Die Freihandelsabkommen TTIP und CETA bedrohen den Umwelt- und Verbraucherschutz und untergraben unsere Demokratie. Weniger bekannt ist, dass die Abkommen auch unsere kulturelle Vielfalt bedrohen. Wir meinen: Kultur darf nicht zur Handelsware werden! Darauf machen wir zusammen mit dem Deutschen Kulturrat in unserem neuen Clip aufmerksam. Kommt alle zur Großdemo gegen TTIP, CETA und Co!
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Die TTIP-Frage an die Kandidaten und die Antworten – lest und wählt
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Die Handelsabkommen TTIP, TiSA und CETA können – wie viele andere Gesetze / Entscheidungen / Abkommen auf Bundesebene auch – Einfluss auf die kommunale Ebene haben. Dies gilt z.B. auch für die aktuellen Verhandlungen Deutschlands und der EU mit der griechischen Regierung oder anderer außenpolitischer Themen.Auf schriftliche Anregungen der Sendener Agenda-21-Gruppe (vom 11.09.2014, 27.11.2014 und 13.12.2014) sollte sich der Gemeinderat mit dieser Thematik befassen und den Beschluss fassen, die vor genannten Handelsabkommen abzulehnen. -Wie in den Sitzungen des zuständigen Haupt- und Finanzausschusses am 25.09.2014 und am 19.02.2015 durch die Gemeindeverwaltung ausführlich dargelegt, besitzt der Gemeinderat jedoch keinerlei Befugnisse über ausschließliche Angelegenheiten des Bundes Beschlüsse zu fassen, wenn kein spezifischer Bezug zur örtlichen Situation hergestellt werden kann. Um mir hier lange, rechtliche Ausschweifungen zu ersparen, verweise ich auf die öffentliche Vorlage des Haupt- und Finanzausschusses vom 19.02.2015 (Vorlagen-Nr. 30/15):http://www.gemeinde-senden.de/…/2015-02-19-einladung…Hierauf hat der Ausschuss folgenden einstimmigen Beschluss gefasst:“Der von der Agenda21 Senden mit ihrem Schreiben vom 13.12.2014 vorformulierte und an den Rat der Gemeinde Senden gerichtete Beschlussfassungsantrag betr. die transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP, TiSA und CETA) der Bundesregierung bzw. der EU mit den USA und Kanada wird aufgrund nicht gegebener Befassungskompetenz abgelehnt. Die Gemeinde Senden wendet sich an den Städte- und Gemeindebund mit der Bitte, bei den Vertragsverhandlungen kommunale Interessen nicht außer Acht zu lassen und dieses auch an die zuständigen Verhandlungspartner auf deutscher Seite zu übermitteln.“Persönlich finde ich die Intransparenz der Transatlantischen Handelsabkommen bedenklich und nicht förderlich. Besonders die ursprünglich angedachten Schiedsgerichte und Investorenschutzregelungen von TTIP, TISA und CETA könnten auch negative Auswirkungen auf kommunale Dienstleistungen im Bereich der Daseinsvorsorge (z.B. Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung, ÖPNV, soziale Dienstleistungen etc.) haben.Grundsätzlich bieten Freihandelsabkommen jedoch auch große Chancen, um Handelshemmnisse abzubauen, die gerade für unsere exportabhängige Wirtschaft hohe Belastungen darstellen. Das kann ich auch als Wirtschaftsförderer aus Gesprächen mit Sendener Betrieben bestätigen. Aus diesem Grunde spricht sich z.B. auch die Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen grundsätzlich für die Freihandelsabkommen aus, auch wenn es einzelne Punkte zu kritisieren gibt. Wichtig ist in meinen Augen, dass das Handelsabkommen keine Verbraucherschutzstandards, die politisch gewollt sind, unterläuft und die kommunale Selbstverwaltungsgarantie auch bei der Erbringung von kommunalen Dienstleistungen erhalten bleibt.Eine sehr differenzierte und fundierte Auseinandersetzung bietet der Deutsche Städte- und Gemeindebund mit dem Positionspapier „Freihandelsabkommen (TTIP) – Chancen nutzen, Risiken vermeiden“, die ich voll mittrage:http://www.dstgb.de/…/PP%20Freihandelsabkommen%20050115…Ich hoffe, ich konnte Ihnen meinen persönlichen Standpunkt zu diesem komplexen Thema darstellen. Wichtig ist mir jedoch festzuhalten, dass es sich hierbei nicht um ein lokalpolitisches Thema handelt. Daher haben alle im Rat vertretenen Fraktionen auch den oben angegebenen ablehnenden Beschluss gefasst. Würde sich der Gemeinderat trotzdem mangels Zuständigkeit mit dieser Thematik oder z.B. den Euro-Verhandlungen mit Griechenland oder den bundesrechtlichen Regelungen zur Energiewende befassen, wäre ein Bürgermeister verpflichtet diese Beschlüsse zu beanstanden. Haben Sie also bitte Verständnis dafür, dass ich mich nicht für eine Angelegenheit außerhalb der gemeindlichen Zuständigkeit einsetzen werde / kann.Freundliche Grüße
Sebastian Täger
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Philipp Scholz, Senden, Die GRÜNEN, BM-Kandidat aller Oppositionsparteien
Lieber Bernd Lieneweg,
Sehr geehrte Damen und Herrn von Attac COE,
bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich erst jetzt dazu komme, meinen Standpunkt nochmals auf einen Blick darzustellen.
Im Gegensatz zu anderen Bewerbern möchte ich mich nicht hinter formalrechtlichen Vorschriften verstecken, sondern eine eigene Position vertreten.
Für mich ist es einfach erschreckend, dass für uns alle so weitreichende Abkommen wie TTIP, CETA, TiSA weitestgehend hinter verschlossenen Türen und ohne jegliche Transparenz und Mitbestimmungsmöglichkeit – und das auf allen Ebenen – an den Bürgerinnen und Bürgern vorbei entschieden werden sollen. Und das, was an Informationen durchsickert, zeigt, dass es wichtig ist, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Der Rat der Gemeinde Senden hätte sich durchaus in Form einer Resolution zu TTIP äußern können. Leider hat es auf Initiative der Grünen Fraktionskollegen im HFA (Haupt- und Finanzausschuss) nur zu einem Appell als „kleinsten gemeinsamen Nenner“ an den Städte- und Gemeindebund gereicht. Es war offensichtlich, dass CDU und Verwaltung sich nicht des Themas annehmen wollten! Gerne hätte ich den Vorschlag von Sendener Bürgern umgesetzt, Senden zu einer TTIP-freien Kommune zu deklarieren.
Dass es auch anders geht zeigt z.B. unsere Nachbargemeinde Nottuln , die mit ihrem Bürgermeister Peter-Amadeus Schneider einen kritischen Geist hat, der das Thema auch lokal in der Diskussion hält. Ebenso sehe ich die (überparteiliche) Stellungnahme des Kreistags Coesfeld sehr positiv, erst recht den Ratsbeschluss des Rats der Stadt Münster vom Dezember 2014. International wurde ich durch eine Bürgerin aus Senden auch auf entsprechende Initiativen in Amsterdam aufmerksam.
Bei diesem Thema wird deutlich, dass es Mut und Willen braucht, sich klar zu positionieren. Dies hat weniger mit Parteizugehörigkeiten, sondern mit Überzeugung zu tun. Diese Haltung würde ich gerne als Bürgermeister im Dialog mit allen Fraktionen im Gemeinderat Senden und über die Ortsgrenzen hinaus vorantreiben.
Im Facebook gab es schon mehrfach Diskussionen, bei denen klar wurde, dass vielen Mitbürgern die Relevanz des Themas weit weg erschien. Dies ist gefährlich und hierfür braucht es Stimmen, die sich öffentlich zu dem Thema äußern, informieren und sich klar positionieren. Es ist wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, was das TTIP-Abkommen für ihren Alltag bedeuten kann. Als Beispiel sei hier das Wegfallen der Buchpreisbindung und deren Auswirkung auf örtliche Buchhandlungen wie Schwalbe in Senden und Ascheberg zu nennen. Viele weitere Beispiele könnte man nennen.
