Archiv der Kategorie: Nahrung – Ernährung

Glyphosat ist noch nicht vom Acker – eine neue Ausstellung und eine neue homepage – Kommunen für biologische Vielfalt

Irrweg PestizideStartbild von www.irrweg-pestizide.de

Jürgen Kruse weist uns auf auch für Senden interessante Entwicklungen hin. Das Thema Landwirtschaft ist sicher für uns eins der dringendsten. Das haben wir auch bei unserer gestrigen Sitzung festgestellt.

Lieber Bernd,
neue, gute homepage: www.irrweg-pestizide.de

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Siehe auch:
zeichnet die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“. http://www.kommbio.de/files/web/doks/download/Deklaration.pdf

Die Gemeinde/Stadt YYY tritt dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ bei. http://www.kommbio.de/home/
(Dies ist eine Initiative des Bundesamtes für Umwelt und Naturschutz der BRD, die bereits vor 10 Jahren gestartet wurde.)

Begründung: Mittlerweile haben mehr als 250 Kommunen die Deklaration „ Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet. Damit hat sich eine äußerst erfreuliche Zahl an Kommunen dazu bereit erklärt, den Erhalt der biologischen Vielfalt als Grundlage einer nachhaltigen Stadt- und Gemeindeentwicklung verstärkt zu berücksichtigen. Mit der Deklaration sprechen sich die Unterzeichnerkommunen dafür aus, konkrete Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu ergreifen. Damit reagieren sie auf den voranschreitenden Verlust an biologischer Vielfalt. In Deutschland werden über 70 Prozent aller Lebensräume als bedroht eingestuft.

Bereits 1992 hat Deutschland das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt unterzeichnet und sich damit verpflichtet, dem Verlust der Biodiversität Einhalt zu gebieten. In Deutschland gibt es etwa 70.000 Tier- und Pflanzenarten. Davon sind bereits 7.000, also 10% gefährdet. Bei den Wirbeltieren, sieht es noch dramatischer aus: Hier sind sogar 35 Prozent gefährdet. Auch die Bestände früherer Allerweltsarten, wie z.B. die Feldlerche sind seit den 1980er Jahren in NRW um 75 Prozent drastisch eingebrochen.
Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ ist ein Zusammenschluss von im Naturschutz engagierten Kommunen. Es stärkt die Bedeutung von Natur im unmittelbaren Lebensumfeld des Menschen und rückt den Schutz der Biodiversität in den Blickpunkt.

Gerade Städte, Gemeinden und Kreise sind z.B. beim Erhalt von Lebensräumen, der Abfallentsorgung und intelligenter Bauleitplanung gefordert, den Verlust der Arten zu stoppen. Grünflächen unserer Städte könnten durch geeignete Planung und zielorientiertes Handeln wahre „Naturparadiese“ sein. Politik und Verwaltung haben in vielfältiger Weise große Einflussmöglichkeiten auf den Schutz unserer Natur.“

Grüße aus Legden
Jürgen Kruse

Bericht zur Agenda-Sitzung mit Landwirten

Die Agenda-Gruppe, die sich die Themen Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltiges Wirtschaften auf die Fahnen geschrieben hat, hatte die Sendener Landwirte zum Gespräch eingeladen, die sich auf das Thema „Auf dem Weg in eine nachhaltige Landwirtschaft“ einlassen wollten. Überraschend viele kamen, so dass es im Besprechungsraum der Gemeinde eng wurde. Noch einmal wurde der Unmut über den Agenda-Artikel zum Baumsterben zum Ausdruck gebracht, in dem die Überdüngung mit Stickstoff durch Massentierhaltung in Zusammenhang mit dem neuartigen Waldsterben gebracht wurde. Der Zusammenhang werde zwar nicht bestritten, aber es gebe neben den Emissionen aus der Landwirtschaft eben auch andere Quellen für stickstoffhaltige Luftverunreinigungen wie den Autoverkehr und die Industrie, die dann ebenfalls benannt werden müssten. Die Sendener Landwirte betonten, dass ihnen die Einhaltung der Grenzwerte wichtig sei und dass deswegen Maßnahmen ergriffen würden, den Stickstoffeintrag in die Luft zu minimieren. Die Agenda-Gruppe machte deutlich, dass die Bauern selbstverständlich unverzichtbar seien für die Ernährung der Menschen und dass sie dafür auch angemessen bezahlt werden müssten. Das Gespräch mit den Landwirten müsse daher unbedingt weitergeführt werden.

In seinem Eingangsreferat machte Ralf Große-Scharmann klar, dass als Weg zur weiteren erfolgreichen Ernährung der Weltbevölkerung eine nachhaltige Intensivierung angestrebt werde, was eine Steigerung der Landnutzungseffizienz bei gleichzeitigem Erhalt der Bodengesundheit bedeute. Höhere Erträge erreiche man hauptsächlich durch Züchtung, Düngung und Pflanzenschutz. Global liege der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen (gemessen in CO2-Äquivalenten) bei 25%, hervorgerufen z.B. durch Landumnutzung, Tierhaltung und Düngerherstellung. Zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei der Düngerherstellung biete sich der Einsatz von Katalysatoren an; bei Vorhandensein von ausreichend regenerativen Energien ließe sich Stickstoff-Dünger auch mittels „grünem“ Wasserstoff statt aus fossilen Quellen herstellen.

