Vortrag Prof. Klemm über Feinstaubbelastung und Folgen (Zusammenfassung)

Plakat Klemm Oktober 2015A

Zusammenfassung Vortrag vom 28.10.15 im Bürgersaal, Rathaus  Senden Thema: Feinstaubbelastung – Ursachen und Folgen

Referent: Prof. Dr. Otto Klemm, WWU Münster, Climatology Working Group

1. Definition Feinstaub:

– Unter Feinstaub versteht man Aerosolpartikel in der Luft in einem Größenbereich zwischen 2 nm und 100µm – Partikel unterscheiden sich in Aussehen, Zusammensetzung, Dynamik, Wirkung,..

Kleinere Partikel   < 2 µm Größere Partikel > 2 µm
Quelle: * Verbrennungsvorgänge (Kohle, Öl, Biomasse, Kfz) * intensive Landwirtschaft * Nukleation von Gasmolekülen Quelle: * Erosionen vom Festland * Partikel von Ozeanen (z.B. Meersalz) * Flugasche
Zusammensetzung: * Sulfat, Nitrat, Ammoniak, Schwefeldioxid, Stickoxide,    Wasserstoff, Kohlenstoff, organische Komponenten Zusammensetzung: * Gesteinsmaterial, Seesalz, Pollen, Sporen, Reifenabrieb,    Flugasche
* Lebenszeit in der Atmosphäre:*    Tage – Wochen Lebenszeit in der Atmosphäre:* * Minuten – Tage
Transportdistanz:

* bis zu 10.000de km

Transportdistanz: * bis 10er km
Beweglichkeit: * sehr dynamisch Beweglichkeit: * eher träge
Gesundheitlicher Aspekt: * sind lungengängig  und können über die Blutbahn in    den Körper aufgenommen werden Gesundheitlicher Aspekt: * können z.T. eingeatmet werden (detailliert siehe unten)

*… danach liegen sie im Regen oder im Boden gebunden vor (Sedimentation)

2. Quellen: – Feinstaub ist immer eine Mischung aus natürlichen und künstlichen, vom Menschen gemachten (anthropogenen)    Quellen. – natürliche Quellen: Mineralstaub, Seesalz, natürliche Brände – künstliche Quellen: Verbrennungsprozesse, Industrie, Landwirtschaft – weltweit haben die natürlichen Quellen einen Anteil von 90%, in stark besiedelten und industrialisierten Gebieten    verschiebt sich der Anteil immer mehr zu den künstlichen Quellen 3. Auswirkungen: – Feinstaub existiert immer – er ist wichtig für die Wolkenbildung und hat Einfluß auf den Strahlungshaushalt der Atmosphäre (viele Aerosolpartikel    wirken der Klimaerwärmung entgegen, speziell Rußpartikel begünstigen aber den Treibhauseffekt) – Auswirkung auf die Gesundheit:  je kleiner die Partikel sind, desto tiefer gelangen sie in die Lunge: * Partikel 5 -10 µm erreichen lediglich den Nasen-Rachen-Raum (und werden über die jeweiligen Sekrete wieder    ausgeschieden) * Partikel 3 -5 µm werden eingeatmet und gelangen in die Luftröhre * Partikel 2 – 3 µm erreichen die Bronchien * Partikel 1 -2 µm gelangen bis in die Bronchiolen * Partikel 0,1 – 1 µm gelangen bis in die Alveolen und können von dort in die Blutbahn und damit in den gesamten    Körper gelangen und verschiedene Krankheiten begünstigen (Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall,…) – es gibt keine untere Grenzkonzentration, die als ungiftig gilt => Feinstaub ist immer schädlich – in dicht besiedelten Industriestaaten kann die durchschnittliche Lebenserwartung um bis zu 35 Monate reduziert sein   (in Deutschland im Jahr 2000 ca. 20 Monate) => jede Reduktion von Feinstaub lohnt sich im Interesse der Gesundheit!

Europäisches Recht:

– Einteilung der Partikel nach Größe:

* PM10:  Partikel kleiner/gleich 10 µm

* PM2,5: Partikel kleiner/gleich 2,5µm

* PM 1:   Partikel kleiner/gleich 1 µm

– nach Europäischem Recht darf

* die Jahresdurchschnittskonzentration von PM10 nicht über 40 µg/ m³ liegen bzw.

* der Tagesmittelwert von PM10 max. 35x im Jahr größer als 50 µg/ m³ sein

Das Dilemma dieser Vorgaben ist, dass die Massekonzentration von Feinstaub zwar hauptsächlich von großen Partikeln (PM 10) bestimmt ist, die toxische Wirkung aber von den kleinen Partikeln ausgeht. Die Messverfahren für kleine Partikel sind außerdem noch nicht standardisiert.

