WN: Pflanzaktion im Gemeindewald am Hiegenbusch Kita-Sprösslinge lassen es sprießen

Baumpflanzaktion Hiegenbusch mit Agenda, Kitas, Gemeinde, Förster. Foto: di, WN

Senden – Dem Bürgermeister brach vor lauter Eifer der Spaten ab: Nicht nur der Rathaus-Chef, sondern auch viele Kita-Kinder sowie Vertreter von Agenda-Gruppe und Sponsoren nahmen an der Pflanzaktion teil, die die Brachfläche an der L 844 wieder bestücken soll. Mit Baumarten, die dem Klimawandel besser trotzen. …

Eine rund einen Hektar große Brache im Bereich Hiegenbusch/Erlengrund/L 844 wird gerade aufgeforstet. Damit trägt die Initiative der Agenda 21-Gruppe Senden schnell Früchte.

Kompletter Bericht von Dietrich Harhues, Montag, 25.11.2019

Pflanzaktion am Hiegenbusch, L 844, SebastianTäger mit Förster Martin Klostermann-Schräder. Foto: di, WN

Baumpflanzaktion   Foto: di, WN

kleiner Münsterländer Fiete  Foto: di, WN

 

Szenische Lesung in Senden und Nottuln „Vorwärts in den Tod“

Die Friedenskirche ist hergerichtet, Gäste fehlen.

KRIEG? Ohne uns!  Militärstreik und Desertion im 1. Weltkrieg

Senden, Nottuln (WN) – „Von Mut und Tapferkeit und dergleichen sah ich überhaupt nichts.“ Es sind klare Worte, mit denen Landwirt Dominik Richert seine Erlebnisse im I. Weltkrieg beschreibt. Diese und weitere Berichte kamen nun in einer szenischen Lesung zu Gehör.

Von Ulla Wolanewitz, Dienstag, 26.11.2019

Die Rezitatoren Rudi Friedrich (l. Trompete) und Gitarrist Talib Richard.Die Rezitatoren Rudi Friedrich (l. Trompete) und Gitarrist Talib Richard.                        Foto: Ulla Wolanewitz

Eine szenische Lesung ist kein Konzert, kein Kabarett, eben „keine leichte Kost“, wie es Robert Hülsbusch von der Friedensinitiative (FI) Nottuln am Montagabend formulierte. Erst recht nicht, wenn der Titel „Krieg? Ohne uns!“ verrät, dass es sich dabei nicht um Unterhaltung zur Entspannung handelt, sondern die Auseinandersetzung mit einem brisanten Thema im Rahmen der „Novembertage“ gefragt ist.

Die Zahl der Gäste, die ins Forum gekommen waren, war mit etwa 30 Personen in Nottuln überschaubar, obwohl die Themen „Militärstreik und Desertion“ auch heute noch brandaktuell sind.  In die Sendener Friedenskirche kamen am Samstag nur sieben Leute aus den eigenen Reihen. 

Rudi Friedrich und Talib Richard gaben an diesem Abend vier Deserteuren, die in ihren Tagebuchaufzeichnungen den Wahnsinn und die Sinnlosigkeit von Krieg dokumentiert hatten, eine Stimme. Tatsächlich galt Kriegsdienstverweigerung 1914 noch als unbekannt. Zum Ende des I. Weltkrieges gab es jedoch massenhafte Desertionen und auch Militärstreiks gegen die Fortführung des Krieges.

Zum WN-Artikel

Rudi und Talib spielen für uns Agenda-Aktive.

Baumpflanzaktion Hiegenbusch – „Neue Bäume für Sendens Wald“

Es war wie ein Sternlauf von Kindern, Ziel: der Hiegenbusch, wo heute die erste von der Bürgerinitiative  initiierte Pflanzaktion stattfand. Kinder von drei nahe gelegenen Kindergärten hatten sich auf den Weg gemacht, um Bäume zu pflanzen.

Direkt aus dem Wald kamen die Kinder vom Erlengrund und wurden von den Kids von der Drachenwiese und von Pinocchio empfangen.

Sie bestaunten den Trecker, von dem aus die Profis die Eichen und Edelkastanien in den Boden setzten.

Nach dem langen Anmarsch gab es erst einmal einen warmen Kinderpunsch am Stand der Agenda-Gruppe. Und frisches Laugenkonfekt, das die Bäckerei Geiping gestiftet hatte. Kinder von der „Drachenwiese“ hatten sich schon durch Malen auf die Wald-Hilfe eingestimmt. Ihre Bäumchen zieren nun das Plakat und die Sammeldosen der Aktion.