Die Vertreter von Verwaltung und Gemeinderat in Senden sollten sich nicht nur mit einer Stellungnahme des Städte- und Gemeindebundes zufrieden geben, sondern sich schnellstmöglich unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger zu TTIP etc. äußern. Es vergeht sonst nach und nach wichtige Zeit!
Aus diesem Grund möchte ich einen anderen Stil in der Ausübung des Bürgermeisteramtes etablieren und den parteiübergreifenden Dialog zu wichtigen, die Gemeinde betreffenden Themen fördern. Und das gilt insbesondere im Falle von TTIP und Co. Mehr Mut in der Positionierung der Gemeinde, nicht Formalia über die Interessen der Menschen in Senden stellen!
Dafür werbe ich und würde mich freuen, das Vertrauen der Sendenerinnen und Sendener am 13.09. zu erhalten.
Gerne stehe ich für Rückfragen zur Verfügung.
Mit besten Grüßen
Philipp Scholz
Bürgermeisterkandidat von
SPD, Grüne, FDP und UWG
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Dr. CHRISTIAN SCHULZE PELLENGAHR
Anfrage von Attac Coesfeld, Herr Rainer Wermelt
und Bernd Lieneweg, Senden, zum TTIP-Freihandelsabkommen
Sehr geehrter Herr Wermelt,
sehr geehrter Herr Lieneweg,
herzlich danke ich Ihnen für Ihre Anfragen vom 18./20.08.2015, auf die ich gerne antworten möchte.
Ich habe Ihre Anfragen zum Anlass genommen, um mir vom Büro des Europa-Abgeordneten des Münsterlandes, Dr. Markus Pieper, einige weitergehende Informationen zum aktuellen Sachstand der Verhandlungen zu geben, aber auch um die Stellungnahmen der Kommunalen Spitzenverbände zum Freihandelsabkommen auszuwerten, da man hierzu im allgemeinen Tagesgeschäft als Bürgermeister nicht stets in der wünschenswerten Weise die notwendige Zeit hat.
Den in dem gemeinsamen Positionspapier der kommunalen Spitzenverbände mit dem Bundeswirtschaftsminister im Juni 2015 vorgestellten zentralen Eckpunkten kann ich mich vollinhaltlich anschließen und teile die darin formulierten Bedenken und Anregungen.
Grundsätzlich ist der Abschluß eines Freihandelsabkommens mit den USA aber zu begrüßen, um die Wirtschaft in der EU, in den USA und auch in Deutschland und damit auch bei uns im Kreis Coesfeld zu stärken. Wichtig ist dabei naturgemäß, dass bestehende Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Europäischen Union nicht nach Belieben aufgeweicht werden und sich nur den wirtschaftlichen Interessen unterordnen müssen.
Die jüngste Entschließung des Europäischen Parlaments an die Kommission vom 8. Juli 2015 trägt vielen bisher vorgetragenen Bedenken in dieser Richtung Rechnung.
Es ist aber auch nicht zu verkennen, dass alle bisherigen Handelsabkommen der EU, einschließlich CETA, eine allgemeine Ausnahme von Verpflichtungen – in der rechtlichen Form eines sogenannten Vorbehalte – für den gesamten Bereich der Daseinsvorsorge (z.B. öffentliches Gesundheitswesen, im öffentlichen Bildungswesen oder in der Wasserversorgung). Dadurch sollen weiterhin öffentliche Monopole oder Konzessionen für bestimmte inländische private Anbieter auf kommunaler Ebene möglich bleiben. Eine Verpflichtung zur Privatisierung besteht nicht. Dies soll auch so in das Freihandelsabkommen mit den USA aufgenommen werden, um etwaige negative Auswirkungen für die Kommunen und die öffentliche Daseinsvorsorge zu vermeiden.
Auch hat die Kommission noch einmal sehr deutlich formuliert, dass nicht beabsichtigt ist, durch TTIP die bestehenden Hoheits- und Satzungsrechte der kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften einzuschränken.