Im zweiten Vortrag bezeichnete Landwirt Franz-Josef Lintel-Höping, der wegen seiner schonenden Bodenbearbeitung, die das Bodenleben nicht stört, auch anerkennend Regenwurm-Bauer genannt wird, seine Vorgehensweise ausdrücklich als nachhaltig: er pflüge nicht, mulche den Boden und bringe Zwischensaaten aus, um auch im Winter keine Schwarzbrache, sondern eine grüne Pflanzendecke zu haben. Ferner probiere er neuere Züchtungen aus und erreiche längere Fruchtfolgen, was dem Boden gut tue. So brauche er insgesamt deutlich weniger Glyphosat, um die störenden Beikräuter los zu werden. Außerdem spare er so enorme Mengen an Diesel ein, was Geld spare und den CO2-Ausstoß verringere.

Die Landwirte haben einen eigenen Beitrag veröffentlicht. (RaGroSch)

Ortslandwirt kritisiert „falsche Darstellung“ der Klimaschutzwoche

Landwirte protestieren am Rathaus Foto: WN

Ortslandwirt kritisiert „falsche Darstellung“ der Klimaschutzwoche
„Ein ganzer Berufsstand wird diffamiert“

Senden – Aus Sicht der Sendener Landwirte habe die Klimaschutzwoche und insbesondere die Ausstellung „Irrweg Pestizide“ ihren gesamten Berufsstand diffamiert, beklagte Ortslandwirt Bernd Aundrup im Gemeinderat. In diesem Zusammenhang kritisierte er Verwaltung und Organisatoren. 

Von Siegmar Syffus

WN, Donnerstag, 10.10.2019, Lest hier weiter.
Kritik ist erlaubt,  man muss sie zulassen, aber nicht annehmen. Sich inhaltlich auseinanderzusetzen, ist demokratisch. Verschiedene Meinungen bleiben bestehen, damit muss man leben können. Niemand wollte einen geachteten Berufsstand diffamieren.
In einem demokratischen Prozess ist das Verbot von Glyphosat beschlossene Sache. Es bleibt jedem unbenommen, das nicht gut zu finden oder es zu begrüßen. Insofern sind demokratische Prozesse normal, in einem Rathaus werden sie vollzogen. Neutral kann man da nicht sein.
Also macht euch schlau, bildet euch eine eigene Meinung und haltet Demokratie lebendig. Man kann wählen und abwählen. Und das ist gut so.
Andere Meinungen:

Hatten nicht mit so heftigen Reaktionen gerechnet: Klimaschutzmanagerin Petra Volmerg (3.v.l.) sowie Karina Mildner, Wolfgang Dropmann und Sven Hoffman von der Agenda 21-Gruppe. Foto: Hannah Harhues

Blumen als Zeichen des Anerkennens einer anderen Meinung? Diese Frage bleibt offen.

 

NABU-Ausstellung soll Augen öffnen für ungewollte Auswirkungen von Pestiziden

Natürlich brauchen wir unsere Sendener Landwirte, auch die konventionellen. Natürlich sollen sie auch für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden!

Aber sie sollen wissen, was uns an ihrer Art zu wirtschaften nicht gefällt. Die Leute vom NABU Angermünde, die die Ausstellung mit viel Herzblut erstellt haben, wundern sich wie wir, dass die Bauern mit so großem Entsetzen auf die Kritik reagieren. Alle Umweltschützer sind sich seit Jahrzehnten einig, dass wir eine andere Landwirtschaft brauchen. Aufgeschlossene Landwirte sollten in der Lage sein, das zu erkennen und einen anderen Weg einzuschlagen. Dazu wollen Naturschützer die Bauern ermutigen, mit Anprangern hat das nichts zu tun. Mit den meisten Landwirten in Senden kann man auch gut und kreativ über Alternativen reden. Die Ausstellung hat dazu einen wirksamen Anstoß gegeben. Wir sehen keinen Grund dafür, dass unser Bürgermeister sich für das Zeigen dieser Ausstellung bei den Sendener Bauern entschuldigt hat.

Es ist gut, dass uns die NABU-Gruppe aus Angermünde ihre Stellungnahme als Leserbrief geschickt hat. Auch das Medienecho und die Reaktion der Billerbecker Bürgerinitiative zeigen uns, dass es richtig war, den Organisatoren der Coesfelder Klimaschutzwoche diese Ausstellung zu empfehlen.

Leserbrief in den WN

Initiatorin der Ausstellung ist Dr. Anita Schwaier, Toxikologin und Mitglied im Vorstand des NABU Regionalverbandes Angermünde. Sie ist auch für die Inhalte verantwortlich. Sybilla Keitel, Künstlerin und Umweltaktivistin, hat die Ausstellung künstlerisch und didaktisch gestaltet, Milan Hänsel, Grafiker und zugleich Junglandwirt, hat die Texte und Bilder professionell auf die Tafeln gesetzt. Die Ausstellung entstand in über einem Jahr ehrenamtlicher Arbeit.