Zwei mutige Mädchen überreichten dem Bürgermeister die erste Spende der Gruppe, einen symbolischen 1000-Euro-Schein, den er sichtlich erfreut entgegen nahm.  Dann ging es gemeinsam zum Pflanzen. Zusammen mit Bürgermeister Sebastian Täger und dem Sprecher der Agenda21Senden, Bernd Lieneweg, pflanzten sie acht Bäumchen von Hand. Das sei ganz schön schwer, stellten sie fest.      Sogar das Fernsehen war neben der lokalen Presse vor Ort, da heute der neue Waldschadensbericht vorgelegt wird. Heute Abend in der Lokalzeit geht Senden auf Sendung. Marc Pohling, der Initiator der bürgerlichen Gemeinschaftsaktion, pflanzte zusammen mit seinem Chef vom V8-Fitness-Studio, Udo Wegener, eine Eiche, wobei die Muskeltrainer ganz schön ins Schwitzen kamen. Denn der Boden war durchsetzt von den Wurzeln der abgestorbenen Bäume, die dem Sturm „Friederike“ zum Opfer gefallen waren. Stolz sei er, dass seine Idee so gut angekommen sei und dass sein Chef mit einer größeren Spende sofort spontan dabei gewesen sei, strahlte Marc in die Kamera.   Martin Klostermann-Schräder war heute sozusagen der Förster zum Anfassen, für die Kinder ein großes Erlebnis. Wirklich angefasst wurde natürlich nur des Försters Hund.Da stehen nun die acht Bäumchen, aber nur fast in Reih und Glied, wie der Bürgermeister bemerkte. Nun können die gut angegossenen Bäume zusammen mit den Kindern groß werden. Wenn der Klimawandel sie lässt. Die Förster hoffen es, aber sie wissen auch nicht, was kommt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die jungen Sendener*innen von Fridays for Future, denen wir die Schirmherrschaft über die Aktion angetragen haben, bedauern, nicht dabei gewesen zu sein, aber sie schreiben gerade Klausuren, und das Abitur kommt immer näher. Die Zukunft der jungen Menschen und der jungen Pflanzen ist eine gemeinsame. Wünschen wir ihnen das Beste!

 

 

 

 

 

 

700 Edelkastanien für den Hiegenbusch – am Montag geht´s los

Bäume in Not!

Eine Initiative von Sendener Bürgerinnen und Bürgern zur Rettung der Bäume

Der Fichtenwald auf drei Flächen am Venner Moor wurde  im letzten Sommer durch Hitze und Wassermangel fast baumfrei.  Die Fichten sollen einem Laub-Mischwald weichen.

Senden. Wer mit offenen Augen um Senden herum spazieren geht, sieht es: viele Bäume sind im heißen Sommer vertrocknet. Andere sind den Stürmen zum Opfer gefallen.

In den Laubwäldern sind es einzelne Bäume, auf Fichtenwaldflächen sind oft alle größeren Bäume abgestorben. Der Borkenkäfer und die Luftverschmutzung haben ihnen den Rest gegeben.

Aus der Sendener Geschäftswelt kam die Anfrage, ob man nicht durch Geldsammeln und Pflanzaktionen dem Sendener Wald helfen könne. So entstand die Bürgerinitiative „Neue Bäume für Sendens Wald“.

Anfragen bei der Gemeindeverwaltung und beim Regionalforstamt Münsterland stießen auf offene Ohren. So wurden ein Ortstermin im Venner Moor vereinbart und eine Informationsveranstaltung im Rathaus einberufen. Dort sprachen die Förster Daniel Hook und Martin Klostermann-Schräder sowie der Baumsachverständige der Gemeinde, Gebhard Spiekers. Sie waren sich einig, dass bei der Waldpflege der Klimawandel berücksichtigt werden muss und neue Bäume gepflanzt werden müssen. Im Gemeindewald Ist der Hiegenbusch stark betroffen, an etlichen Stellen müssen einzelne Bäume ersetzt werden, eine neue Wegbegleit-Allee könnte sinnvoll sein.

Am Venner Moor gibt es drei Flächen, die als Laubmischwald neu bepflanzt werden müssen. Eichen sollen gepflanzt werden, der Mischwald entsteht danach durch natürliche Sukzession.