Ich verbinde diese deutlichen Worte mit der Hoffnung, dass dies dann auch tatsächlich so ausgehandelt wird, damit wir keine negativen Auswirkungen bei uns im Kreis Coesfeld zu verzeichnen haben.
Nun gilt es, die weiteren Verhandlungen genau zu beobachten und zu verfolgen. Durch die vielfältige und kontroverse Diskussion – gerade auch im Hinblick auf die Schiedsgerichtsverfahren – sind vor allem die EU-Abgeordneten aber auch die Bundesregierung sensibilisiert worden. Daher war und ist es gut, dass hier aus der Bürgerschaft das gesamte Verfahren konstruktiv kritisch begleitet worden ist.
Nach unserer bestehenden Kommunalverfassung ist der Rat allerdings gem. § 41 Abs. 1 Satz 1 GO für alle Angelegenheiten der Gemeindeverwaltung zuständig, soweit die Gemeindeordnung nichts anderes bestimmt. Anders als der Bundestag oder der Landtag ist der Rat – gleiches gilt für den Kreistag – kein Parlament, sondern Teil der Verwaltung. Seine Zuständigkeit ist begrenzt auf alle Angelegenheiten der Gemeindeverwaltung. Sie findet dort ihre Grenzen, wo die Zuständigkeit bei einer anderen staatlichen Ebene wie dem Land, dem Bund bzw. der europäischen Union liegt.
Vor diesem Hintergrund hat in der Vergangenheit die Kommunalaufsicht in Nordrhein-Westfalen wiederholt darauf hingewiesen, dass der Rat / Kreistag keine Befassungskompetenz bezüglich der Freihandelsabkommen TTIP und CETA besitzt. Als Bürgermeister bzw. Landrat ist ein etwaiger Resolutionsantrag zu diesem Beratungsgegenstand zwar auf die Tagesordnung zu nehmen, nach ganz herrschender Rechtsauffassung dann jedoch in der Sitzung selbst mangels Befassungskompetenz wieder von der Tagesordnung abzusetzen. Anderslautende Rats- oder Kreistagsbeschlüsse müssten vom Bürgermeister bzw. Landrat beanstandet werden.
Dies mag man bedauern, ist aber auch nach Auffassung des Städte- und Gemeindebundes NRW schlicht die aktuelle Gesetzeslage, die es anzuwenden gilt. Allenfalls wäre auf politischem Wege beim Gesetzgeber zu erwirken, dass die Befassungskompetenz von Rat und Kreistag entsprechend aufgewertet wird. Ob dies aber sinnvoll ist, würde ich aus der kommunalen Praxis eher bestreiten, da es durchaus Sinn macht, dass sich ein Gremium auch nur mit den Themen befasst, die in seine Zuständigkeit fallen. Unser Grundgesetz verteilt die übrigen Zuständigkeiten dann auf die Landes- oder Bundesebene bzw. auch auf die europäische Ebene.
Daher sind hier vor allem unsere Bundestags- und Europaabgeordnete die richtigen Ansprechpartner, da sie als gewählte Volksvertreter in Gremien mitwirken, denen hier Mitwirkungsrechte zustehen.
Als Landrat muß ich aber zunächst einmal das vorhandene Recht anwenden. Eine Initiierung einer entsprechenden Resolution im Kreistag wäre daher unzulässig und wenig hilfreich.
Ich hoffe, Ihre Fragen soweit beantwortet zu haben und stehe Ihnen für etwaige Nachfragen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Christian Schulze Pellengahr
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Weitere Antworten aus dem Kreis Coesfeld findet Ihr hier:
rainerwermelt.de – Bürgermeister- und Landratskandidaten zu TTIP [VORABVERSION]
Die Erde ächzt vor Überlastung- Ressourcen für 2015 verbraucht
Ressourcen
Im Jahr 2000 war es am 1. Oktober so weit, 2015 sind die jährlichen Ressourcen der Erde für die Menschen schon am 13. August verbraucht. Nur durch Änderung unserer Lebensweise kann der Planet regenerieren.
