Am Antikriegstag zum IPPNW-Friedensfest zur DGB-Kundgebung nach Münster

Kurzbericht der Dülmener Friedensfreunde:

WN am 3.9.2019

Start in Dülmen am Löwen.

11 Dülmener Radfahrer waren beim Start zur Sternfahrt zum Friedensfest der Regionalgruppe der Ärzte zur Verhinderung eines Atomkrieges (IPPNW) in Münster am 1. September um 11.30 am Dülmener Löwendenkmal angetreten. Die Fahrräder wurden mit Friedensfahnen und Symbolen geschmückt, bevor es bei kühlem Wetter an den Tower Barracks Dülmen vorbei nach Nottuln ging. Dort wurde die Gruppe von weiteren 20 Friedensradlern und dem stellvertretenden Bürgermeister begrüßt, der an die Bedeutung dieses Tages für die aktuelle Politik erinnerte und der Gruppe eine gute Fahrt wünschte. Am Stift Tilbeck wuchs die Gruppe bei einer Rast und einer kurzen Gedenkkundgebung für die dortigen Opfer der Euthanasie um weitere Teilnehmer aus Senden, Havixbeck und Billerbeck.

Nach 45 km und insgesamt vier Stunden wurden die Friedensradler auf dem Festgelände an der Kanalstraße herzlich begrüßt. Eine kleine Radlergruppe aus Enschede und Gronau traf schon früher beim Friedensfest in Münster ein, ebenso 20 Friedenspilger, die zu Fuß in drei Tagen die 75 km lange Strecke auf dem Weg des Westfälischen Friedens von Osnabrück nach Münster zurückgelegt hatte. Nach der gemeinsamen Feier gingen alle Aktivisten zur Kundgebung des DGB Münster zum nahegelegenen Zwinger. Dort konnten wir Kontakt zum Chor „Die Untertanen“ kriegen, mit denen wir im kommenden Jahr einen Auftritt planen.
gez. Michael Stiels-Glenn

Bericht der Friedensfreunde aus Enschede:

IMPRESSIE VREDESFIETS- EN -TREINTOCHT NAAR ANTI-KRIEGSTAG MÜNSTER

 

Am Antikriegstag Fahrrad-Sternfahrt nach Münster

Friedensbewegte Menschen aus Senden machen sich um 13.30 Uhr über Bösensell auf den Weg nach Tilbeck, um sich um 14.30 Uhr mit anderen Friedensgruppen aus dem Kreis Coesfeld zu treffen. 15 Uhr geht es dann gemeinsam weiter nach Münster.

Organisation:

Friedens Freunde Dülmen e.V.

Am Antikriegstag auf Fahrrädern nach Münster

In Münster findet am 1. September um 17 Uhr seit vielen Jahren eine Antikriegskundgebung des DGB Münster statt. In diesem Jahr richten die Ärzte zur Verhinderung eines Atomkriegs (IPPNW) zusätzlich ab 13 Uhr ein Friedensfest an der Promenade/Ecke Kanalstraße aus.

Programm

Wie Geld die Welt regiert, machte Joachim F. Gogoll am Beispiel von Black Rock klar

Ohne jegliche Kontrolle mischt Black Rock kräftig in allen maßgeblichen Konzernen mit, der ungezügelte Kapitalismus hat die Fäden in der Hand und lässt die Puppen (Politiker) tanzen, wie es ihm gefällt. Der Staat sollte sich wehren und  für das Gemeinwohl entscheidende Aufgaben selbst wieder in die Hand nehmen. Dazu gehört der Wohnungsbau, der öffentliche Verkehr und das Gesundheitswesen. Außerdem der Schutz der Arbeitnehmer vor Ausbeutung und ein Mindestlohn, der nicht in Altersarmut endet. Und an erster Stelle natürlich der erdweite Klimaschutz!