VertreterInnen der Initiative treffen sich am Venner Moor mit den Förstern Simone Eckermann und Daniel Hook.

 Eine Fläche steht den Sendener Bürgern für die Bauminitiative zur Verfügung. Dort soll ein Schild aufgestellt werden, auf dem auch die Sponsoren genannt werden können. Die eigentliche Pflanzaktion, bei der alle helfen können, soll dann im Januar erfolgen.

In Kooperation mit dem Gewerbeverein und Jugendlichen der FFF-Gruppe wird beim Sendener Adventsmarkt Geld gesammelt, ebenso in manchen Geschäften. An Leute, die für 10 Fichten 25 Euro spenden, wird eine kleine Fichte abgegeben unter dem Motto „100 Fichten für 1000 Eichen“.

Kinder der Tageseinrichtung an der Drachenwiese haben Bilder für die Baumaktion gemalt, auch sie bekamen dafür einen Mini-Fichtenwald im Blumentopf.

Freiwillige der Agenda21Senden und von Fridays for Future Senden holen kleine Fichten für den Adventsmarkt.

Wer einen größeren Betrag gegen Spenden-Bescheinigung spenden möchte, kann das unter der Nummer des bei der Sparkasse dafür eingerichteten Sonderkontos tun an Kulturforum Arte e.V. DE71 40154530 0044499952, Verwendungszweck: Förderung von Kunst und Kultur, Sektion Nachhaltigkeit im Münsterland. Auch der Wald ist schließlich ein altes Kulturgut und bedarf der Förderung.

Kinder der Tageseinrichtung an der Drachenwiese haben Bilder für die Sammelaktion gemalt.

Bereits am kommenden Montag, den 25. 11.2019, macht jetzt die Gemeinde am Hiegenbusch ihre erste öffentliche Pflanzaktion. In Anwesenheit des Försters Martin Klostermann-Schräder und unseres Bürgermeisters Sebastian Täger sollen unter Beteiligung der Sendener Bürgerschaft 700 Edelkastanien gepflanzt werden. Kindergärten, Jugendliche, Pfadfinder, Vereine und Gruppen sind mit oder ohne Spaten eingeladen sich zu beteiligen. Die Agenda-Gruppe organisiert einen alkoholfreien Punsch und eine Kleinigkeit zu essen. Die Gäste können sich vor Ort über die Schäden und die geplanten Maßnahmen informieren lassen. Auch Spenden werden vor Ort gesammelt. Der Bürgermeister wird gegen 11 Uhr erwartet.

V.i.S.d.P. Initiative „Neue Bäume für Sendens Wald“, Bernd Lieneweg, Sprecher der Agenda21Senden

Übersichtsplan Wald Hiegenbusch

Die untere Fläche am Venner Moor wird im Januar in der zweiten öffentlichen Pflanzaktion bepflanzt.

Krieg ohne uns! Desertion und Militärstreik im I. Weltkrieg

Rudi und Talib

Senden. In einer etwa 75-minütigen Szenischen Lesung werden Rudi Friedrich von Connection e.V. und der Gitarrist Talib Richard Vogl denjenigen Raum geben, die sich mit ihrer Desertion oder auf andere Art und Weise gegen den I. Weltkrieg wandten. Mit Texten u.a. von Dominik Richert, Ernst Toller, Wilhelm Lehmann und Richard Stumpf, mit Gedichten, Liedern und Musik werden sie ihren Erlebnissen, Gedanken, Motiven und Konsequenzen nachgehen, auch mit Verweis auf die aktuelle Bedeutung.

Am I. Weltkrieg 1914 bis 1918 beteiligten sich 40 Staaten, 70 Millionen Soldaten standen unter Waffen. Insbesondere in Westeuropa, auf dem Gebiet Frankreich und Belgiens, entwickelte sich eine Material- und Menschenschlacht zwischen den Kriegsparteien. Für die Soldaten wurden die über Jahre hinweg industrialisiert geführten Gefechte in den Schützengräben zur alltäglichen Realität. Fast zehn Millionen Soldaten starben, die Anzahl der zivilen Opfer wird auf weitere sieben Millionen geschätzt

In Deutschland war 1914 die Kriegsdienstverweigerung so gut wie unbekannt. Trotz einer anfänglichen Kriegsbegeisterung entzogen sich aber zunehmend Rekruten und Soldaten der Beteiligung am I. Weltkrieg. In den Marinehäfen traten 1918 Soldaten in den Streik. Zwischen 750.000 und 1 Mio. entzogen sich auf unterschiedlichste Art dem Dienst oder verschwanden in der Etappe. Insbesondere im zaristischen Russland und in Deutschland desertierten 1917 und 1918 sehr viele Soldaten. Sie wendeten sich damit gegen die Weiterführung eines Krieges. Es handelte sich um einen verdeckten Militärstreik.