„Ich bin die einzige, ich bin überlastet“, antwortet Christine Pohl auf die Frage, wie die Erde ihr Befinden beschreiben würde, könnte sie sprechen. Denn auch in diesem Jahr sind die nachhaltig nutzbaren Ressourcen des Planeten für 2015 längst verbraucht. „Ab diesem Donnerstag (13.08.2015) leben wir auf Pump“, beschreibt Rolf Buschmann, Experte für Ressourcenschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den globalen ökologischen Zustand.
1,5 Erden bräuchte die Weltbevölkerung derzeit, um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken.
Wohlstand für alle – oder TTIP für die Reichen der Welt (Filmtipp)
Von: Golisch-Havixbeck@t-online.de
An: „Bernd Golisch“ <Golisch-Havixbeck@t-online.de>
Betreff: Golisch / Wohlstand für alle. Was bringen Freihandelsabkommen?
Kommerz statt Sozialstaat
wirtschaft
29. Juli 2015, 21:00 USA vs Staatsbetriebe Kommerz statt Sozialstaat
- Die USA wollen, dass öffentliche Unternehmen „nach kommerziellen Erwägungen“ agieren.
- Das zeigen geheime Dokumente aus den Verhandlungen zum TPP-Abkommen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.
Die amerikanische Regierung versucht, in globalen Handelsverträgen staatliche Betriebe zu bremsen. Diese Strategie könnte weltweit Regierungen hindern, ihren Bürgern bei öffentlichen Leistungen wie Nahverkehr den besten Service zu bieten oder soziale Aufgaben zu erfüllen. Das lässt sich aus geheimen Verhandlungspapieren ableiten, an die Wikileaks gelangte und die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Die Dokumente betreffen das US-Abkommen mit anderen Pazifikstaaten. Sie werfen die Frage auf, wie die Regierung in Washington beim umstrittenen TTIP-Vertrag mit Europa taktieren wird.
Die Vereinigten Staaten verhandeln seit Jahren mit Japan, Malaysia, Australien und acht anderen Pazifikstaaten über das TPP-Abkommen. Geplant ist ein Abschluss bereits diese Woche auf der hawaiianischen Insel Maui. Weil unter strikter Geheimhaltung gefeilscht wird, dringen nur Gerüchte nach außen. Etwa, dass Australien US-Pharmakonzernen nicht so viel Zugang gewähren will und Kanada die Öffnung seiner Landwirtschaft zu weit geht, weshalb das Land womöglich ganz abspringt. Wegen der Geheimhaltung ist es spannend, einen Einblick in die amerikanische Strategie zu erhalten, auch wenn die enthüllten Dokumente bereits eineinhalb Jahre alt sind.
Kommerz vs Kommunen
Ein Papier für eine Regierungskonferenz der Pazifikstaaten zeigt den Wunsch der USA, staatlichen Betrieben generell Fesseln anzulegen – und zwar stärker als bisher in den Regeln der Welthandelsorganisation WTO vorgesehen.
KAB: Freihandelsabkommen wird zum Demokratie-Killer
KAB kritisiert: TTIP gefährdet Sozial- und Umweltstandards
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda kritisiert die Ablehnung der us-amerikanischen Botschaft, Bundestagsabgeordneten Einblicke in die Verhandlungsprotokolle zum Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen der EU und den USA zu gewähren. „TTIP gefährdet nicht nur Sozial- und Umweltstandards, sondern wird durch dieses Verhalten bereits im Vorfeld seines Zustandekommens zum Demokratie-Killer Nummer Eins in Europa“, erklärt KAB Diözesansekretär Michael Schmitt.
Bundestagspräsident Nobert Lammert hatte die US-Botschaft in einem öffentlichen Brief aufgefordert, den Bundestagsabgeordneten Einsicht in die Verhandlungsprotokolle zu gewähren. Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, der CSU-Abgeordnete Peter Ramsauer, hatte den Parlamentspräsidenten gebeten, die Verhandlungen auch für die Arbeit des Wirtschaftsausschusses transparent zu machen. Die US-Botschaft hat dies verweigert. Derzeit dürfen nur ausgesuchte Regierungsvertreter unter großen Sicherheitsvorkehrungen Einblicke in die bisherigen Ergebnisse nehmen.