    Bevor hier die Zusammenfassung von Joachim erscheint, wird empfohlen, sich hier zur Nachbereitung zu informieren („Aufschlauen statt Draufhauen!“)

Hugo Harryberg wer sich etwas „vorbereiten“ möchte, findet hier einen interessanten Vortrag https://www.nachdenkseiten.de/?p=41159
Vortragsfolien: BlackRock und Co. – Wie sich das Finanzkapital die Welt zu eigen macht
NACHDENKSEITEN.DE
Vortragsfolien: BlackRock und Co. – Wie sich das Finanzkapital die Welt zu…

Umweltschutzhefte für Sendener Mädchen und Jungen in der ersten Klasse

      Der weltweite Waldverlust schreitet ungebremst voran. ForstexpertInnen erklärten im FAO Waldbericht, dass die Entwaldung von 13 Millionen Hektar pro Jahr nach wie vor inakzeptabel hoch sei. Dazu kommen die aktuellen Waldbrände und der Baumverlust durch Luftverschmutzung, Dürre und Borkenkäfer. All dies treibt den Klimawandel weiter voran. “18 bis 25 % der weltweiten CO2-Emissionen werden durch die Waldvernichtung und deren Folgen verursacht. Der globale Papierkonsum spielt dabei eine Hauptrolle.” (papierwende.de)

“Die Herstellung von Papier belastet die Umwelt stark. Sie benötigt viel Holz, Energie und Wasser und kann zur Einleitung gefährlicher Chemikalien in Gewässer führen. Durch den Einsatz von Altpapier und beste verfügbare Techniken bei der Produktion von neuem Papier können diese Umweltbelastungen stark reduziert werden.

Für fast jeden Papierbedarf gibt es ein passendes Recyclingpapier. Ob für Drucker oder Kopierer, für Klopapier oder Küchenrolle, ob weiß oder bunt: Recyclingpapier kann fast überall bedenkenlos eingesetzt werden. Der Blaue Engel garantiert dabei, dass die Papierfasern zu 100 Prozent aus Altpapier gewonnen werden. Andere Produktkennzeichnungen wie FSC- oder PEFC-Label oder die Bezeichnung „Chlorfrei gebleicht“ sind bei Papierprodukten aus Umweltsicht weniger hilfreich).” (umweltbundesamt.de)

Die Gruppe Agenda21Senden tut nun aus aktuellem Anlass einen kleinen Schritt gegen die Waldzerstörung durch Papier, um das Bewusstsein auf diese gute Alternative zu lenken Von der Agenda-Gruppe bekommt in diesen Tagen jeder Erstklässler in den beiden Sendener Grundschulen ein Umweltschutz-Heft mit dem blauen Engel geschenkt. Die Eltern sollten in Zukunft beim Einkauf neuer Hefte auf diesen blauen Engel achten. Der Sendener Handel und der Weltladen im Pfarrheim halten solche Hefte auf Lager oder können sie kurzfristig besorgen. Unsere Bäume werden so wirkungsvoll geschont.

Wirtschaftsseminar „BLACK ROCK“ am 28. August im Rathaus

Senden. Der Frage, wie Geld weltweit Einfluss auf die Politik von Staaten ausübt, geht der Wirtschaftswissenschaftler Joachim F. Gogoll am kommenden Mittwoch, den 28. August, ab 19.30 Uhr nach. Das kleine Sendener Wirtschaftsseminar, das diesmal unter dem Thema „BLACK ROCK“ vorbereitet wurde und ausnahmsweise im Rathaus stattfinden wird, bietet nach dem Referat auch die Möglichkeit zum Nachfragen und Diskutieren. Die Reihe zur alternativen Wirtschaftspolitik  für ökonomische Laien wird fortgesetzt, Voraussetzungen sind nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.

Klimaschutzwoche 2019 – Senden ist dabei

Das Programm steht

Die Erde schützen und die Schöpfung bewahren. Foto: Gem. Senden

Die Vorbereitungen für die zweite kreisweite Klimaschutzwoche vom 12. bis 22. September 2019 laufen schon seit Monaten im Hintergrund  – in den letzten Wochen nun wurden die Angebote und Veranstaltungen festgezurrt. Für Senden hat die Klimaschutzmanagerin Petra Volmerg gemeinsam mit Referenten, Institutionen, Kollegen und durch Unterstützung örtlicher Geschäftsleute ein thematisch breit aufgestelltes Programm zusammengestellt.