Daran anknüpfend gab es in der Weimarer Republik intensive Diskussionen über Strategien der Kriegsdienstverweigerung und andere Möglichkeiten des Widerstandes gegen Krieg. Die War Resisters‘ International wurde aufgrund der Erfahrungen von Kriegsdienstverweigerern nach dem I. Weltkrieg 1921 gegründet. In einigen nachfolgenden und auch in aktuellen Kriegen hatte und hat die Verweigerung der Kriegsbeteiligung große Bedeutung. Die Erfahrungen des I. Weltkrieges zeigten, dass Kriegsdienstverweigerer und Deserteure Unterstützung und Schutz vor dem Zugriff der kriegsführenden Parteien brauchen. Das gilt bis heute.

Rudi Friedrich (Trompete, Lautpoesie, Lesung) und Talib Richard Vogl (Gitarre, Lautpoesie, Lesung) bieten mit einer tiefsinnig und kurzweilig gestalteten Szenischen Lesung einen aufschlussreichen Einblick in die damalige Zeit. Nach der Szenischen Lesung wird es die Möglichkeit für ein Gespräch geben. Die Agenda21Senden und der Sendener Friedenskreis laden in die Friedenskirche, Steverstraße 3, ein, wo die Veranstaltung am Samstag, den 23. November, um 19.30 Uhr beginnt. Eintritt 5 €.

www.Connection-eV.org – http://talibrichardvogl.de

Was kostet der Klimawandel?

J.F. Gogoll, auch im Ruhestand kein bisschen leise.

In der Reihe Wirtschaft mit Kultur spricht der Nottulner Ökonom Joachim F. Gogoll zum Thema: “Was kostet heute schon der Klimawandel?”
Wie werden sich die Kosten zukünftig entwickeln, wenn die wissenschaftlich Prognose Wirklichkeit wird und aus der Klimakrise ein gesellschaftlicher und ökonomische Notstand wird? Bleiben die Kosten der Anpassung an das veränderte Klima und die Reparatur der entstehenden Unwetterschäden bezahlbar? Auf der Suche nach Antworten diskutiert Gogoll anschließend mit den Teilnehmern. Der Vortrag findet am Mittwoch, den 20.11.2019 in den Räumen der KuKiS am Grünen Grund 5 ab 19.30 Uhr statt.