Alleinunterhalter für eine gelingende Energiewende

Er ist gut informiert und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: humorvoll, überzeugend und dem Leben zugewandt. Frank Farenski. Ohne ihn selbst wären seine Filme nicht halb so gut.                              Fotos: MilKa

Frank Farenski ist Journalist, Filmemacher und Entertainer für die gute Sache.

Was er an die Frau und den Mann bringen will, sind Klimaschutz und ein nachhaltiges Leben: energieautark und ernährungsbewusst; selbst bestimmt und selbst handelnd.

Gut 60 Zuhörer und Zuschauer waren in den Sendener Bürgersaal gekommen, um sich für ein unabhängigeres Leben motivieren zu lassen.

In seinem Film „Autark“ zeigt er viele gelingende Beispiele, nichts Neues für die, die seit Jahren an diesen Themen arbeiten, aber doch schön zu sehen, dass es inzwischen viele gibt, die ein anderes, ein vom Konsum und von den großen Konzernen etwas unabhängigeres Leben leben möchten, ohne auf die schönen Dinge des Lebens zu verzichten. Natürlich muss man einsparen, wenn man dreimal oder viermal mehr an Ressourcen verbraucht, als die Erde auf Dauer her gibt. Es kann nicht mehr lange gelingen, auf Kosten anderer Völker und der eigenen Kinder und Enkel zu leben. Was man machen kann und muss, zeigt Farenski in seinen vier Filmen „Leben mit der Energiewende“. Und was er besonders überzeugend zeigt und vorlebt, ist, dass dieses andere, nachhaltige Leben auch noch Freude, oder sogar mehr Freude bereitet, weil man das schlechte Gewissen überwindet und mit anderen zusammen neue Werte schafft oder alte Werte wiederentdeckt.

Rausgehen verboten, an der Tür sitzt Hund Bell und wartet auf sein Herrchen. Nur wenn er pullern muss, wird er ungeduldig. Der ständige Dialog mit seinem kleinen Hund bildet eine witzige Rahmenhandlung. Auch das schafft Aufmerksamkeit.

Begeistert bedankt sich auch Martin aus Otti, der nachhaltiges Leben schon lange in die Tat umzusetzen versucht. Als Gärtner im Ruhestand hat er spontan seine Hilfe für eine regenerative und partizipative Gartenanlage in Senden angesagt. Ob die Politiker in Senden dafür ein offenes Ohr haben werden, zeigt sich bei der Anhörung am Montag ab 18 Uhr im Rathaus.

Technisch total überholt ist der alte City-EL vom Cani. Aber einen besseren Hingucker für eine alternative Mobilität gibt es nicht. Draußen standen ein Opel Ampera von enomo/Rüschkamp und ein Opel Ampera-e. Die beiden Autos stehen für die beiden letzten Schritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Individualmobilität.

Unkrautregulieren mit E-Traktor und Jätroboter – alle reden vom Striegeln, aber bitte umweltfreundlich

Bisher kannte ich Striegeln nur von der Pferdepflege, doch wenn Landwirte über Beikrautverdrängung reden, dann geht es um Glyphosat oder Striegeln. Wir von der Agenda-Gruppe legen Wert auf eine möglichst umweltverträgliche Unkrautvernichtungsmethode. Da schaut man natürlich mal, was so geht.

Striegeln, aber möglichst Resssourcen-schonend!

 

Alternative Bio-Landwirtschaft – Glyphosat ade

Muttersau und Ferkelchen liegen auf Stroh im Freien, eine Heizung gibt es nicht, dafür jede Menge Schweinemaul-gerechte Wasserhähne. Und im inneren Bereich einen Futterbrei-Automaten.

„Wer einmal eine Horde Schweine live erlebt hat, weiß, wie agil diese Tiere sind. Bioland-Schweine haben deshalb immer genug Stroh zum Spielen und Wühlen im Stall. Dazu gibt es getrennte Liege- und Kotplätze und einen Auslauf – denn wann immer es geht, dürfen die Schweine ins Freie: Dort können sie schnuppern und spielen, Sonne tanken oder im Schlamm wühlen.“ So Bioland im Netz.

Eine Gruppe der Kreis-GRÜNEN und der Agenda21Senden besuchte am 6.8. den Biohof von Jan Spliethofe.

Jan begrüßt seine Gäste, erzählt von der Umstellung und beantwortet geduldig die Fragen der interessierten Zuhörer.

Direkt vor Ort in der sommerlichen Sonne zeigt Jan, wie seine Schweine leben.

Mit 75 Zuchtsauen, dem Mästen des Nachwuchses und der anschließenden Vermarktung des Biofleisches unter Einbeziehung der diversen Fördermöglichkeiten ernährt Jan seine 5-köpfige Familie. Auch die anfangs skeptischen Eltern leben auf dem Hof.  Sichtlich Freude an der Arbeit haben Vater und Sohn. Und ihr Auskommen. Millionäre wollen sie nicht werden. Einen Azubi  leisten sie sich auch noch, die Nachfrage nach einer ökologisierten Ausbildung ist groß. Die Landwirtschaftsschulen bieten dazu ganz wenig. Den frischen Wind der Jugend und ihre quirlige Kreativität weiß Jan zu schätzen. Mit Krankheiten oder gar Todesfällen seiner relativ frei lebenden Tiere hat er kaum Probleme. Auffallend wenige Fliegen gibt es auf dem Hof. Die konzentrieren sich auf dem riesigen Misthaufen, wo sich auch die Schwalben scharen. Der Mist und die vom Regen ablaufende Gülle kommen zu passender Zeit wieder auf den Acker.