4. Feinstaubbelastung im Münsterland – keine Messstation direkt in Senden – die Feinstaubkonzentration eines Gebietes setzt sich immer zusammen aus:

* Partikel aus dem Gebiet selbst (= städtischer Hintergrund)     * Partikel, die aus dem Umland eingetragen werden (= regionaler Hintergrund)

* Partikel, die nur in Spitzenzeiten anfallen (z.B. Berufsverkehr) – laut LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW) wurde der Tagesmittelwert von PM10 bis    einschließlich 23.10.15 an der Meßstation Weseler Straße in Münster an 13 Tagen des Jahres überschritten (zum  Vergleich: Gelsenkirchen, Kurt-Schumacher-Straße  25 Tage) – im Winter ist die Feinstaubbelastung meist größer als im Sommer: Heizung; Luft im Winter stabiler, wodurch sich die   Partikel stärker anreichern – lokale Jahresspitzen: Osterfeuer, Silvester – von 1968 bis 2012 ist die Feinstaubkonzentration (Jahresmittel) im Rhein-Ruhr-Gebiet um den Faktor 10    zurückgegangen; das zeigt, dass Umweltschutzmaßnahmen (Wegfall von Industrie, effektive Filtertechnik, Umweltzonen,…) Wirkung zeigen.

Die Agenda21Senden dankt Prof. Dr. Klemm recht herzlich für diesen sehr informativen Vortrag.

gez. MilKa
 

Besichtigungstour von Gefahrenstellen für Radfahrer in Senden

Fahrradklimatest auch in Senden

ProRad Senden

Was kann für mehr Sicherheit der Radfahrer in Senden unternommen werden? Dieser Frage geht die Gruppe Agenda21Senden seit geraumer Zeit nach. Zahlreiche Hinweise aus der Bürgerschaft sind eingegangen. Nun sollen die Gefahrenstellen aufgesucht und fachkundig beurteilt werden. Dazu hat die Agenda-Gruppe zwei Ortspolizisten, Herrn Wehrland und Herrn Rüdiger, eingeladen. Bei gutem Wetter wird dazu eine kleine gemeinsame Radtour durchgeführt, bei schlechtem Wetter sollen die Gefahrenstellen anhand von Kartenmaterial besprochen werden. Die Agenda-Gruppe trifft sich dazu am Dienstag, den 3.11. , um 16.30 Uhr vor dem Rathaus. Die Sendener Bürgerschaft ist eingeladen. Interessenten melden sich bitte umgehend bei Wolfgang Dropmann unter der Handynummer 0171-5778303.

EU will mehr Schadstoffe auf der Straße erlauben = höhere Sterberate erlauben

Abgastests für Pkw:

28. Oktober 2015

Abgas Quelle: dpa

Die EU-Staaten haben sich offenbar auf neue Regelungen bei Abgastests geeinigt.  Bild: dpa

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Laut Insidern sollen sich die EU-Staaten auf neue Regeln bei Pkw-Abgastests geeinigt haben. Demnach dürfen Abweichungen auf der Straße gegenüber Laborwerten ab 2017 höher sein als bisher – eine Folge der VW-Abgasaffäre.

Ungeachtet der hitzigen Debatte über Konsequenzen aus der Abgasaffäre bei Volkswagen lassen die EU-Staaten bei neuen Vorgaben für Pkw-Tests Milde walten.

In der WiWo weiterlesen

Kanalufer – es muss nicht alles durchgestylt sein

Do., 02.07.2015,  von Siegmar Syffus, WN

Kanalufer ist bei Sendens Jugend beliebt: Planschen, Chillen, Freunde treffen

Ungestörte Entspannung suchen Jugendliche und junge Erwachsene am Sendener Kanalufer beim Chillen, Planschen und Bötchen fahren.

Ungestörte Entspannung suchen Jugendliche und junge Erwachsene am Sendener Kanalufer beim Chillen, Planschen und Bötchen fahren. Foto: sff

Senden – Die ungezwungene Atmosphäre und die Freiheit am Sendener Kanalufer wird von vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen geschätzt: Freunde treffen und Badespaß zum Nulltarif.