Mit der Klimaschutzwoche sollen Denkanstöße zum eigenen Bewusstseinswandel gegeben, neue Handlungsansätze aufgezeigt und auf die Herausforderungen aufmerksam gemacht werden, die mit dem Klimaschutz einhergehen.

Wie viefältig das Thema Klimaschutz ist und wie es mit Umwelt, Energie und Anpassung an den Klimawandel zusammenhängt, wird durch die Bandbreite der organisierten Veranstaltungen und Aktionen deutlich. Mehr dazu und das ausführliche Programm für Senden finden Sie unter Aktuelles und Termine beim Klimaschutz. gez. Petra Volmerg, Klimaschutzmanagerin

Protokoll der Sitzung am 14. August 2019

Protokoll der Agenda-Sitzung  am 14.08.19

1. Klimaschutzwoche

– Petra stellt uns das aktualisierte Programm zur Klimaschutzwoche vor. Die Agenda beschließt eine Fahrgemeinschaft zu einer der Friday-for-Future-Demos am 20. September 2019 in Münster oder Dülmen. Es kommt die Frage auf, wie es um die FFF-Bewegung unter Sendener Schülern steht.

2. Leihräder

– Derzeit werden die Räder demontiert und gereinigt, um anschließend in den Sendener Farben (blau auf weißem Grund) gespritzt zu werden. Benötigte Farbe bekommen wir über Brillux; Sven kümmert sich darum.
– Die Räder sollen eindeutig gekennzeichnet werden, z.B. mit der Aufschrift „Sendener Pfandrad“; außerdem soll auf die „Nutzung auf eigene Gefahr“ hingewiesen werden.
– Woher bekommen wir die Bleche für die Beschriftung (Dachdecker, Metallbauer,…)?
– Sven fragt noch einmal konkret beim Netzwerk Senden nach potentiellen Sponsoren.

3. Mitfahrerbänke

– Bernd hat unsere Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschusses an Rolf Wiederkehr geschickt mit Bitte um nochmalige Prüfung.

4. Veranstaltung 03. Oktober

– Sven weist auf eine geplante Veranstaltung des Netzwerkes Senden zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls hin (öffentliches Frühstück am 03.10.19) und regt die Beteiligung der Agenda an. Dafür holt er noch genauere Informationen zu Beginn und Ablauf ein.

5. Wald

– Die Agenda hat eine Stellungnahme zum derzeitigen Zustand unserer Wälder und Baumbestände entworfen. Diese soll noch um die Problematik der Eichenprozessionsspinner und anderer Schädlinge sowie um das Thema Entwässerungsgräben ergänzt und dann in der Presse veröffentlicht werden.
– Außerdem wollen wir zu dem Thema Herrn Oberhaus als zuständigen Sachbearbeiter in der Gemeinde sowie die beiden Sendener Förster zu unserer Sitzung im Oktober einladen.

6. Umweltaspekte bei öffentlichen Veranstaltungen

– Um uns über die Vorgaben der Gemeinde bezüglich Umweltaspekte bei öffentlichen Veranstaltungen zu informieren, laden wir Herrn Melchers zu unserer Sitzung im September ein.

7. Steckersolaranlagen

– Wir wollen einen Vortrag zu den Steckersolaranlagen (auch als Mini- oder Balkonsolaranlagen bekannt) organisieren und zum nächsten Maifest einen Vertriebspartner einladen.



Neue Termine:

Agenda gesamt:            11.09.19 um 18.30 Uhr im Rathaus-Nebengebäude
Wirtschaft mit Kultur 28.08.19 um 19.30 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Rathauses Senden

Stellungnahme der Agenda21Senden zum Klimawandel und zum Waldsterben in Senden


Wir alle und die Politik müssen endlich handeln!

Auch hier in Senden sterben gerade Hunderte von Bäumen in den verschiedenen Forsten. Nicht nur die Fichten. Die am stärksten betroffenen sterben ab, u.a. auch Birken und Lärchen. Darüber hinaus haben viele Eichen, Buchen und Eschen erhebliche Blattverluste.