Was macht ein Biobauer grundlegend anders? Er spritzt nicht, die Beikräuter bekommt er durch eine 10-fache Fruchtfolge und regelmäßiges Striegeln der Ackerfläche in den Griff. Die Schweineställe sehen ganz anders aus. Einen Kredit  von einer Dreiviertel Million für den Neubau zu bekommen, war unproblematisch. Eigene Ideen des praktisch veranlagten Jung-Landwirts konnten realisiert werden. Das Dieselproblem für das deutlich vermehrte Ackern eines Biobauern ist Jan bereit, durch einen elektrisch angetriebenen Traktor zu lösen. Strom von der eigenen PV-Anlage gibt es reichlich. Und Speicher für die Schnellladung in den Arbeitspausen werden immer preiswerter. Die Zusammenarbeit mit unserem Energie-Experten ist vorprogrammiert.

Für den Erfolg eines Biohofes ist das Käufer-Verhalten grundlegend. Aber da tut sich was. Großketten wie Edeka, aber auch die Discounter sind Abnehmer. Warum Edeka in Senden kein Biolandfleisch verkauft, wäre zu ergründen. Die Macht des Kunden sollte Abhilfe schaffen, da sind wir gefragt! Man kann bei Jan natürlich auch direkt einkaufen. Wie und wann das geht, steht im Internet.

Seit 1975 wurde unser Hof auf konventionelle Art mit Schweinehaltung und Ackerbau bewirtschaftet. Mit der Hofübernahme im Jahr 2013 entschieden wir, Jan und Simona Spliethofe, die Führung des in dritter Generation geführten Betriebs auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen.

Seit 2016 arbeiten wir nun mit unseren 75 Sauen und 69 ha Ackerland auf ökologische Art und Weise, nach den Richtlinien von Bioland. Unsere Familien und Freunde, viele Bekannte und Interessenten haben uns durch die Umbauphase und die Umstellung mit ihrer Hilfe, Unterstützung und positiven Feedbacks hindurch gestärkt und in unserem Handeln bestätigt. Auch unsere Tiere zeigen uns täglich durch ihr Wohlbefinden und ihre zufriedene Art die Bedeutsamkeit unserer Entscheidung.

Das tägliche Arbeiten mit unseren Tieren und der Natur hat nunmehr die Natürlichkeit und dessen Nachhaltigkeit auf unseren Hof geholt. Wir stehen am Anfang unseres Projektes und freuen uns sehr auf die kommenden Jahre mit dem natürlichen Genuss von unserem Bio-Schweinefleisch.

 

Mikrobiome in Agrarsystemen (als Voraussetzung für gesundes Leben im Boden und allen Organismen)

Mikroorganismen betreffen nicht nur die Gesundheit von Nutzpflanzen und Nutztieren. Sie sind darüber hinaus unverzichtbare Stoffumsetzer von Biomasse und durchziehen sämtliche agrarischen Bereiche vom Boden über Nutzpflanzen bis zum Verdauungstrakt der Nutztiere. Die Erforschung der Funktionalität mikrobieller Metagenome über unterschiedliche landwirtschaftliche Produktionssysteme und Skalenebenen hinweg birgt ein großes innovatives Potenzial.

Mikrobiome durchziehen sämtliche belebten agrarischen Domänen. Neben den Aspekten der Gesundheit von Boden, Pflanze und Tier sind sie am Auf- und Abbau von (Bio)Masse maßgeblich beteiligt. Landwirtschaft ohne Mikrobiome ist unvorstellbar.

Hintergrund:

Vor einigen Jahrzehnten hatte die Mikrobiologie in der Landwirtschaft allenfalls Bedeutung in Bezug auf die Diagnose von Tier- und Pflanzenkrankheiten. Heute wissen wir, dass die genetischen Ressourcen, die durch Mikroorganismen zur Verfügung gestellt werden, für die Produktivität der Landwirtschaft von fundamentaler Bedeutung sind. Dabei spielt das Mikrobiom sowohl als „Stoffumsetzer“ in Abbau und Aufbau von Biomasse eine entscheidende Rolle als auch als wichtiger Faktor im Bereich Gesundheit, Immunität und Resistenzen von Nutzpflanzen und Nutztieren gegenüber pathogenen Faktoren. Ohne die Einbindung des Mikrobioms ist eine nachhaltige Landwirtschaft schlichtweg nicht möglich. Moderne Managementstrategien müssen deshalb die Mikroflora agrarischer Systeme und ihre Leistungen als Kernelemente einer robusten und leistungsfähigen pflanzlichen und tierischen Erzeugung in ihre Konzepte mit einbinden. Dies gilt umso mehr, da durch den globalen Wandel (Klimaänderungen und intensivierte Landwirtschaft) nachhaltige Handlungsoptionen dringend erforderlich sind. Das Mikrobiom der Pflanzen wird heute schon als das „zweites Genom der Pflanzen“ bezeichnet. Mikroorganismen im Wurzelraum sind für die Nährstoffumsetzung und deren Transport in die Pflanze verantwortlich, und sind damit entscheidend für den Pflanzenertrag. Darüber hinaus schützen Bakterien und Pilze die Pflanzen durch „Biokontrolle“ direkt vor dem Befall durch phytopathogene Organismen oder induzieren eine Art „Immunantwort“ in der Pflanze, was die Pflanze widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger macht. Letztendlich tragen Mikroorganismen so zu einer verbesserten Resistenz von Pflanzen gegenüber biotischen und abiotischen Stressoren bei. Es ist nicht verwunderlich, dass im Bereich „Pflanzenzüchtung“ seit kurzem gezielt versucht, die Struktur und Funktion des pflanzenassoziierten Mikrobioms zu beeinflussen. Aber auch der Einsatz von mikrobiellen Inokula, welche das Pflanzenwachstum stimulieren können, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das Mikrobiom des Bodens trägt nicht nur zu einem nachhaltigen Pflanzenwachstum bei, sondern steuert auch andere wichtige Ökosystemdienstleistungen, wie die Kohlenstoffspeicherfunktion von Böden oder das Potential von Böden, Schadstoffe abzubauen oder festzulegen und damit das Grundwasser zu schützen. Daneben sind Bodenmikroorganismen und deren Aktivität aber auch wesentlich an der Bildung klimarelevanter Spurengase im Boden beteiligt. Auch die Bedeutung mikrobieller Polysaccharide für die Strukturbildung im Boden und damit für die Stabilität von Böden und die Resilienz gegenüber Erosion wird in letzter Zeit immer deutlicher. Daher beziehen viele Initiativen, die nachhaltige Bodennutzung vorantreiben und Bodenmanagementstrategien entwickeln wollen, wie z.B. das BonaRes Programm des BMBF (Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie), ausdrücklich die Steuerung der genetischen Ressourcen der Bodenmikroflora in Ihre Strategien mit ein. Das Mikrobiom von Nutztieren beeinflusst in erheblichem Maße die Tiergesundheit und damit auch Ertrag und Qualität von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch, Eier etc. Gerade im Hinblick auf die Diskussion um den Einsatz von Medikamenten in der Tierhaltung (z.B. Antibiotika) eröffnet sich mit der bislang noch kaum untersuchten Rolle des intestinalen Mikrobioms zum Schutz vor Infektionskrankheiten ein hochaktuelles Forschungsfeld. Von besonderer Bedeutung ist das Mikrobiom von Nutztieren allerdings auch als Stoffumsetzer im Verdauungstrakt. Praktisch alle landwirtschaftlichen Nutztiere nutzen die Fähigkeiten des intestinalen Mikrobioms zur Zerlegung unverdaulicher Komponenten des Futters in absorbierbare Nährstoffe. Erst mit Hilfe des ruminalen Mikrobioms sind beispielsweise Wiederkäuer in der Lage, in großem Umfang faserreiche Futtermittel zu verdauen und damit ohne Nahrungskonkurrenz zum Menschen pflanzliche Biomasse in hochwertige tierische Produkte zu transformieren. Die Wechselwirkungen zwischen Mikrobiom und Wirtstier beim kontrollierten Aufbau der Mikroflora des Pansens vom Neugeborenen bis zum voll funktionsfähigen Wiederkäuer und die regulativen Faktoren seiner erstaunlich stabilen Leistungsfähigkeit im Abbau pflanzlicher Biomasse sind bislang noch kaum verstanden. Diese Faktoren sind der Schlüssel für die Kontrolle der Emissionen klimarelevanter Gase (z.B. Methan) und der gezielte Steuerung der Transformationsleistung des ruminalen Mirkobioms z.B. durch mikrobielle Inokula. Aber auch in Randbereichen der landwirtschaftlichen Produktion, zum Beispiel der Herstellung von Honig oder in der Verarbeitung von Milch zu Käse spielen Mikrobiome für die Qualität der Produkte eine entscheidende Rolle, die bis dato kaum untersucht und verstanden ist. Darüber hinaus sind optimierte Leistungen der Mikroflora auch für Betreiber von Biogas von Interesse.

Wissenschaftliche Herausforderung:

Bisher wurden die oben genannten Themenbereiche eher isoliert betrachtet und auf das jeweilige mikrobielle Habitat bezogen. Dies hat zur Folge, dass allgemein gültige Prinzipien der mikrobiellen Ökologie bis dato unerkannt blieben und damit mögliche Synergien im Bereich Mikrobiomforschung und der Nutzung genetischer Potentiale von Mikroorganismen in den Agrarwissenschaften nicht optimal genutzt werden. Dies betrifft sowohl die Frage nach der Allgemeingültigkeit ökologischer Theorien wie den „Zusammenhang zwischen Diversität und Stabilität von Funktionen“ oder der „Bedeutung der Diversität für die Abwehr pathogener Mikroorganismen durch den Wirt“. Es gilt auch als wahrscheinlich, dass zum Beispiel Interaktionen zwischen Mikroorganismen und ihren jeweiligen Wirtszellen bei Tieren und Pflanzen nach vergleichbaren Mustern ablaufen könnten. Auch die Bildung funktioneller mikrobieller Netzwerke könnte wirtsunabhängig erfolgen. Darüber hinaus sind Mikrobiome keinesfalls isoliert zu betrachten. Gerade im landwirtschaftlichen Kontext kommt es zu einer ständigen Vermischung tierischer, pflanzlicher und bodenbürtiger Mikrobiome; zum Beispiel gelangen Teile des Pflanzenmikrobioms beim Fraß in den Körper von Wiederkäuern, umgekehrt werden durch die Exkremente Teile des Tiermikrobioms in den Boden eingetragen. Somit gilt es zu klären, inwieweit hier habitatübergreifende Managementstrategien notwendig und zu entwickeln sind

