wirtschaft im Journal am 15. März – die Schere zwischen ARM und REICH

Entwurf: milka

Die wachsende Kluft zwischen ARM und Reich wird die Zukunft unseres Zusammenlebens  maßgeblich beeinflussen. Schon heute zeigen sich deutliche Erosionen an den Rändern und auch innerhalb unserer Gesellschaften. Eine wachsende Entsolidarisierung, fehlende Empathie und ein steigender Egoismus zeigt uns auf, welche Bedrohung für unser Zusammenleben auf uns zukommt. Wie man die wachsende Kluft möglicherweise bekämpfen kann und wie eine veränderte Ökonomie unsere Zukunft positiv beeinflussen kann, das wird an dem Abend das Thema des Vortrages und der anschließenden Diskussion sein.

pdf-Datei zum Weiterleiten: WiJ 03-2017

Ein Gedanke zu „Wirtschaft im Journal am 15. März – die Schere zwischen ARM und REICH

  1. Bernd Lieneweg Beitragsautor

    Mich erreichte folgende mail als konstruktiver Beitrag zu Wirtschaft im Journal und zum Thema „Arm und Reich“:

    Guten Tag Herr Lieneweg,

    leider kann ich heute abend an dem Treffen zur „Sozialen Gerechtigkeit“ nicht teilnehmen,…

    Aus der Sicht eines kleinen Selbständigen in Ottmarsbocholt möchte ich aber einige, und wenn ich es noch schaffe, mehrere Gedanken zur Diskussion beisteuern.

    Ich bin einverstanden, wenn man sagt : „Es gibt auch in Deutschland finanziell arme Mitmenschen“. Dazu kann es vielerlei Gründe geben, die in der eigenen Person oder in der Familie zu suchen sind. Oder fremd verschuldet durch Zusammenbruch einer großen Firma in einem Stadtteil mehrere Tausend MitarbeiterInnen arbeitslos werden. Das ist insgesamt nicht für alle Arbeitslosen gleich schnell und gut aufzufangen und es wird auch manch einen kleinen selbständigen Händler treffen, der dann keine Arbeitslosenversicherung hat.

    Ich habe zwei Söhne, die mit ihren Frauen zusammen ein sehr unterschiedliches Einkommen erzielen, aber miteinander in den Familien gut auskommen. Der ältere ist Informatiker und hat eine Sonderschulpädagogin geheiratet. Der zweite ist Arbeitnehmer und seine Frau Krankenschwester, die zur Kindererziehung 10 Jahre aussetzte. Beide Paare haben vor Jahren eine Doppelhaushälfte gekauft, die der ältere seit einigen Jahren abbezahlt hat und der jüngere noch einige Jahre benötigt. Im Laufe von 40 bis 50 Arbeitsjahren geht die finanzielle Schere bei den Beiden weit auseinander. Sie sind aber jeder mit ihrer Situation zufrieden.

    Als Selbständiger hat es mich gewundert und gleichzeitig gefreut, dass ausgerechnet der SPD-Kanzler Schröder von „fordern und fördern“ sprach. Von meinen Eltern habe ich gelernt : „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“; „An den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen“ oder „Kann-ich-nicht, Tu-ich-nicht und Mag-ich-nicht, die liegen auf dem Friedhof“. Als Oberbürgermeister von Hannover hat Gerhard Schröder die Schulleitungen und die Ordnungsämter in Hannover angewiesen, Schüler und Schülerinnen, die mehrere Tage ohne Attest fehlten von zu Hause abzuholen und zum Unterricht zu fahren. Die meisten davon werden heute wohl zu den Armen in unserer Gesellschaft gezählt werden.
    Mir wird viel zu wenig auf die eigene Verantwortung des Einzelnen oder der Familie hingewiesen. Vor 20 oder mehr Jahren hat Carmen Thomas in den morgendlichen Radiosendungen schon darauf hingewiesen „keine Schwellenangst beim Gang ins Sozialamt zu haben, das steht jedem zu.“ Aber wer soll denn dann noch die immer größer werdenden Geldscheine drucken ?

    Auch im Sozialamt Senden ist schon mal ein Großvater mit seinem Enkel erschienen um mit ihm seine Rechte in Bezug auf Sozialhilfe durchzudrücken. Man spricht schon davon, dass es Familien gibt, die sich so eingerichtet haben, dass in zweiter oder dritter Generation Sozialhilfe empfangen wird.

    Klar, gibt es leider viele Beschäftigte, meist Frauen als Verkäuferin bei den Discountern oder Packer und Packerinnen bei Amazon usw., die einen zu niedrigen Lohn erhalten. Wie ist deren Ausbildungsstand ? Auch in den neunziger Jahren wurde bei uns Selbständigen schon von „nicht ausbildungswilligen oder nicht ausbildungsfähigen jungen Menschen“ gesprochen. Gleichzeitig vernichtet ein großer Teil der Gesellschaft durch den massenhaften Kauf in oben genannten Betrieben Einzelhandelsgeschäfte, die meist ihre MitarbeiterInnen, die sie selbst oft ausgebildet haben oder aus dem Dorf kennen und zumindest nach Tarif, oder besser bezahlen. Die Familie Aldi und andere sind nicht von selbst Milliadäre geworden.

    Es gibt in Ottmarsbocholt zumindest zwei Angestelltenfamilien, die vier bis fünf Wohneinheiten besitzen und zum Teil daraus Miete beziehen. Die Eltern waren sparsam, die Söhne haben mit ihren Frauen selbst neu gebaut und später das ererbte Haus umgebaut und nach weiteren Jahren wieder Geld in Wohnungen angelegt.

    Sie schreiben in ihrem Artikel von heute „wachsende Entsolidarisierung“. Es ist selten in Deutschland so viel Geld gespendet worden, wie in den vergangenen Jahren. Und jetzt im Zuge der Flüchtlingswelle von 2015 wird auch sehr viel ehrenamtlicher Einsatz geleistet.

    Noch Einiges in Kurzform : Wir Deutschen mit ca. 80 Millionen Einwohnern sind Reiseweltmeister – nicht die Chinesen, Inder oder Amerikaner. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland über 100.000 Wohnwagen und Wohnmobile und zusätzlich sicherlich viele unterschiedlich große Jachten verkauft. Wir haben in der Masse der Bevölkerung einen guten Wohlstand.

    Werden zu den „Armutsgefährdeten“ auch Asylbewerber gezählt, die nach mehreren verlorenen Gerichtsverfahren hier noch Sozialhilfe beziehen ?

    Herr Lieneweg, soweit für heute. Ich möchte einfach als Selbständiger oder Kolping-Aktiver mehr die Eigenverantwortung herausgestellt haben und wissen warum die Armen arm sind.
    Da fällt mir noch ein, zählen die auf Hilfe angewiesenen Mitmenschen in Hauskannen, hier im Sozialwerk St. Georg oder im Evangelischen Kinderheim aus Herne auch statistisch zu den Armen ? Ich denke, die sind hier gut untergebracht und es wird sich auch noch menschlich um sie gekümmert.

    Ich bin auf den nächsten Artikel in der Zeitung oder auf eine Antwort sehr gespannt.
    Mit freundlichem Gruß
    Klemens Rave

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