Über dem Kanalufer brütet hochsommerliche Hitze. Drüben, am Wendebecken, haben drei Mädchen ihre Decke ausgebreitet, hocken entspannt im Schatten eines Baumes und haben einander „Wichtiges“ zu erzählen. Wenige Meter entfernt springt ein Junge in das Erfrischung versprechende Nass. Und auch auf der ortszugewandten Seite des Kanals herrscht Ferienstimmung: Zwei junge Männer in einem Schlauchboot lassen sich genüsslich treiben. Auf dem Grünstreifen vor der Wohnanlage „Liesert“ brutzeln derweil Sonnenhungrige in der Bruthitze. Von irgendwo her pocht Musik aus einem Ghettoblaster.

„Speicher statt Fernleitungen!“

Streitgespräch in der taz. über Netzausbau mit Patrick Graichen und Wolf von Fabeck

Brauchen wir die neuen Stromtrassen von Nord nach Süd? Zwei Befürworter der Energiewende sind sich alles andere als einig.

Strommasten und Windräder

Stromtrassen und Windräder in der Nähe von Eisenach, Thüringen.  Foto: imago

taz.am wochenende: Sie sind beide Befürworter der Energiewende – beim Netzausbau haben Sie eine gegensätzliche Meinung. Warum halten Sie neue Fernleitungen für erforderlich, Herr Graichen?

Patrick Graichen: In einer Welt, in der 80 bis 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen, wird der größte Teil von Windkraftanlagen produziert werden. Davon gehen alle Szenarien aus. Dieser Windstrom wird vor allem in Norddeutschland erzeugt werden, weil die Voraussetzungen dort besser sind. Die größten Verbrauchszentren liegen aber in Bayern und Baden-Württemberg. Die bestehenden Leitungen langen nicht, um die künftig benötigten Mengen zu transportieren. Deswegen werden wir um neue Fernleitungen nicht herumkommen.

Herr von Fabeck, Sie halten neue Fernleitungen für überflüssig. Warum?

Wolf von Fabeck: Es stimmt, dass der Windstrom im Moment hauptsächlich im Norden erzeugt wird, weil man dort mit gleichem Aufwand mehr gewinnen kann. Aber statt neue Fernleitungen zu bauen, was nicht billig ist, kann man auch im Süden eine etwas höhere Einspeisevergütung bezahlen, damit die Windkraft ausgebaut wird. Wir wollen kleine, in sich überlebensfähige Regionen, in denen die Versorgung durch Wind, Sonne und Speicher in der Nähe der Verbraucher gewährleistet wird.

 

In der Wüste Marokkos wird gerade ein revolutionäres Projekt Wirklichkeit

 26/10/2015 von Lea Kosch, Huffington Post

 

Die marokkanischen Stadt Ouarzazate ist berühmt. In der schroffen, roten Landschaft am Rande der Wüste wurden schon Kinoklassiker wie „Lawrence von Arabien“ gedreht. Auch der Kultserie „Game of Thrones“ diente die Wüstenstadt als Drehort.

Nun jedoch ist Ouarzazate wegen eines ganz anderen Megaprojekts in den Schlagzeilen. Denn dort entsteht gerade etwas, das Marokko wohl so gut wie niemand zugetraut hätte: das größte Solarkraftwerk der Welt.

Weiter in der Huffington Post

Energiesteuer und Energiegeld zur Integration von Flüchtlingen und Langzeitarbeitslosen in das Wirtschaftssystem

Foto: greentech solar

Foto: greentech solar

Wolf von Fabeck, SFV:   Immer wieder treffen wir auf das Phänomen, dass wir uns von verschiedenen politischen, klimatischen, technischen und sozialen Entwicklungen beunruhigen lassen, dass wir aber die Zusammenhänge nicht erkennen und deswegen nur an den Symptomen herumkorrigieren, anstatt die zu Grunde liegenden Fehlsteuerungen in Ordnung zu bringen.

So geht es uns zum Beispiel auch bei der beunruhigenden Zunahme nationalistischer Parolen und Aggressionen gegen die zunehmende Zahl von Flüchtlingen. Kaum jemand bringt diese Aggressionen in einen Zusammenhang mit dem herrschenden Ungleichgewicht zwischen Energiesteuer und Besteuerung von menschlicher Arbeitskraft. Und zugegebenermaßen ist dieser Zusammenhang auch nicht eindeutig, doch es könnte sich lohnen, dieses Ungleichgewicht so schnell wie möglich abzubauen. Wenn dies zu einer Entspannung der Situation beitragen kann, so sind wir moralisch verpflichtet, solchen Hinweisen nachzugehen und sie öffentlich weiterzugeben:

Warum fehlen in den sozialen Einrichtungen Arbeitskräfte? Warum haben Krankenschwestern kaum noch Zeit für aufmunternde Gespräche mit bettlägrigen Patienten. Warum müssen sich Lehrer mit viel zu großen Klassen abmühen? Warum finden sich keine Allround-Handwerker mehr, die im Haushalt notwendige Reparaturen durchführen? Warum gibt es nicht genügend Handwerksbetriebe, Möbelschreinereien, Schuhreparaturbetriebe, Änderungsschneidereien, Fernsehreparaturbetriebe. Warum werden technische Geräte mit nur kleinen Fehlern „entsorgt“ anstatt repariert? Warum werden Hecken nur alle 3 Jahre, dann aber unsinnig radikal zurückgeschnitten. Warum werden Wärmedämmmaßnahmen im Gebäudebestand so zögerlich durchgeführt?