Arbeitsumfeld:

Durch die Expertisen in den Bereichen Pflanze (u.a. Pflanzenzüchtung, Phytopathologie), Boden (u.a. Bodenstruktur und –chemismus) und Tier (u.a. Tierernährung, Tierzucht) bietet das Hans Eisenmann-Zentrum der TU München am Standort Weihenstephan die weltweit einmalige Möglichkeit, die Rolle von Mikrobiomen in Bezug auf unterschiedliche Produktionssysteme (tierisch und pflanzlich) zu untersuchen und so die oben genannten Fragen zu beantworten. Durch die rasanten methodischen Entwicklungen gerade im Bereich der „omics“ Technologien bietet sich darüber hinaus die Möglichkeit, erstmals mikrobielle Gemeinschaften nicht nur zu beschreiben und Korrelationen zu abiotischen und biotischen Faktoren herzustellen, sondern Mechanismen zu verstehen, die für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion genutzt werden können. Durch die enge Vernetzung der agrarwissenschaftlichen Arbeitsrichtungen innerhalb des Hans Eisenmann-Zentrum ist eine Betrachtung auf verschiedenen Skalenebenen, „vom Reagenzglas bis auf das Versuchsfeld im Agrarökosystem“, möglich. Durch den engen Kontakt zwischen grundlegender anwendungsbezogener Forschung können mögliche neue Verfahren schnell in die Praxis überführt werden über Grundlagenfeldversuche (u.a. Ökologischer Landbau) hin zur betrieblichen Anwendung (u.a. Hochschule Weihenstephan Triesdorf, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft). Dabei können auch ökonomische Bewertungen erfolgen (u.a. Produktions- und Ressourcenökonomie landwirtschaftlicher Betriebe). Die enge Anbindung an den Campus in Straubing macht es zudem möglich, Fragen zur Rolle der Mikrobiologie bei einer optimierten Produktion und Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen aufzugreifen. Enge Kooperationen bestehen mit Arbeitsgruppen externer Institutionen wie z.B. der Abteilung für Umweltgenomik des Helmholtz Zentrums München. Darüber hinaus ist eine integrative Mikrobiomforschung am HEZ bestens in die bereits bestehenden Initiativen im Bereich Mikrobiologie am WZW eingebunden. Insbesondere zu den Lehrstühlen für Mikrobiologie, mikrobielle Ökologie und Biofunktionalität von Lebensmitteln würden sich starke Synergien ergeben.

Hans Eisenmann-Zentrum für Agrarwissenschaften der TU München
http://www.hez.wzw.tum.de/fileadmin/Kernthemen/HEZ_Mikrobiom_Version_B_Aug_13.pdf

Irrweg Pestizide – das Thema Glyphosat in Senden hat die Diskussion in Gang gesetzt

Der Umweltschützer Jürgen Kruse lehnt die geplante Veranstaltung ab und empfiehlt:
„Stattdessen sollten alle Interessierten diese drei Bücher lesen (Beschreibung unten!):
* „Unser täglich Gift. Die unterschätzte Gefahr“ von Prof. J. Zaller (Deuticke Verlag)
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/unser-taeglich-gift/978-3-552-06367-9/
* Andre‘ Leu: „Die Pestizidlüge. Wie die Industrie die Gesundheit unserer Kinder aufs Spiel setzt“ (oekom Verlag)
https://www.oekom.de/buecher/sachbuch/buch/die-pestizidluege.html
* Scheub/Schwarzer: „Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen“ (oekom Verlag)
www.humusrevolution.de

Wir sind der Meinung, dass die Ausstellung „Irrweg Pestizide“ angefordert und überall gezeigt werden sollte (siehe auch Anlagen)!
Als kleines Gegengewicht gegen die massive Propaganda der Chemie- und Agrarindustrie bzw. des
Bauernverbandes sollte für diese Ausstellung beim NABU-Landesverband Brandenburg rasch
Bedarf angemeldet werden!
https://brandenburg.nabu.de/wir-ueber-uns/infothek/23584.html
(Oder auch im Münsterland/NRW Vermittlung der Ausstellung über NABU-Kreis Borken: herbert-moritz@gmx.de
T: 02568-2817)
So präsentiert NABU-Kornwestheim die Ausstellung „Irrweg Pestizide“ !!!:
https://www.nabu-kornwestheim.de/projekte/ausstellung-irrweg-pestizide/