Hauptursache dieser Waldschäden ist die Trockenheit der letzten 2 Jahre durch den Klimawandel und die Überdüngung der Waldböden durch Stickstoff aus der Massentierhaltung. Ammoniakemissionen aus den Ställen, Gülle und Kunstdünger führen seit Jahren zur Überdüngung der Waldböden, schädigen damit das gesamte Bodenleben und besonders das Wachstum der Feinwurzeln der Bäume. Die werden dann schwächer und auch anfälliger für alle Art von Schädlingen. Der Eichen-Prozessionsspinner schädigt nicht nur die Eichen, sondern belastet auch die Menschen gesundheitlich, und der Borkenkäfer vernichtet viele Fichtenbestände. Durch Nitrifikation wird Ammonium zu Nitrat. Nitrat gelangt durch Auswaschung auch ins Grundwasser und kann Gesundheitsschäden verursachen. Die im Boden verbleibenden Wasserstoffionen bewirken eine Übersäuerung des Bodens mit den bekannten Folgeschäden.

Das Ganze ist eine wirkliche Katastrophe, weil wir eigentlich jeden Baum brauchen, um das von uns produzierte Klimagas CO2 noch speichern zu können. Die zur Zeit stattfindende weltweite Waldvernichtung durch Waldschäden, Abholzungen, Feuer, Trockenheit und Übernutzung wird den Klimawandel erheblich beschleunigen (aktuell riesige Waldbrände in Kanada, Sibirien und Südeuropa, enormer Zuwachs von Abholzungen in den Tropen).

Bund, Land, Kommune und Verbraucher müssen sofort handeln:

– die Massentierhaltung muss sofort um die Hälfte reduziert werden. Zum Ausgleich sollten die Bauern mehr Geld für Ihre Produkte bekommen,

– durch den geringeren Anbau von Futtermitteln kann dann auch frei werdendes Land wieder aufgeforstet werden, am besten mit naturnahen Mischwäldern,

– trockene Waldgebiete dürfen nicht länger durch Entwässerungsgräben und das regelmäßige Ausbaggern dieser weiter belastet werden,

– es müssen wesentlich mehr Waldarbeiter ausgebildet und angestellt werden, um langfristig die Wälder noch retten zu können,

– den Waldbesitzern sollten wesentlich mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit sie alle notwendigen Maßnahmen umsetzen können,

– der Verbrauch von Papier muss erheblich reduziert werden, und auf Frischfaserpapiere sollte ganz verzichtet werden. Wenn immer möglich, sollte nur noch Recyclingpapier benutzt werden

– wenn möglich, sollte wenig Holz verbrannt werden (Gesundheitsschädigung durch Feinstaub, mehr Freisetzen von CO2, wenn weniger werdende Pflanzen es nicht wieder binden). Es sollte daher nur noch für langlebige Produkte verwendet werden.

Wir von der Agendagruppe in Senden werden demnächst mit Förstern und Fachleuten aus der Gemeinde überlegen, wie die Probleme vor Ort angegangen werden können, um dem Wald zu helfen, und welchen Beitrag die Öffentlichkeit dazu leisten kann.

Das alles wird uns nicht helfen, wenn wir nicht sofort radikale Klimaschutzmaßnahmen ergreifen! Dazu gehören dann auch vom Staat vorgegebene Rahmenbedingungen, also Vorgaben, Gesetze und Verbote, die dann zu einer erheblichen Reduzierung aller Klimagase führen. www.agenda21senden.de

CO2-Steuer möglichst gerecht – eine Alternative zur Diskussion

Klimaschutz ist nicht zum Nulltarif zu haben, aber die Last sollte gerecht verteilt werden. Dass die Klimaschädigung durch eine CO2-Steuer bezahlt werden muss, ist inzwischen fast unstrittig.

Nach welchem Modell das am besten funktioniert, darüber spricht auch die Sendener Agenda-Gruppe. Hier ein Textausschnitt eines Beitrages von Rob Kenius:

09. August 2019 Rob Kenius

Eine flexibler Lösungsvorschlag

Von der Parole zur Realisierung

… Es soll der Ausstoß von CO2 aus Schornsteinen und Auspuffrohren besteuert werden und der ist äußerst vielseitig und umfangreich, weil CO2 bei fast jeder Verbrennung entsteht: in Kraftwerken, Heizanlagen, Verbrennungsmotoren. Eine Ausnahme bildet die Verbrennung von Wasserstoff, bei der nicht CO2, sondern Wasser entsteht.