Wir schieben einen ganzen Stau dringlich zu erledigender Arbeit vor uns her, und die Ursache ist immer die gleiche: Die Personalkosten sind zu hoch. Auf der anderen Seite leben in den Flüchtlingsunterkünften Menschen, die teilweise genau die Tätigkeiten gelernt haben, die wir hier schon lange brauchen. Viele von ihnen sind hochmotiviert, lernen unsere Sprache und möchten sich nützlich machen. Mancher Handwerksmeister, mancher Personalchef würde solche Menschen gerne einstellen, wenn – wie gesagt – nur die Personalkosten nicht so hoch wären.

Erinnern Sie sich: Ähnliche Probleme hatten wir schon einmal vor über 10 Jahren – Stichwort „strukturelle Arbeitslosigkeit“. Durch die Schrödersche Hartz IV Reform wurde das Problem damals nicht grundlegend gelöst, sondern nur statistisch versteckt. Es entstand das Millionenheer der Hartz IV Empfänger, die heute voller Sorge und Unverständnis auf den anschwellenden Flüchtlingsstrom blicken: Jeder dieser Flüchtlinge könnte ein weiterer Mitbewerber auf dem Arbeitsmarkt werden. Alle Appelle an Menschlichkeit und Mitleid werden verhallen, wenn es nicht gelingt, diese Sorge grundlegend zu dämpfen.

Der SFV hatte damals auf Anregung von Jürgen Grahl ein Programm gegen die strukturelle Arbeitslosigkeit entwickelt, das mit geringen Korrekturen auch heute noch sinnvoll umgesetzt werden könnte.

http://www.sfv.de/artikel/energiesteuer_und_bedingungsloses_energiegeld.htm

Hier seien nur die wesentlichen Gedanken angedeutet: Die Energiekosten der energieintensiven Unternehmen sind im Vergleich zu den Lohnkosten der arbeitsintensiven Unternehmen so gering, dass die energieintensiven Unternehmen erheblich höhere Gewinne erzielen. Kapitalgeber ziehen deshalb ihr Kapital von den arbeitsintensiven Unternehmen ab und investieren lieber in energieintensive Unternehmen. So kommt es nicht nur zur Stellenknappheit und hohen Kosten in den eingangs erwähnten Unternehmen, sondern es tritt ein unverantwortlicher Raubbau an den Bodenschätzen unserer Erde ein (ein weiterer oft vernachlässigter Zusammenhang). Hierzu mögen wenige Beispiele genügen: Die Grundstoffindustrie z.B. Aluminiumhütten oder Düngemittelhersteller plündern mit Hilfe billiger Energie die Bodenschätze in unverantwortlichem Tempo und erzeugen daraus billige Grundstoffe. Oder der Fernverkehr frisst Erdölreserven, um skandinavische Crevetten nach Marokko zu fliegen, damit sie dort geschält werden, weil dort die Handarbeit bedeutend billiger ist (danach werden die Schalentiere wieder gekühlt, zurückverfrachtet und verkauft). Oder für tausend andere vermeidbare Aufgaben wird billige klimaschädliche Energie verschwendet.

Dies alles könnte weitgehend verbessert werden, wenn Energie stärker besteuert würde und die Energiesteuereinnahmen an alle Einwohner unabhängig von deren Energieverbrauch gleichmäßig als „Energiegeld“ nach Kopfzahl zurückgegeben würden. Berechnungen zeigen, dass eine Energiesteuer von knapp 12 Cent/kWh zu einem bedingungslosen monatlichen Energiegeld von ungefähr 100 Euro für jeden Einwohner ausreicht. Und bei arbeitsintensiven Unternehmen könnte eine aus der Energiesteuer finanzierte und steuerfreie staatliche Zulage von 21 Prozent zum Lohn die Konkurrenzfähigkeit herstellen. Es können mehr Mitarbeiter eingestellt werden – auch Flüchtlinge! Diese Möglichkeit sollte Deutschland rasch nutzen, ehe sich hier die nationalistischen Tendenzen weiter ausbreiten. Wir sollten das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten machen. Und wir sollten in der Öffentlichkeit darüber sprechen.