Protokoll der Sitzung vom 13. November 2019

     Kurz-Protokoll der Sitzung vom 13. November

  • Mitfahrerbänke: Petra stellt das Konzept der Agenda-Gruppe für die Umweltausschuss-Sitzung noch einmal dar.
  • Baum-Aktion: Der infostand auf dem Adventsmarkt wird unterstützt von FFF. Flyer, Plakate, Sammeldosen und Zertifikate sollen zeitnah fertig gestellt werden und vor dem 6. Dezember verteilt sein. Die erste Pflanzaktion soll  Event-Charakter bekommen. Beim Pflanzen darf geholfen werden. Es soll Würstchen und Getränke für die Unterstützer geben. Die drei Kindergärten Drachenwiese, Erlengrund und Pinocchio sollen eingeladen werden.
  • Leihrad: Das Maifest soll ein Radfest werden, am Sonntag mit einer Sternfahrt nach Senden. Das Fehlerfahrrad soll wieder reaktiviert werden. Man kann das Leihrad bekannt machen. Die Slambiker sollen Günther Melchers empfohlen werden.
  • Die szenische Lesung zu Militärstreik und Desertion soll mit den üblichen Medien beworben werden. Sie findet ab 19.30 Uhr in der Friedenskirche statt. Zwei Stunden vorher muss aufgebaut werden.
  • Der Engelhardt-Vortrag zur Klimakatastrophe soll im nächsten Frühjahr in Senden zusammen mit FFF und Schulen organisiert werden. Joachim macht das in Nottuln.
  • Der Vortrag über Bienen und Naturschutz soll im März veranstaltet werden. Freifrau Droste zu Senden soll Anfang des Jahres eingeladen werden, um zu eruieren, ob und wie sie über das Thema referieren könnte, ggf. mit einem Korreferenten zusammen.
  • Das nächste Thema am 11.12. „Auf dem Weg in eine nachhaltige Landwirtschaft“ soll Landwirten die Gelegenheit geben, ihre Ideen dazu kurz vorzustellen. Angeboten hat Herr Lintel-Höping, über seine Wirtschaftsweise mit schonender Bodenbearbeitung und weniger Glyphosat zu berichten. Herr Große-Scharmann hatte sich bereit erklärt, über Kunstdünger-Herstellung mit grünem Wasserstoff zu sprechen. Es soll auf die Präambel der Agenda21 hingewiesen werden (Als Lokale Agenda 21 wird ein Handlungsprogramm bezeichnet, das eine Gemeinde oder Region in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln soll. https://agenda21senden.de/einfuehrung/ ). Beschimpfungen und Beschuldigungen werden von keiner Seite zugelassen, es geht um sachlichen Gedankenaustausch. Als Einleitung soll ein kurzes Video mit Mojib Latif gezeigt werden: „Wie man den Klimawandel leicht versteht.“ https://iversity.org/en/courses/wie-man-den-klimawandel-leicht-versteht . Nach einem weiteren Abend mit Biobauern (Bettina spricht eine externe Gruppe an, die sich darauf vorbereitet hat, die Öffentlichkeit zu informieren) sollen die Sendener Bürgerinnen und Bürger in einer größer angelegten Veranstaltung 2020 über beide auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Zukunfts-Modelle informiert werden.
  • Spätestens um 20 Uhr soll der Abend mit einem Adventsessen beim Italiener nebenan ausklingen.

gez. LieBer

Prof. Bontrup fordert grundlegende Veränderungen in der Volkswirtschaft

Harte Worte für die völlig aus dem Ruder gelaufene Volkswirtschaft fand Prof. Heinz J. Bontruup in Senden.

Laut kann er werden, der Professor. Er beklagt die Uninformiertheit und die mangelnde Einmischung des Volkes, das sich gegen die politisch gewollte Umverteilung nicht zur Wehr setzt. „Wo ist die Gewaltenteilung?“

Der Moderator J.F. Gogoll schreibt dazu:

Auf Einladung der Gruppen Agenda21Senden und Attac-COE hielt am 7.11. Professor Dr. Heinz J. Bontrup in Senden einen Vortrag unter dem Titel „Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander – Ursachen und Auswege daraus.“

Vor 60 Zuhörern im Gasthof Niemeyer`s hörte das Publikum Worte, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen.

Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Ökonomie bis hin zu Adam Smith (18. Jahrhundert) informierte das Auditorium über einige wesentliche Erkenntnisse des Begründers der Ökonomie, was das Wesen des Kapitalismus ausmacht. Smith hatte schon damals klargestellt, dass die kapitalistische Wirtschaftsform effizient arbeite, was aber keineswegs bedeute, dass sie sozial sei oder gar für die gerechte Verteilung von Vermögen sorge.

Mehrwert werde durch Produktion und Dienstleistung geschaffen. Dieses Prinzip gilt auch heute in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft.

Doch daraus ergebe sich nicht automatisch, so Professor Bontrup, dass auch die Mehrheit derjenigen, die durch ihre Arbeit diesen Mehrwert miterschaffen, davon ausreichend profitiere.

Natürlich könne er, Professor Bontrup, die UnternehmerInnen und Unternehmen verstehen, dass sie ihr eingesetztes Kapital so profitabel wie möglich einsetzen wollen und auch einsetzen. Das allerdings habe auch schon vor der Digitalisierung dazu geführt, dass Lohneinkommen auf verschiedene Art und Weise zum Vorteil der Arbeitgeber niedrig gehalten worden seien und werden. Verknappung von Arbeit durch Maschinen in den vergangenen letzten einhundert Jahren führte zu einer steigenden Zahl derjenigen, die nichts als ihre Arbeitskraft auf dem Markt anzubieten hätten und haben. Daraus folgte logischerweise, dass dieses Überangebot zu immer geringeren Löhnen führte und führt. Heute nenne man Millionen dieser Arbeitsverhältnisse „prekär“. Also wenig Einkommen bis teilweise unter die Armutsgrenze. Was hätten da die Unternehmen gejammert, als die Mindestlöhne auch in Deutschland eingeführt wurden. Der Untergang unserer Wirtschaft sei deswegen als Menetekel an die Unternehmenswände geschrieben worden. Alles das war, wie damals schon zu erwarten war, nur Propaganda gegen die Mindestlöhne. Dass man allerdings diese Löhne so niedrig hielt, unter 9,- Euro zu Beginn, habe aber geringen Einfluss auf die steigende Armut breiter Bevölkerungsschichten gehabt.