Den Ausstoß von CO2 beim Einsatz fossiler Brennstoffe kann man aber nicht direkt besteuern, weil die Mengen sich von Staats wegen nicht leicht bestimmen lassen. Doch die Chemie legt quantitativ fest, wie viel CO2 bei der Verbrennung eines bestimmten Materials entsteht. Man wird also das Brennmaterial besteuern, Heizöl, Diesel, Benzin, Kohle, Erdgas, Braunkohle.

Doch gleich tauchen skeptische Fragen auf. Soll man Holz ebenfalls besteuern oder Bio-Diesel? Oder besser gleich die produzierte Elektrizität? Der Strom aus der Steckdose wird am Ende durch eine CO2-Steuer in jedem Fall teurer, wenn fossile Brennstoffe besteuert werden, weil die Stromerzeuger ihre Kosten auf die Endverbraucher abwälzen. Sie werden die CO2-Steuer auf den Endpreis draufschlagen. Der Stromverbraucher zahlt dann für den Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energie und obendrein für das immer noch erzeugte CO2. Und die Energiekonzerne machen weiter satte Gewinne.

Wie soll die CO2-Steuer also realisiert werden? Es besteht wie immer die Gefahr, dass Ministerien unter Leitung bekannter Parteigrößen ein hochkompliziertes Gesetz vorlegen, das von Experten und Lobbyisten gestrickt wurde und glatt durch das Parlament geht, bis sich dann nach zwei oder drei Jahren herausstellt, dass dieses Gesetz in der praktischen Anwendung nicht den gewünschten Effekt bringt, nämlich den CO2-Ausstoß zu verringern.

Zwischen der Parole CO2-Steuer und dem Ziel Reduzierung der Treibhausgase steht ein Umsetzungsverfahren, das noch niemand überschaut. Da muss viel verhandelt, abgewogen, geplant, formuliert, mit Wahlprogrammen abgestimmt und verwässert werden.

Steuern mit Steuern

Das Ziel ist und bleibt, mit einer Steuer die Energiewirtschaft und den Konsum so zu steuern, dass die Erdatmosphäre und die Umwelt besser weg kommen und dass die Erzeuger und Verbraucher sich bewusster und disziplinierter verhalten, weil sie finanziell belastet werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es aber ein besseres Modell: Eine Steuer, die nicht erst neu zu schaffen und schwierig zu definieren ist. Wie wäre es mit einer Steuer, die bereits existiert und dann die Erzeugung und Emission von CO2 als Sonderfall enthält. Im Klartext: Man kann die erprobte Mehrwertsteuer als eine generelle Verbrauchssteuer so erweitern, dass sie eine gesonderte CO2-Steuer überflüssig macht und die gewünschten Ziele im Umweltschutz nicht nur durch Belastung von CO2, sondern auf sehr vielfältige Weise erreicht.

Diese flexibilisierte Verbrauchssteuer ist eine gestaffelte Mehrwertsteuer.

Staffelung der Mehrwertsteuer

Die CO2-Steuer müsste in jedem Fall die Eigenschaft haben, dass sie nicht akkumuliert, das heißt, dass sie nicht auf Erdöl und dann auf Benzin und andere Erdölprodukte zweimal und dreimal erhoben wird, sondern dass sie nur einmal greift. Genau so funktioniert ja die Mehrwertsteuer, die im Steuerverfahren immer wieder verrechnet wird, indem man die Vorsteuer abzieht.

Einfacher als eine neu zu konstruierende CO2-Steuer wäre es also, die Besteuerung von CO2 als Sonderfall in die Mehrwertsteuer zu integrieren. Das ist möglich durch eine Staffelung, so dass die MWSt für verschiedene Produkte, die mehr oder weniger CO2-Ausstoß bewirken, höher oder niedriger ausfällt. Das geht natürlich nicht mit der jetzt bestehenden Mehrwertsteuer, die nur drei Sätze kennt: 19%, 7% und null.