Auf Ihre Kommentare, liebe LeserInnen freuen wir uns. <fabeck@sfv.de>

Biotopverbundlinien überall statt Landraub und Kaputtpflege!

Ein blühender Randstreifen ist eine Augenweide an jeder Straße, außerorts und innerorts.

Ein blühender Randstreifen ist eine Augenweide an jeder Straße, außerorts und innerorts.


Die besorgniserregenden Nachrichten zum Artensterben auch in NRW und im Münsterland reißen nicht ab. Der Artenschutz-Report 2015 des Bundesamtes für Naturschutz
ist nur einer von vielen Hinweisen auf den Ernst der Lage. Biodiversitätsstrategien sollen das Sterben der Pflanzen- und Tierarten stoppen.

In den oft ausgeräumten Agrarlandschaften mit Monokulturen verbunden mit massiven Gülle- und Pestizideinträgen bilden die letzten Biotopverbundlinien in Form von Hecken,
Krautsäumen und Feldrainen die unverzichtbaren Lebensadern für viele Tiere und Pflanzen. Leider werden aber nahezu überall die Hecken zu ökologisch wertlosen Spalieren
verschnitten und die kommunalen Wegeseitenränder (illegal) landwirtschaftlich genutzt. Zu allem Überfluss werden dann oft auch noch die verbliebenen schmalen Streifen
totgespritzt oder ständig abgemäht, wobei oft das Mähgut häufig liegen bleibt. Da es kaum noch Blühpflanzen gibt und erst recht die Samenstände nicht über Winter stehen bleiben, wird den Insekten und Kleintieren der Lebensraum und die Nahrungsgrundlage genommen. Die Grünlandflächen sind zumeist auch eher Todeszonen als Lebensraum.

Spätestens seit dem Übereinkommen zur biologischen Vielfalt der UN-Konferenz von Rio de Janeiro sind Biodiveritäts-Maßnahmen dringend geboten. Bis heute sind lokale Umsetzungen eher spärlich, weil die Naturschutz-Gesetze bisher zu schwammig formuliert und ohne Sanktionsdruck sind. Im „Lengericher Wegrain-Appell“ setzen sich Teilnehmer einer Fachtagung der Natur- und Umweltschutzakademie NRW für die umfassende Wiederherstellung der Feld- und Wegraine als „unverzichtbare Refugien für Flora und Fauna“ sowie für eine nach ökologischen Kriterien ausgerichtete Feld- und Wegrandpflege ein. Die Rahmenvereinbarung zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium NRW und Landwirtschaftsverbänden sieht sogar ergänzende „Blühstreifen oder Brachestreifen“ entlang von Feldern vor, um so „in Verbindung mit der Pflege und dem Erhalt von Feldrainen vernetzende Strukturen zu entwickeln.“

Glücklicherweise gibt es inzwischen viele lokale Initiativen zur Rückholung der kommunalen Wegeseitenränder, z.B. im Landkreis Soest, im Kreis Emsland, im Kreis Düren,
und auch im Münsterland (u.a. in Bocholt). In der Stadt Vreden wird vorbildlich mit dem „Föderverein Kulturlandschaft Vreden“ eine Biodiversitätsstrategie erstellt, die eine Erfassung (amPC) und Optimierung „sämtlicher Randstreifen an den städtischen Wirtschaftswegen“ sowie ein Heckenerfassungs- und Pflegekonzept vorsieht. Diese verschienden Ansätze sollten dringend vernetzt werden, damit eine flächendeckende Schaffung von Biotopverbundlinien im Land möglich wird. Die wiedergewonnen Flächen sollten mit neuen Hecken und artenreichen mehrjährigen Säumen und Feldrainen versehen werden und eine naturnahe anschließende Pflege sollte gleich mit festgelegt werden (lokale Patenschaften bieten sich an). Auch die Ränder der Gräben und Gewässer sollten nicht vergessen werden!
NABU- und BUND-Mitglieder und der Arbeitskreis Heckenschutz wollen im Münsterland einen Musterantrag für entsprechende Anträge in Kommunen und Kreisen erarbeiten. Ergänzende Materialien werden zur Zeit zusammengestellt.
Ein Beitrag von Jürgen Kruse. Wer sich einbringen möchte mit Hinweisen, lokalen Anträgen etc. oder Informationen benötigt, sollte sich wenden an: T: 02566-9709087 oder: info@heckenschutz.de

Gutes Beispiel: Die Blumenstadt Mössingen