Professor Dr. Bontrups Vorschläge für ein wirksames Bekämpfen der Armut und für ein gerechteres Verteilungssystem waren unter Anderem das schnellstmögliche Bekämpfen von Lobbyisten nicht nur in Berlin, sondern auch in Europa, um diesen schädlichen Einfluss auf die Regierungsarbeit zu beseitigen.

Ein weiterer Punkt mehr Verteilungsgerechtigkeit herzustellen, sei die Stärkung von Gewerkschaften als einzige natürliche Interessenvertreter der Arbeitnehmer. Professor Bontrup schlug eine Verpflichtung der Arbeitnehmer zum Eintritt in eine Gewerkschaft vor. Als Unterstützung für seine Forderung nannte er auf der anderen Seite die heute schon vorhandene Tatsache, dass die Arbeitgeber Pflichtmitglieder in den jeweiligen Industrie- und Handelskammern sein müssen. Wirksam sei es auch, wenn Bürger ihren jeweiligen Parlamentsvertretern häufiger Besuche abstatten würden, wenn sie mit deren politischen Zielen und Absichten nicht einverstanden wären. Auch würde es bei politischen Entscheidungen zu Änderungen führen, wenn Wähler nicht immer die gleichen Parteien wählen würden, die im Bereich von Vermögensumverteilungen nichts ändern wollen, sondern gezielt anders wählen würden. Auch wenn einige der Vorschläge heute noch an Utopien erinnerten, seien auf diesen Wegen herbeigeführte Änderungen möglich. Nötig seien sie allemal. Nach dem Ende des Vortrages gab es noch intensive Diskussionen und Fragen zu dem Thema. Bis zum Ende der Veranstaltung konnte man das lebhafte Interesse der Zuhörer sehen und hören. Moderator Joachim F. Gogoll konnte am Ende Professor Bontrups Zusage zu einem weiteren Vortrag im Frühjahr 2020 gewinnen.

Hier noch ein paar genannte Fakten:

  • 16% der Bevölkerung leiden unter Armut
  • Jedes 5. Kind in Deutschland ist arm
  • Jeder 4. verdient unter 10,80 € pro Stunde
  • Die Durchschnittsrente beträgt etwa 800 €
  • Acht Menschen gehört die Hälfte der Welt
  • Die reale Arbeitslosenquote liegt bei 13 bis 14%, die veröffentlichten Werte sind schön gerechnet
  • Bereits 1968  besitzen 4% der Menschen 87%  von Deutschland
  • Nach Alfred Rappaport ist im Shareholder Value (Aktionärs-Wert) der Lohn nur eine Restgröße
  • Hans Tietmeyer stellte bereits 1996 fest, dass die Finanzmärkte die Macht haben mit einer sechs- bis siebenfachen Überschuss-Liquidität
  • Während 1993 die Lohnquote noch  bei 72,4% lag (der Rest ist der Mehrwert),  wurden den Beschäftigten bis 2018 1,8 Billionen € weggenommen.
  • Die Arbeitnehmer haben sich entmachten lassen, indem die Gewerkschaften schwach geworden sind. Starke Gewerkschaften sind aber nötig, da sonst kein Gleichgewicht zwischen Unternehmern und Lohnabhängigen besteht. Bei 40 Mio. Lohnabhängigen gibt es nur noch 6 Mio Gewerkschaftsmitglieder, die Gewaltenteilung ging verloren. Die Nichtmitglieder sind Schmarotzer, eine Pflichtmitgliedschaft würde für mehr Gerechtigkeit sorgen, die primäre Verteilung der Wertschöpfung gehört in einen Tarifvertrag.
  • In der Steuerpolitik müssten regulierende Staatsausgaben durch Steuereinnahmen gedeckt sein. Stattdessen gibt es weltweites Steuerdumping, öffentliches Gut wurde zerstört.
  • Der Grenzsteuersatz in der Einkommenssteuer liegt mit 42% viel zu niedrig. Vermögenssteuer,  Erbschaftssteuer und Körperschaftssteuer müssen die Einnahmen erhöhen. Die schmutzigste Steuer ist die Mehrwertssteuer, da sie – immer gleich – beim kleinen Mann  viel stärker ins Gewicht fällt
  • Betriebe mit weniger als 50 Mio. Jahresumsatz haben eine Profitrate von 40 / 35%, große Konzerne dagegen verblüffenderweise nur 16,7 / 13,9%. Kleinbetriebe arbeiten dagegen nur mit geringem Profit
  • Das Primat der Politik ist verloren gegangen. 1400 Lobbyisten haben freien Zugang zum Bundestag. Jeder Politiker sollte offenlegen, ob und warum er dafür gestimmt hat. Diese Politiker sollten abgewählt werden. Ursachen der Armut können in der Demokratie nur bekämpft werden, wenn sich der Wähler schlau macht und sich einmischt.