Diese Staffelung ist weder logisch noch praktisch, noch rechnerisch einfach. Sie verlangt aber trotzdem die Einordnung jeder Ware, Leistung oder Gebühr in eine der drei Stufen. Mit wenig mehr, vielleicht sogar geringerem Aufwand kann man eine MWSt erheben, die aus zwei Komponenten besteht: einem MWSt-Satz und einem Faktor oder Multiplikator, beides im einstelligen Bereich.

Der Einfachheit halber sollte der Multiplikator acht Stufen haben, von null bis sieben, digital darstellbar durch drei Bits. Der MWSt-Satz könnte generell für alle Waren und Leistungen bei 7% liegen. Das ergäbe mit dem Faktor 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 folgende Staffelung: 0%, 7%, 14%, 21%, 28%, 35%, 42%, 49%.

Mit so einer Staffelung könnte man, je nach dem Anteil von CO2, Waren und andere Leistungsangebote differenziert besteuern. An der Spitze, Heizöl und Erdgas mit dem Faktor 7=49%. Den Transport mit LKWs würde man geringer belasten, etwa mit Faktor 4=28% und Taxifahrten oder Busreisen, die Dienstleistungen darstellen mit geringerem Kraftstoffverbrauch, bekämen etwa den Faktor 3=21%.

Die Staffelung in acht Stufen dürfte reichen, um alle umweltschädlichen Verfahren und Produkte, aber auch gesundheitsschädliche Dinge auf intelligente Weise zu verteuern und gleichzeitig andere Wirtschaftsgüter von der Verbrauchssteuer zu entlasten. Es ist zum Beispiel wenig sinnvoll, dass für die Leistungen von Handwerkern, die ohnehin durch den hohen Lohnanteil stark mit Abgaben bedacht sind, auch noch mit der vollen Mehrwertsteuer 19% belegt werden, genauso hoch wie Rotwein, Flaschenbier, Schokoriegel oder Porno-Videos. Wenn handwerkliche Leistungen billiger werden, wird das Bauen billiger und Reparaturen aller Art werden rentabler.

Flexible Steuer für unterschiedliche Leistungen

Auch die Gastronomie hat in ihren Endpreisen einen sehr hohen Anteil an Lohnkosten bei voller Mehrwertsteuer. Es täte der urbanen Kultur gut, wenn beim Endpreis an der Theke oder am Tisch im Restaurant der Faktor 1 und damit ein Satz von nur 7% gelten würde. Das gilt natürlich nicht für den Einkauf von Getränken, da sollen Wirte genau so viel MWSt zahlen wie alle anderen.

Es tut sich da ein weites Feld an Möglichkeiten auf und gleich wird klar, dass CO2 nicht das einzige Produkt ist, das eine besonders hohe Besteuerung verdient. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Faktor 5 auf übermotorisierte Fahrzeuge: Motorräder, Sportwagen und SUVs? Wer solche Geräte benutzt, zeigt doch klar seinen Willen zum erhöhten Energieverbrauch und zum CO2-Ausstoß und zeigt gleichzeitig auch die Bereitschaft, sich die Sünde etwas kosten zu lassen. Faktor 7 und damit 49% wären auch nicht zu viel für erotische Darbietungen jeder Art sowie für Hubschrauber und deren Benutzung, für Privatflugzeuge und, last not least, für Kerosin.

Die gestaffelte Mehrwertsteuer macht nicht nur eine separate CO2-Steuer überflüssig, sie bietet auch die Möglichkeit für eine extra scharf gewürzte Steuer auf Kerosin, die längst schon überfällig ist. Es wäre dann auch vernünftig, auf der anderen Seite den Multiplikator für Tickets der Bahn und im öffentlichen Nahverkehr auf Null zu setzen. Was macht es für einen Sinn, wenn der Staat Gebrauchssteuern kassiert von Unternehmen die er auf der anderen Seite, im Interesse der Allgemeinheit, subventionieren muss?