Das Freihandelsabkommen TTIP soll nach seiner Ratifizierung stets geändert werden können – an den Abgeordneten vorbei.
politik
24. Juli 2015, 18:50 Freihandelsabkommen TTIP und die Froschlurche
Gefährliche Metamorphose: Das Freihandelsabkommen soll nach seiner Ratifizierung von Experten stets geändert werden können – an den Abgeordneten vorbei.
Von Heribert PrantlBei Tieren gibt es den Gestaltwandel, bekannt vor allem bei den Froschlurchen: Aus der Kaulquappe wird da ein Frosch. Und aus einer Raupe wird bekanntlich erst die Puppe, dann ein Schmetterling. Das nennt man die zoologische Metamorphose. In der Juristerei gibt es so etwas neuerdings auch, eine rechtliche Metamorphose: bei TTIP, dem Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Der Vertrag ist als „living agreement“ geplant, als lebendes, lebendiges Abkommen – als völkerrechtliches Abkommen, das nach der Ratifikation noch wächst, das sich verändert, das sich fortentwickelt.
Der TTIP-Vertrag soll nämlich von Expertenkommissionen (vor allem dem Rat für regulatorische Kooperation/Regulatory Cooperation Body RCB) laufend fortgeschrieben, verändert und neuen Entwicklungen angepasst werden. Diese Expertenkommissionen sollen weitreichende Ergänzungen und Anhänge zum TTIP-Vertragswerk schreiben können – ohne dass die Parlamente diesen Änderungen zustimmen müssen. Der Vertrag könnte also nach seiner Ratifizierung ohne parlamentarische Mitwirkung grundlegend umgestaltet werden. Die Expertenkommissionen sollen allein mit Vertretern der Regierungen und Verwaltungen besetzt sein.
TiSA: „Durchmarsch der Konzerne“
Das geplante Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen, TiSA, birgt noch mehr Gefahren für die Demokratie als TTIP und CETA, sagt Jürgen Buxbaum von der Internationalen der Öffentlichen Dienste (IÖD)
ver.di publik – Über die Freihandelsabkommen TTIP und CETA, die die EU mit den USA bzw. Kanada abschließen möchte, wird viel diskutiert. Doch was ist TiSA?
Jürgen Buxbaum – Die Abkürzung TiSA steht übersetzt für Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen. Aus unserer Sicht geht es in seinen Gefahren für Bürgerrechte, öffentliche Dienste und Demokratie über die Erstgenannten noch hinaus.
TTIP eröffnet Wettlauf nach unten – Beitrag hören
Zeitfragen | Beitrag vom 14.07.2015 von Mute Schimpf, Deutschlandradio Kultur
Beitrag hören auf der Seite von Deutschlandradio Kultur
- Protest gegen TTIP kommt von Aktivisten, Wissenschaftlern, den Kirchen und einigen Parteien. (dpa/picture alliance/Bernd SettnikWolfram Kastl)
„Das trojanische Pferd TTIP muss gestoppt werden“, fordert Mute Schimpf. Seit zwei Jahren engagiert sich die Aktivistin in Brüssel bei der NGO „Friends of the Earth Europe“, um die Lebensmittelstandards in der EU mindestens zu erhalten. Der Kommentar der Food-Campaignerin warnt zum Beispiel vor einer Beeinflussung der Gentechnik-Gesetze.
Weiter in Deutschlandradio Kultur
Auch im Leverkusener Stadtrat viel Kritik an den TTIP-Abkommen
Viel Kritik an den TTIP-Abkommen im Leverkusener Stadtrat
Leverkusen. Die Freihandelsabkommen zwischen Europa und Nordamerika sowie das weltweite Abkommen über Dienstleistungen versetzen den Stadtrat in Alarmstimmung. Das gilt für alle Parteien mit Ausnahme der FDP. Ihre beiden Vertreter verzichteten im Stadtrat darauf, sich für eine Beschränkung der Abkommen auszusprechen und enthielten sich der Stimme.