Gerade erschienen ist eine fundierte, vernichtende Kritik der Industriellen
Landwirtschaft. Die Analyse ist gut, bei den Handlungsempfehlungen fehlt
allerdings der ökologische Landbau. Der so genannte „Integrierte
Pflanzenschutz“ eröffnet in meinen Augen die Hintertür für die Agrarchemie.
Dass es Sonderfälle gibt, bei denen man Pestizide einsetzen können sollte,
will ich nicht abstreiten, aber dann unabhängig kontrolliert und
dokumentiert, wie ein Medikament….“
https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2018_Diskussionspapier_Pflanzenschutzmittel.pdf

Gerade zu Glyphosat gibt es eindeutige Beweise für die Schädlichkeit und die Ungeheuerlichkeit der Zumutung einer
weiteren Anwendung!:
http://www.dw.com/de/monsanto-bayer-pestizid/a-18846409?maca=de-Facebook-sharing
und:
https://www.youtube.com/watch?v=SehtEwuEovM&feature=youtu.be
Herbizide vernichten Pflanzen, die Nahrungsgrundlage für die vom Aussterben bedrohten Insekten (Wildbienen)!

Pestizid-Verwehungen gefährden mittlerweile überall unsere Gesundheit!:
http://www.uniklinikum-saarland.de/einrichtungen/fachrichtungen/zellbiologie/seminar_zellbiologie_20172018/herbizide_und_insektizide_als_humantoxine/warum_uns_das_thema_betrifft/
und:
http://taz.de/Pestizidverseuchung-auf-dem-Biohof/!5508661/
Wir sind selbst schon häufiger durch Verwehungen attackiert worden!
Dagegen müssen wir uns wehren!

Leider verstehen nur wenige intelligente Menschen, worum es geht ! Hier auch die Tabelle von dem französischen Toxikologen/Biologen Jean-Marc Bonmatin, einer der Gründer der Task Force System Pestizid (siehe Grafik unten)
http://www.tfsp.info/de/
zu der auch die 232 Wissenschaftler, unter Ihnen auch Prof. Dr. Dave Goulson gehören.
Diese Wissenschaftler kämpfen WELTWEIT gegen Pestizide, denn sie wissen wie gefährlich Pestizide für Menschen und Tiere sind.
Dr. Jean-Marc Bonmantin’s Aussage: die Ungefährlichkeit der angewendeten Pestizide liegt bei 0 !!! Sollte schon von intelligenten Menschen,
als Warnung aufgenommen werden! DDT damals wurde verboten, die NEONICOTINOIDE, die heute ausgebracht werden,
sind 5.000-10.000 mal giftiger als DDT damals !!!

Siehe auch die Anlagen!
Bitte diese Informatonen auch an alle anderen Mitglieder und über die homepage der Agenda weitergeben!

Freundliche Grüße
Jürgen Kruse
Niehuskamp 3
48739 Legden
T: 02566 – 9709087

25.6.2018
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Drei aktuelle Bücher zum Thema Pestizide:

Dazu passen diese aktuellen Bücher:  „Unser täglich Gift. Die unterschätzte Gefahr“ von Prof. J. Zaller (Deuticke Verlag)
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/unser-taeglich-gift/978-3-552-06367-9/

aus seinem Nachwort:
„Wenn Sie nach der Lektüre des Buches den Eindruck gewonnen haben, dass wir die Welt und uns selbst mit Tausenden, unzureichend geprüften, Pestiziden verseuchen und inzwischen jedes noch so abgelegene Fleckchen der Erde damit belastet ist, so entspricht dies der traurigen Realität. Manche Wissenschaftler sehen in der Belastung der Erde mit Pestiziden und anderen Chemikalien die größte Bedrohung der Menschheit, weil sie am meisten unterschätzt und am wenigsten untersucht  und verstanden ist. Erstmals in der Weltgeschichte  hat eine einzige Spezies, nämlich wir Menschen, es geschafft, den gesamten Planeten zu vergiften  (…)

(…) Empören sollten wir uns über den weiträumigen Pestizideinsatz, ohne dass der Nutzen wissenschaftlich erwiesen wäre. Es kann doch nicht sein, dass wir als Kollateralschaden hinnehmen, dass bereits Neugeborene mit Pestizidrückständen  im Blut auf die Welt kommen (…) Empören sollten wir uns auch über die Verflechtungen zwischen Agrochemikonzernen und Politik. Die Muster des Abwiegelns der Gefahren kennen wir von der Schädlichkeit des Tabakkonsums und von der Leugnung des menschlichen Beitrags zum Klimawandel. Die Industrievertreter werden immer versuchen, Skepsis und Zweifel zu streuen, und und behaupten, dass wir noch immer nicht genügend Beweise zur schädlichen Wirkung von Pestiziden hätten. Zu groß sind die Gewinnmargen (…)

(…) Es bringt uns nicht weiter, in apokalyptische Weltuntergangsstimmung zu verfallen. Wichtig ist es vielmehr, einen kritischen Blick auf die Entwicklung zu werfen, Missstände aufzuzeigen und die Politik zum Handeln zu zwingen. Ausreden, wonach die Sachlage noch nicht  abschließend geklärt ist, zählen nicht, da die Fakten bereits jetzt erdrückend sind  (…)
Auch meine Vorlesungen behandeln oft deprimierende Aspekte im Bereich der Umweltwissenschaften. Um meine Studenten nicht zu entmutigen, gebe ich ihnen am Ende des Semesters gerne eine Aussage der amerikanischen Psychologin Margaret Mead mit auf den Weg:

Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe von umsichtigen, engagierten Bürgern die Welt verändern kann: tatsächlich sind das die einzigen, die das schaffen.“

—————————————————————————————————————————————– oder:
Andre‘ Leu: „Die Pestizidlüge. Wie die Industrie die Gesundheit unserer Kinder aufs Spiel setzt“ (oekom Verlag)
https://www.oekom.de/buecher/sachbuch/buch/die-pestizidluege.html

»Wer dieses Buch gelesen hat, geht mit anderen Augen durch den Supermarkt.« Utopia, Sven Christian Schulz

»Alle in der Ernährungsmittelindustrie eingesetzten Pestizide sind eingehend getestet worden und bewiesenermaßen unschädlich.« »Die Menge an Pestiziden in unserem Essen ist so gering, dass sie überhaupt keinen Effekt haben.« »Der Einsatz von Pestiziden ist unvermeidbar, wenn wir die ganze Weltbevölkerung ernähren wollen.«

So oder so ähnlich argumentieren Agrarindustrie und Chemielobby seit Jahrzehnten. Geht es um Pestizide und andere synthetische Chemikalien werden Daten geschönt und Bedenken ignoriert. So orientieren sich etwa die Richtwerte, ab wann Pestizide schädlich (und damit verboten) sind, stets nach einem gesunden Erwachsenen. Dass ein Großteil der Bevölkerung, nämlich unsere Kinder, bei diesen Werten bereits massiv gefährdet sind, wird verschwiegen. Dabei bringen zahlreiche wissenschaftliche Studien den Einsatz von Pestiziden längst mit dem Anstieg von Krankheiten und Verhaltensstörungen in Verbindung. Ist das die Zukunft, die wir für unsere Kinder wollen? »Nein!«, sagt André Leu – und entlarvt nicht nur die Mythen um die sicheren Pestizide, sondern weist auch einen Weg in eine pestizidfreie Landwirtschaft. ….
——————————————————————————————————————————————oder:
Scheub/Schwarzer: „Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen“ (oekom Verlag)
www.humusrevolution.de
BACK TO THE ROOTS
Seit Erfindung der Landwirtschaft und Einführung der Agroindustrie haben Böden einen Großteil ihres Humus’ verloren. In Form von CO2 ist er nun da zu finden, wo er großen Schaden anrichtet: in der Atmosphäre. Für diese Herausforderung existiert eine Lösung: Mit »regenerativer Agrikultur« kann der Kohlenstoff dorthin zurückgebracht werden, wo er nutzt – und dringend gebraucht wird: in den Boden.

Endlose Monokulturen beherrschen heute die Weltäcker – zum Nachteil für Boden, Luft, Wasser, Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Agroindustrie verursacht auf direkte und indirekte Weise ungefähr die Hälfte aller Treibhausgase, ist also ein Großteil des Megaproblems Klimawandel. Sollten dadurch die Ernährungssysteme zusammenbrechen, blutige Kriege um die letzten Ressourcen geführt und weitere Flüchtlingswellen ausgelöst werden, würde es hochdramatisch. Doch so weit muss es nicht kommen. Der Klimawandel ist umkehrbar, die Ökosysteme heilbar – durch regenerative Agrikultur.

Wie sie funktioniert, zeigt das neue Buch »Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen« (ET 20.2.2017). Regenerative Agrikultur ermöglicht eine mehrfache Win-win-Situation: nicht nur, dass der Atmosphäre überschüssiges CO2 entzogen wird; die Wiederanreicherung unserer Böden mit Humus hat ihrerseits positive Auswirkungen – auf Ernährung, Artenvielfalt oder Wasserverfügbarkeit. Denn Humus ist ein wahrer Wunderstoff, der uns verloren zu gehen droht – aufgrund von Entwaldung, Landnutzungsänderungen oder einer weltweit galoppierenden Bodenerosion.

Regenerative Agrikultur ist eine ganzheitliche Praxis, die Böden aufbaut und die Regenerationskräfte der Natur unterstützt. In der Öffentlichkeit ist über ihr Potenzial bislang nur wenig bekannt; selbst im Pariser Klimaabkommen spielt sie keine Rolle. Dabei ist ihre Wirkung mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, viele ihrer Methoden – pflugloser Anbau, Gründüngung oder der Einsatz von Terra Preta – teils seit Jahrhunderten gängige Praxis unter Indigenen, Klein- und Biobauern oder »Permakulturisten«. Ihr Potenzial ist jedenfalls gewaltig, ist sich der international renommierte »Humuspapst« Rattan Lal sicher; v.a. natürlich auf den großen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber sie funktioniert auch im Kleinen: in individuellen und gemeinschaftlichen Gärten, in der Stadt und auf dem Land.

Ute Scheub und Stefan Schwarzer beschreiben in ihrem Buch die zahlreichen Vorteile und Möglichkeiten einer regenerativen Agrikultur; wie sie etabliert werden kann, welche Hindernisse es zu bewältigen gilt, wie und wo man politisch aktiv werden kann und welche Methoden im eigenen Umfeld angewendet werden können. Denn jede(r) Einzelne kann mithelfen, unsere planetarischen Öko- und Ernährungssysteme zu heilen und zu schützen.
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