Joachim F. Gogoll, der den Abend moderiert hatte, bedankte sich bei Prof. Bontrup mit einem Präsent. Der hatte an seinem zahlreichen Publikum, das ihm offenbar konzentriert zuhörte, obwohl er es manchmal hart beschimpfte, Gefallen gefunden. Spontan verzichtete er auf sein Honorar und versprach, im nächsten Jahr wieder zu kommen. „Hier muss man ja noch ganz dicke Bretter bohren“, war sein Kommentar im schwarzen Münsterland. Und das macht er offenbar gerne. Dass eine andere Welt nötig ist, wird in Diskussionen zunehmend deutlich. Eine Demokratie, die für ihre vielfältigen Probleme keine Lösungen mehr findet, muss dringend reformiert werden.

Agenda-Sitzung am 13. November 2019 (geänderte Tagesordnung)

   Geänderte Einladung zum 13. November 2019

Achtung Änderung!!! Die Einladung zum Treffen mit Sendener Landwirten hatten wir laut Protokoll zum 11.12. ausgesprochen.
Die nächste reguläre Sitzung der Agenda21Senden findet am Mittwoch, den 13. November 2019, ab 18.30 Uhr im Besprechungszimmer oben im Treffpunkt statt. Dringend muss einiges Organisatorische besprochen werden:

* die Baumaktion (Flyer, Plakate, Sammelboxen, Zertifikate etc., Pflanz-Einsatz im Hiegenbusch, Beteiligung des Kindergartens, Organisation Advents-Markt)

* den Engelhardt-Vortrag, Thema: Vom Klimawandel in die Klimakatastrophe

* die Mobilmachung für den musik.-lit. Abend am 23. Nov., Thema: Krieg? Ohne uns! Militärstreik und Desertion

* die Aktion Sendener Leihrad

* die Aktion Mitfahrerbänke konkret

* Vortrag über Bienen und Naturschutz

* Adventsessen

* Verschiedenes, Besucher-Anliegen

 

Übrigens gibt es agenda21senden jetzt auch auf Facebook.

Und dann am 11.12. das Thema Landwirtschaft

Wie schon lange angekündigt ist das Treffen im Dezember dem Dialog mit den Sendener Landwirten gewidmet. Nach den Waldexperten sollen dann die Landwirte gehört werden, die sich um die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft Sorgen machen. Es soll um Ideen gehen, wie die Landwirtschaft nachhaltiger werden kann. Wie lassen sich CO2-, Methan- und Ammoniak-Emissionen minimieren im konventionellen und im Öko-Landbau? Welche gesetzlichen Vorgaben sind nötig, damit die Bauern ihre Zukunft verlässlich planen und von ihrer Arbeit gut leben können? Die Verantwortung der Erzeuger für eine gesunde Ernährung, für saubere Luft und sauberes Wasser soll dabei im Vordergrund stehen. Wie kann die Landwirtschaft zum dringend nötigen Klimaschutz beitragen, ist eine der wichtigen Fragen, die erörtert werden sollen. Farmers for Future, zukunftsfähige Landwirtschaft, wer fühlt sich angesprochen? Darüber hinaus sind noch einige organisatorische Fragen zu klären zu den laufenden Projekten und zu den geplanten öffentlichen Veranstaltungen.