Steuern und Politik

Hallo schwarz-rot-grüne Partei! Wenn du dies liest, vergiss einmal die gut gemeinten Sprüche und Parolen, sondern begib dich in die konkrete Welt der Zahlen. Es wird nur das kleine Einmaleins verlangt. Schluss mit dem Herumgedruckse auf dem Biomarkt! Statt dessen Faktor Null für alle Lebensmittel, die direkt vom Erzeuger an die Kunden verkauft werden. Faktor 1 für alle echten Bio-Produkte, in allen Branchen, nicht nur bei Lebensmitteln, aber für Wegwerf-Plastik wenigstens Faktor 5 und, leider muss ich es sagen, auch für Wein wäre Faktor 5 angemessen und Faktor 4 für Öko-Wein.

Die Gefährdung der eigenen Gesundheit sollte selbst in Zeiten der Klimawandel-Diskussion strenge Beachtung finden, genau so streng wie Umwelt-Vergehen. Also Faktor 4 auf Fleisch, auch auf Frischfleisch. In den üblichen Verbrauchsmengen belastet Fleisch enorm die Gesundheit und bei der Erzeugung werden CO2 und Methan freigesetzt. Wenn Umwelt und Gesundheit gleichzeitig krass gefährdet sind, gibt es selbstverständlich die maximal schlechteste Bewertung: Multiplikator 7 und damit 49% MWSt auf alle Unkrautvernichtungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel, egal was die wissenschaftlichen Studien und der Bauernverband dazu sagen.

Die gestaffelte Mehrwertsteuer ist ein flexibles Werkzeug, ähnlich wie eine Flex. Das kann auch Nachteile haben. So eine Flex kann Unheil anrichten, wenn sie in falsche Hände gerät. Die gestaffelte Mehrwertsteuer kann in Händen der falschen Politiker dazu verleiten, das Steueraufkommen beliebig zu erhöhen und, was besonders nachteilig ist, schon die Idee kann dazu führen, dass Politikerinnen und Politiker sich in Debatten über Waren, Warengruppen und Dienstleistungen verheddern, so dass ein Beschluss für die Staffelung der MWSt erst gar nicht zustande kommt. Das ist im heutigen Politbetrieb leider der Normalfall, insbesondere dann, wenn Experten aus der Wirtschaft (Lobbyisten) hinzugezogen werden, etwa die Hersteller von Sozial unverträglichen Vehikeln (SUVs) aus der Automobilindustrie.

Dieses letztere Problem wird aber die CO2-Steuer, die jetzt in vieler Munde ist, in gleichem Maße treffen. Die angepeilte CO2-Steuer muss je nach Menge des CO2-Gases, das für ein Produkt freigesetzt wird, ja auch irgendwie gestaffelt sein und möglichst gerecht auf die Endkunden (nicht nur auf die Verbraucher!) verteilt werden. Mit einem klaren und transparenten System aus einfachen Zahlen ist dies besonders einfach und übersichtlich.

Das System der gestaffelten Mehrwertsteuer kann auch leicht variiert werden, denn es gibt zwei Parameter. Man kann jeden Artikel mit einem anderen Multiplikator nach oben oder unten einstufen und dann das Gesamtaufkommen der MWSt durch einen Steuersatz von 5% bis 9% festlegen. Bei langen Verhandlungen zwischen Interessenvertretern und Ausgleichspolitikern sind auch Stellen hinter dem Komma diskutabel, obwohl das eigentlich nicht so gedacht war.

Wir brauchen Politiker, die sich nicht scheuen, deutlich zu erklären, was sie wollen, und die das dann auch durchführen. Wir brauchen Wähler, die sich nicht auf Wischi-Waschi-Parolen einlassen, wie mehr Wohlstand für alle. Auch der Lockruf nach einer CO2-Steuer genügt nicht, um konkret etwas zu erreichen, weil CO2-Steuer bis jetzt nur ein Schlagwort ist. Wesentlich besser ist das flexible System einer gestaffelten Mehrwertsteuer mit zwei Parametern.

Das Prinzip der gestaffelten MWSt entstammt dem Buch „Leben im Geldüberfluss. Umwelt und Politik im Griff der Finanzwelt“ von Rob Kenius.

https://www.heise.de/tp/features/CO2-Steuer-Steuer-auf-Fleisch-4488965.html?seite=all